Passau - Richard Wagners "Ring des Nibelungen" in Buenos Aires unter der Regie von Wagner-Urenkelin Katharina in einer auf sieben Stunden gekürzten Fassung droht offenbar zu scheitern. Sechs Wochen vor der geplanten Premiere am 27. November fehlten Verträge, sei Geld nicht bezahlt, dafür ein Maulkorb verhängt worden. Das gehe aus entsprechenden Schreiben hervor, berichtet die "Passauer Neue Presse" (Donnerstagausgabe).
Es herrsche "extreme Frustriertheit" bei den Beteiligten. Regisseurin Katharina Wagner gab dazu eine knappe Stellungnahme ab: "Ich habe einen Vertrag und diesen werde ich einhalten", sagte sie der Zeitung.
Zum 200. Geburtstag Richard Wagners, der 2013 gefeiert wird, nahm das argentinische Opernhaus Colón den "Ring des Nibelungen" auf den Spielplan, von Produzent und Pianist Cord Garben in zweijähriger Arbeit von 16 auf 7 Stunden gekürzt. Die Fachwelt ist seitdem gespannt auf die deutsche Produktion am berühmten Teatro Colón, das als eines der schönsten Opernhäuser der Welt gilt. (nmz: Die Ticketpreise für den Colón Ring bewegen sich zwischen 360 Dollar für den Stehplatz und 3000 Dollar für die besten Plätze)
Wie die Passauer Neue Presse unter Berufung auf interne Kreise berichtet, häufen sich auf der Zielgeraden die Probleme. So sei Dirigent Julien Salemkour erst (nmz: gegen Roberto Paternostro) ausgetauscht und schließlich wieder eingesetzt worden, statt von vier vereinbarten Vorstellungen sei plötzlich nur noch von zweien die Rede. (nmz: Zudem hat sich einer der Hauptsponsoren, der argentinische staatliche Ölkonzern YPF zurückgezogen, wie in einem argentinische Blog zu lesen ist). Von Botschaftsseite werde den Beteiligten geraten, sich nicht öffentlich zu äußern. Das könne "das Projekt ernsthaft gefährden". Hinter den Querelen werden dem Bericht zufolge politische Auseinandersetzungen zwischen der sozialistischen Regierung und der konservativen Stadtregierung, der das traditionsreiche Opernhaus in Buenos Aires untersteht, vermutet.
In der kommenden Woche wolle Regisseurin Wagner nach Buenos Aires fliegen. Wen sie dort als "Ring"-Team vorfinde, sei ungewiss. Ein Teil des ambitionierten Projekts sei schon gescheitert. Die Deutsche Welle plante eine 90-minütige Dokumentation über die "Ring"-Produktion, eine Vorstellung sollte im Internet übertragen werden. Weil wegen der Vertragsstreitigkeiten keine Rechte der Künstler vorliegen, werde es auch keine DVD-Produktion geben.
s. auch: Deutsche Welle sendet den “Colón Ring“ im Livestream aus Buenos Aires