Unter Gangstern: Münchner «Freischütz»-Premiere als Livestream +++ Martha Argerich gibt Online-Konzert mit Hamburger Symphonikern
Unter Gangstern: Münchner «Freischütz»-Premiere als Livestream
Normalerweise wären die Karten für die Neuinszenierung der Oper «Der Freischütz» an der Bayerischen Staatsoper heiß begehrt. Doch weil Theater wegen Corona immer noch geschlossen sind, geht das Haus einen anderen Weg und lädt die Zuschauer kostenlos ein.
München - Die Bayerische Staatsoper öffnet am Samstag ihren Vorhang zur Premiere von Carl Maria von Webers romantischer Oper «Der Freischütz» - allerdings nur virtuell. Die Neuinszenierung von Dmitri Tcherniakov unter musikalischer Leitung von Antonello Manacorda werde ab 19.00 Uhr kostenlos im Livestream gezeigt, teilte die Oper in München mit. Ab 18.30 Uhr gibt es eine Einführung in den Abend, an dem Golda Schultz ihr Rollendebüt als Agathe geben wird. Pavel Cernoch ist als Max zu sehen, Anna Prohaska als Ännchen.
Die Oper erzählt von dem jungen Jäger Max, der seine Geliebte Agathe heiraten will. Der Brauch verlangt jedoch, dass er bei einem Probeschuss ins Ziel treffen muss. Eigentlich kein Problem, aber Max ist aus unerfindlichen Gründen schon länger kein Schuss mehr geglückt. Aus Verzweiflung lässt sich der Jäger auf einen Pakt mit diabolischen Mächten ein. Eine Entscheidung mit dramatischen Folgen.
Eigentlich spielt die Handlung des 1821 uraufgeführten Stückes unter anderem in dörflicher Natur und in einer Schlucht. Tcherniakov verlegt sie in die heutige Zeit ins Gangstermilieu. Ort der Handlung ist die Suite eines Wolkenkratzers. Der Probeschuss ist Teil eines brutalen Rituals, mit dem Max in die Familie des mächtigen Gangsters Kuno aufgenommen werden soll.
Wer das Stück nicht allein erleben will, kann an der Watchparty der Staatsoper teilnehmen, bei der sich die Zuschauer austauschen können und Hintergründe über die Inszenierung und die Oper erfahren. Nach der Premiere stellt die Oper das Video in Kooperation mit BR-Klassik noch 30 Tage lang im Internet zum Abruf bereit.
Martha Argerich gibt Online-Konzert mit Hamburger Symphonikern
Hamburg - Die argentinisch-schweizerische Starpianistin Martha Argerich will auch in Corona-Zeiten nicht auf ihre Auftritte in der Hamburger Laeiszhalle verzichten. Deshalb hat die 79-Jährige vor wenigen Tagen mit den Hamburger Symphonikern einen Konzertfilm aufgenommen, der am Freitag in einer Woche (19. Februar) kostenlos online angeschaut werden kann. «Die letzten Aufnahmen wurden am Sonntag abgeschlossen», sagte ein Orchestersprecher am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
Gemeinsam mit Martha Argerich bringen die Symphoniker und Chefdirigent Sylvain Cambreling dafür das «G-Dur-Konzert» von Maurice Ravel auf die Bühne. Zudem wird das Orchester die Ravel-Suite «Le Tombeau des Couperin» und sowie die 8. Sinfonie von Ludwig van Beethoven spielen.
«Musik sagt uns, was keine andere Sprache sagen kann. Daran müssen wir uns gerade jetzt erinnern. Außerdem macht Ravels G-Dur-Konzert so viel Freude und bringt uns Licht in diesen besonderen Zeiten. Wir Menschen brauchen das», sagte Argerich laut Mitteilung dazu.
Das Konzert geht zudem mit einer Besonderheit einher: Argerich spielt erstmals auf einem neu restaurierten Flügel der Symphoniker Hamburg, der auch «Das blaue Wunder» genannt wird. An dem Instrument sei die offenporige Mattierung im Dunkelblau der Symphoniker auffällig. «Der 1925 in Hamburg gebaute Steinway-Flügel wurde von der Klangmanufaktur Hamburg speziell für die Symphoniker in der Laeiszhalle restauriert», hieß es weiter.
Im Anschluss an das Konzert wollen die Symphoniker Hamburg über das Thema «Kultur nach Corona - was kann und sollte das sein?» unter anderem mit den Künstlern, dem Intendanten Daniel Kühnel sowie Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) diskutieren. Zudem ist eine Online-Umfrage unter den Zuschauern geplant.