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Preisgekrönter Tanz vor vollbesetzten Kissen

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Hamburger Jugendorchester mit kindgerechter Musikpräsentation
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„Was ist eigentlich ein Kissenkonzert?“ Diese Frage stellten sich beim Auftritt des Hamburger Jugendorchesters in der Winsener Stadthalle nur hoffnungslose Outsider. Die meist jugendlichen „Profis“ dagegen kamen mit einem abenteuerlich anmutenden Sammelsurium an Kissen, Decken, Isomatten und weniger genau zu definierenden Unterlagen unter dem Arm herbei und besetzten im Handumdrehen den von Stühlen befreiten vorderen Teil des Zuschauerraumes. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich auch die „mitgebrachten“ Eltern in diesem ungewohnten Ambiente sichtlich wohlfühlten und es sich vor den neidischen Blicken der im hinteren Teil des Saales untergebrachten „Stuhlsitzer“ bequem machten. Der mit viel Liebe erstellte und mit bunten Figuren dekorierte Programmzettel wurde von dem jungen Publikum ausgiebig diskutiert und der Beginn der Ereignisse mit unüberhörbarer Spannung erwartet. Martin Sieveking, der Moderator des Konzerts, präsentierte dann mit dem Trompeter Matthias Höfs zunächst den Solisten des Nachmittags. Im unterhaltsamen Gespräch gaben beide den Zuhörern einen Einblick in die Geschichte, Entwicklung und Möglichkeiten der Trompete, ohne dabei jemals schulmeisterlich oder unverständlich zu werden. Matthias Höfs hatte eine Reihe verschiedener Instrumente mitgebracht, mit denen er eine Reihe unterschiedlichster Klangbeispiele zur Illustration gab. Zusammen mit dem Hamburger Jugendorchester unter seinem Dirigenten Marius Bazu lieferte er danach eine überzeugende Interpretation des Haydn’schen Trompetenkonzerts in Es-Dur. In der Pause gab es an der Bar dann statt Sekt Brause und Lakritz. Logisch eigentlich für ein Kinderkonzert und, wie der stürmische Andrang zeigte, auch kommerziell eine lukrative Idee – man muß nur drauf kommen. In der zweiten Hälfte des Konzerts wurde dann zur Musik von Paul Hindemiths „Tanz der Holzpuppen“ und Georges Bizets „Jeux d’enfants“ nach einer Choreographie von Indrani Delmaine eine wundervoll bunte Geschichte auf die Bühne gezaubert. In dieser gelungenen Mischung aus Ballett, Pantomime, Erzählung und ein bißchen Kasperletheater agierten Judith Carlson und Niklas Ulbricht in originellen Kostümen und mit immer wieder überraschenden Requisiten auf und vor der Bühne, während der Erzähler Martin Sieveking das engagierte junge Publikum immer wieder geschickt in die Handlung einband. Wie bekanntermaßen Hitchcock in seinen Filmen oft eine stumme Nebenrolle übernahm, trat auch der Solist Matthias Höfs noch einmal auf, ohne jedoch in das musikalische Geschehen einzugreifen. Am Ende gab es frenetischen Beifall für alle Beteiligten. Einen Glückwunsch an das Hamburger Jugendorchester für die tolle Idee und die Bereitschaft, bei diesem Konzert eine mehr „dienende“ Rolle zu übernehmen. Zur Abrundung des positiven Gesamteindrucks bleibt noch zu erwähnen, daß die Einnahmen einem wohltätigen Zweck zugute kamen.

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