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Jugend musiziert nicht nur auf der Querflöte. Ab 2009 wird gerockt. Foto: nmzMedia
Jugend musiziert nicht nur auf der Querflöte. Ab 2009 wird gerockt. Foto: nmzMedia
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Regionalausscheide „Jugend musiziert“ beginnen - Premiere für Popmusik

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Bundesweit finden im Januar regionale Ausscheide für den Wettbewerb „Jugend musiziert“ statt, der 2009 schon zum 46. Mal ausgerichtet wird. Erstmals können dieses Mal auch junge Popmusiker teilnehmen. Auf diese Weise soll ein noch stärkerer Anreiz für Jugendliche geschaffen werden, ein Instrument zu erlernen.

Dresden (ddp-lsc). Gefeilt wird bis zur letzten Minute. «An dieser Stelle musst du die Töne scharf anblasen», ruft Lehrerin Andrea Deutschmann durch den Saal. Auf der Bühne setzt ihre Schülerin Corinna Golde die Querflöte an die Lippen und probt noch einmal die verspielte, aber schwierige Passage aus einem barocken Flötenkonzert. Dann nimmt die Jury wieder Platz, und es wird Ernst für Corinna beim Dresdner Regionalausscheid des Wettbewerbs «Jugend musiziert».

Seit fünf Jahren lernt Corinna Golde Querflöte; zum zweiten Mal steht sie bei «Jugend musiziert» auf der Bühne. Als sie die Noten auf das Pult sortiert, glühen ihre Wangen. «Das Lampenfieber ist groß», sagt die 13-jährige Schülerin. Schließlich geht es an diesem Nachmittag im Saal des Heinrich-Schütz-Konservatoriums um einiges: Wer in den rund 15 Minuten seines Auftritts die fünf Juroren überzeugt, kann zum Landesausscheid und schließlich sogar zum Bundeswettbewerb zugelassen zu werden. «Das ist der Höhepunkt des Musikschuljahres», sagt Deutschmann. «Hier messen sich die Schüler aus der gesamten Region.»

Nicht nur in Dresden haben in diesen Tagen junge Musiker mit Querflöte, Trompete, Orgel oder Mandoline ihren großen Auftritt: Bundesweit finden im Januar regionale Ausscheide für den Wettbewerb statt, der 2009 schon zum 46. Mal ausgerichtet wird. Erstmals können dieses Mal auch junge Popmusiker teilnehmen. Auf diese Weise solle ein noch stärkerer Anreiz für Jugendliche geschaffen werden, ein Instrument zu erlernen, sagt der Geschäftsführer des Sächsischen Musikrats, Torsten Tannenberg. Der Musikrat richtet den Wettbewerb im Freistaat aus. Zunächst sei in diesem Jahr im Bereich Pop der Bass in die Wertung aufgenommen worden. In den nächsten Jahren sollen Gitarre und Gesang dazukommen.

Ursprünglich wurde «Jugend musiziert» laut Tannenberg gegründet, um Nachwuchs für die Orchesterpulte zu gewinnen: «Es fehlte damals an Orchestermusikern.» Später entwickelte sich der Wettbewerb auch zum wichtigen Sprungbrett für junge Musiker. Die Starviolinistin Anne Sophie Mutter stellte sich einst ebenso der Jury wie die aus Zwickau stammende Cellistin Marie-Elisabeth Hecker, die inzwischen Preise bei internationalen Wettbewerben gewinnt.

So hoch fliegen die Träume von Corinna Golde nicht. Sie wisse noch nicht einmal, ob sie die Musik später zum Beruf machen wolle, sagt die Schülerin: «Bis jetzt ist es nur ein Hobby.» Das betreibt sie jedoch mit großem Eifer: Zum Einzelunterricht am Konservatorium kommen viele Übungsstunden zu Hause und Proben sowie Auftritte mit einem Nachwuchs-Sinfonieorchester. Das Barockkonzert spielt sie denn auch ebenso flüssig wie ein Largo des italienischen Klassikers Gaetano Donizetti - auch wenn ihr an diesem Nachmittag einige wenige Noten daneben geraten: «Es gab ein paar Haken», seufzt sie nach dem Auftritt, «das hätte besser laufen können».

Perfektion stehe beim Wettbewerb aber nicht allein im Mittelpunkt, sagt Tannenberg, auch wenn ein strenges Bewertungssystem mit Preisen, Prädikaten und Punkten existiere. Wichtiges Anliegen sei auch die musikalische Breitenförderung: «Wir wollen möglichst viele junge Menschen für das Musizieren motivieren.»

Dabei gibt es besonders in Ostdeutschland Nachholbedarf – obgleich sich die Zahl der Musikschüler in Sachsen seit den 90er Jahren auf 42 000 verdoppelt hat. Etliche von ihnen haben beim Bundeswettbewerb auch schon Preise erringen können. Im Ländervergleich liege Sachsen bislang aber eher im Mittelfeld, räumt Tannenberg ein. Viele der Sieger auf Bundesebene erhielten sehr intensiven und teuren Privatunterricht. Im Osten besuchten aber 90 Prozent aller jungen Musiker staatliche Musikschulen, die trotz aller Güte mit dem Spezialunterricht offenbar nicht immer konkurrieren können.

Auch für Corinna Golde hat es in diesem Jahr nicht gereicht: Für die 22 Punkte, die ihr die Juroren zubilligen, erhält sie zwar einen 1. Preis; das Ticket zum Landesausscheid im März in Chemnitz hat sie allerdings um nur einen Punkt verfehlt. Grund zur Resignation ist das aber nicht: Der nächste Wettbewerb findet 2010 statt.


Info zum 46. Wettbewerb „Jugend musiziert“
Der 46. Bundeswettbewerb findet vom 29. Mai bis 6. Juni in Essen statt. Der Wettbewerb «Jugend musiziert». Der Wettbewerb diente ursprünglich der Nachwuchsgewinnung für Orchester. Heute zielt er auf die musikalische Breitenförderung. Neben dem Leistungswettstreit soll er Begegnungen zwischen musikbegeisterten Jugendlichen ermöglichen. Neben klassischen Orchesterinstrumenten stehen bereits seit einigen Jahren auch Jazz und Musical auf dem Programm.

Auf dem Programm stehen 2009 fünf Solowertungen für Blas- sowie Zupfinstrumente, Bass, Orgel und Musical sowie mehrere Ensemblewertungen, darunter für vierhändiges Klavier sowie Singstimme und Klavier. Dazu kommen weitere Kategorien in bestimmten Regionen: In Bayern steht das Hackbrett auf dem Programm, in Berlin und Nordrhein-Westfalen das bei türkischen Jugendlichen beliebte Zupfinstrument Baglama.

In Sachsen werden zunächst fünf Regionalwettbewerbe ausgetragen, an denen rund 1600 junge Musiker teilnehmen. Der Landeswettbewerb findet an zwei Wochenenden Ende März in Chemnitz statt.

 

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