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Rückblende

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Ein Rückblick in die nmz vor 50 und vor 100 Jahren von Eckhart Rohlfs.

Vor 100 Jahren

Der Leitartikel „Vom Musikalisch-Häßlichen“ ermutigt zur Toleranz gegen-über der „heutigen, so ganz anders gearteten, in Harmonie, Modulation, Rhythmik und Melodieführung so viel Neues bietenden Musik“, in der es von solch unheimlichen Dingen wimmelte, „die dem an die reine Schönheit der Klassiker gewöhnten Ohr als musikalisch Hässliches, ja als empörende Kakophonien sich darbieten ...“. Viele Komponisten machten den Eindruck, als suchten sie das Unharmonische als solches, „das Bestreben, ganz Neues, Ungewöhnliches zu bieten“. Es seien wahre Fortschrittssprünge, die wir manchen Komponisten machen sehen in der Sucht, etwas Niedagewesenes zu bieten. Es sei nun mal doch diese Entfremdung vom Einfach-Schönen, dieser „Kultus des Hässlichen“ ein mit innerer Notwendigkeit sich geltend machender Zug unserer Zeit, (...) Wie der Dichter, der Maler gerade der Prosa des Lebens, dem Unschönen noch eine interessante Seite abzugewinnen suche, so bediene sich der Komponist unserer Tage mit Vorliebe der Dissonanz (...). „Wer wollte leugnen, dass auf diesem Wege auch wirklich neue harmonische Entdeckungen gemacht, ja neue Schönheiten, neue Reize gewonnen worden sind?“

(Neue Musik-Zeitung, Stuttgart, 10. September 1908, S. 489 f.)

Vor 50 Jahren

Der Beitrag der Wiener Staatsoper bei den Wiener Festwochen 1958 war quasi eine „Revue ihres  modernen Repertoires – Hindemith, Martin, Orff, Egk, Einem, Blacher, Bartók und Strawinsky. Dessen „Ödipus Rex“ unter Herbert von Karajan mit dem Regisseur Oskar Fritz Schuh und dem Bühnenbilder Caspar Neher würdigt Karl Löbl als denkwürdige Aufführung; den Rang der Authentizität habe die Aufführung in der Besetzung des Sprechparts durch Jean Cocteau erreicht“. 

München erlebte unter Hermann Scherchen die Uraufführung von Fritz Büchtgers Kammeroratorium „Pfingsten“, „eine konsequente, allerdings an Grenzen der chorischen Leistungsfähigkeit führende Fortführung seines sakralen Zwölftonstils“, urteilt Chefredakteur Ludwig Wismeyer.

Niederschlag findet die Initiative „Neues Laienmusizieren“: „Zum ersten Male, seit die Musikalische Jugend Deutschlands Schloss Weikersheim als Ausbildungsstätte bezogen hat, kamen über die Pfingstfeiertage über 70 Mitglieder, alles singende und musizierende Laien zu gemeinschaftlicher Arbeit in Chor und Orchester zusammen. Sinn und Aufgabe, mit Kompositionen bekannt zu machen, die vor allem in der zeitgenössischen Musik und in der Bachschen und Vorbachschen Zeit beheimatet sind. Die Auswahl entsprach dem Alter, der geistigen Reife und den musiktechnischen Möglichkeiten der Teilnehmer. Fritz Büchtger und Hermann Rupperti hatten die Orchestererziehung, Hermann Handerer und Gerhard Schmidt die Schulung des Chores übernommen.“

(9. Jahrgang 1958, September, S. 2f.)

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