Große Oper A.-G. – 10 Jahre Musikalische Jugend
Vor 100 Jahren
In Berlin hat die Generalversammlung der „Großen Oper A.-G.“ mit 1.735 Stimmen die Umwandlung der Oper in die Boardinghouse A.-G., in ein Pensionshaus mit 700 Betten usw. beschlossen. Als Dividende hofft der Aufsichtsrat 10 % zahlen zu können. In der Debatte wurde zwar von sechs Aktionären Protest gegen die Umwandlung der Gesellschaft erhoben mit der Begründung, daß das Kapital für einen idealen Zweck der Großen Oper A.-G. gegeben wurde und nicht für ein rein geschäftliches Unternehmen. – Dagegen scheint ein anderer „Idealer“ Plan in Berliner Theaterunternehmungen zu glücken. In einer Sitzung des Komitees zur Errichtung einer Volksoper für Groß-Berlin wurden Mitteilungen gemacht, die erkennen lassen, daß das Unternehmen gesichert ist. Von den vorgesehenen 2.300 Plätzen sind bereits 1.081 für jede Wochentagsvorstellung abonniert. Die Jahreseinnahme wurde auf 1,8 Mio Mark geschätzt, denen 1,35 Mio Mark Ausgaben gegenüberstehen. Das Theater wird voraussichtlich im April (...) errichtet werden.
Neue Musik-Zeitung, 32. Jahrgang 1911, Heft 10, Seite 221
Vor 50 Jahren
„Eine Idee wurde Wirklichkeit“ – so die Rückschau „Zehn Jahre Musikalische Jugend Deutschlands“: „Vorwärts zu schauen ist Vorrecht der Jugend, Geschehenes und Geleistetes abzuwägen und Folgerungen zu ziehen aber ebenso ihre Pflicht.“
Zehn Jahre sind freilich keine Zeit, Geschichte zu schreiben, und Musikalische Jugend ist keine Institution, die Kultur machen und nach Lorbeeren greifen will. Die hier festgehaltenen Stationen eines noch jungen, aber aus dem Zustand erster Improvisation entwachsenen Verbandes, seine zeitlichen personellen und örtlichen Schwerpunkte lassen uns nun zurückdenken. Es ist zugleich die gar nicht idealistische Chronik eines chronischen Idealismus: Ohne diesen und ohne eine Handvoll Idealisten, ohne die keine Jugend- und keine Kulturarbeit gedeiht, wäre ein zehnjähriges Fazit gegenstandslos.
Das eigentliche Leben der Musikalischen Jugend läßt sich freilich nicht schildern, das Musizieren, Singen und Hören, das Lernen und Lehren, das Kennenlernen von Neuem und Altem, das immer wiederkehrende Gespräch untereinander. So gesehen sind diese Daten zugleich Chronik unserer Zeitung „MJ“, die Namen und Titel hier nur äußeres Gewand, Gebäude einer Jugend, die sich unter dem verbindenden Gedanken der Musik überall und immer wieder trifft und darin groß wird ...“
X. Jahrgang, Nr. 1, Januar/Februar 1961, Seite 3