Vor 100 Jahren: Ein Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus übt scharfe Kritik an der Berliner Hofoper – Vor 50 Jahren: Musik oder Nicht-Musik? – hierzu ein Münchner Musikkritiker. Dr. Karl Heinz Ruppel
Vor 100 Jahren
Ein Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus übt scharfe Kritik an der Berliner Hofoper:
„übermäßig teure Eintrittspreise, gegenwärtig bedenklich mäßige Leistungen, für die ungenügende Gesangskräfte, Lustlosigkeit der hervorragenden Mitglieder infolge uninteressanter Spielpläne und das unteroffiziermäßige System als Begründung angeführt werden (…). Was seit geraumer Zeit den Musikfreunden der Reichshauptstadt ein Dorn im Auge ist: wir haben in Berlin gegenwärtig keine Oper, die es nur annähernd mit der anderer deutscher Großstädte aufnehmen kann.“ Alle Kritik habe bisher nichts gefruchtet, „denn der Intendant fand stets in der Presse einige Schranzen, die nicht der Kunst, sondern ihren Knopflochsehnsüchten dienen.“ (…) „Über die völlige Außerachtlassung der zeitgenössischen deutschen Produktion muss man Klage führen. (…) Also seit 1907 kann selbst die Intendanz keine deutsche Novität mehr angeben!“
Neue Musik-Zeitung, 32. 1911/14, S. 298
Vor 50 Jahren
Musik oder Nicht-Musik? – hierzu ein Münchner Musikkritiker. Dr. Karl Heinz Ruppel:
„Zum zehnjährigen Bestehen der ‚Musikalischen Jugend‘ hat das Münchner Jugendkulturwerk, unterstützt von Büchtgers Studio für Neue Musik, zu einer Demonstration auf dem Vorfeld jüngster Klangspekulationen eingeladen wie sie vornehmlich im Kölner Elektronischen Studio und im Studio des Kranichsteiner Musikinstituts in Darmstadt ersonnen und praktiziert werden.
Treibende Kraft dieser Veranstaltungsreihe ist Josef Anton Riedl, unermüdlicher Experimentator mit neuen Klangträgern und aus ihnen zu entwickelnden neuen Formen, Komponist technisch produzierter Musik und sachkennerischer Verbindungsmann zu jenen Vortrupps der Literatur und bildenden Kunst, für die die Wirklichkeit aufgehört hat, als ‚in sich ruhendes und geschlossenes Sein‘ begriffen und dargestellt werden zu können.
Die Redaktion des Begleitheftes mit Reproduktionen von Bildern, Plastiken und Zeichnungen sowie informativen Artikeln zu aktuellen Fragen der Dichtung und Musik ist in ihrer wohlgedachten Mischung von Provokation und Klärung zweifellos Riedls Werk ...“
X. Jahrgang, Nr. 2, März/April 1961, S. 2