Vor 100 Jahren: Fürst von Thurn und Taxis will den für das Regensburger Stadttheater bisher gespendeten Zuschuss nicht mehr geben +++ Vor 50 Jahren: Die Tage der neuen Musik in Hannover haben nach und nach mehr Beachtung
Vor 100 Jahren
Eine wenig erfreuliche Nachricht kommt zu all den Theatermiseren nun auch aus Regensburg. Der Fürst von Thurn und Taxis will den für das Regensburger Stadttheater bisher gespendeten Zuschuss, der in den einzelnen Jahren einschließlich für die Vergütung für die fürstlichen Logen 60 000 Mark betrug, fortan nicht mehr geben.
Damit ist der Weiterbestand des Regensburger Stadttheaters in Frage gestellt, wenn sich nicht die Stadt selbst ihres Musentempels nachdrücklich annimmt. Die Maßnahme soll mit dem Rücktritt des bisherigen Direktors Vanderstetten zusammenhängen. Das Regensburger Theater hatte keinen schlechten Ruf unter den Provinzbühnen. Es wäre sehr zu bedauern, wenn die Nachricht von dem finanziellen Verzicht des reichen Fürsten sich bewahrheitete.
Bericht des Bürgerausschusses Hamburg: Antrag an den Senat wegen eines weiteren Staatszuschusses an die Stadttheater-Gesellschaft Hamburg. Die Gagen der Orchestermitglieder seien im Vergleich zu anderen großen Theatern von etwa ähnlichem, zum Teil auch geringeren Range wie das Hamburger Stadttheater sehr unbefriedigend. Die Mitglieder des Orchesters, konservatorisch gebildete Künstler, müssen ständig nach Nebenverdienst ausschauen. Die Würde Hamburgs und das Ansehen des Stadttheaters und dessen künstlerische Leistungsfähigkeit erheischen eine Änderung. Eine Prüfung der Gagen- und Dienstverhältnisse des Chorpersonals habe ebenfalls ungemein unbefriedigende Verhältnisse ergeben.
Neue Musik-Zeitung 35. Jahrgang 1914, S. 20
Vor 50 Jahren
Die Tage der neuen Musik in Hannover haben nach und nach mehr Beachtung, Zustimmung wie Skepsis gefunden. Das zeigt exemplarisch diese Veranstaltungsreihe, die sich sehr charakteristisch von ähnlich scheinenden Unternehmen unterscheidet. Sie will nichts weniger als etwa die Zahl der Musikfeste vermehren, und sie hat auch nicht die Absicht, als ein „Prüfstand“ für Neue Musik mit so renommierten Pflegestätten der Avantgarde wie Donaueschingen oder Darmstadt-Kranichstein in Konkurrenz zu treten. Worum es in Hannover geht, ergibt sich vielmehr aus ganz konkreten Bedürfnissen und Aufgaben der dort erfreulich aktiven „Musikalischen Jugend“, einer Spitzengruppe der deutschen Sektion in dem weltweiten Verband der Jeunesses Musicales. Die Jugend aber hat ein Recht darauf zu erfahren, was heute geschrieben oder gespielt wird und wie es zu spielen ist. Einstweilen greift die musikalische Jugend beherzt zur Selbsthilfe. In Hannover bietet ihr jetzt schon zum sechsten Male die dortige Zweigstelle des Norddeutschen Rundfunks Raum und Rahmen sowie ideelle und materielle Unterstützung. Kernstück der auf vier Tage verteilten Veranstaltungen waren die Darbietungen des Studio-Orches-ters, das der rührige, immer fesselnde und anregende Dirigent Klaus Bernbacher aus Studierenden nordwestdeutscher Hochschulen zusammengestellt hat: lauter jungen Musikern, die sich nicht nur theoretisch und als Zuhörer, sondern unmittelbar in lebendiger Praxis als Diener am Werk mit der Musik unserer Zeit vertraut machen und auseinandersetzen… (Heinz Joachim).
„Musikalische Jugend“, XIII. Jahrgang 1964-3 (Mai/Juni), S. 4