Einen außergewöhnlichen Rahmen für „Events“ zu finden liegt den Protagonisten der Veranstaltungswirtschaft vielleicht im Blut. Jedenfalls traf sich der Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft (idkv) zu seiner Mitgliederversammlung nicht im schnöden Veranstaltungssaal, sondern angemessen auf dem Raddampfer „Louisiana Star“, der während der Vorträge und Diskussionen über die Hamburger Elbe tuckerte. Ob die Anwesenheit von gerade mal 23 Prozent der idkv-Mitglieder wirklich ein Erfolg war – wie Verbandspräsident Jens Michow es in seiner Eingangsrede darstellte? Es lag immerhin nahe, im verbandsinternen Teil darüber zu diskutieren, die Frequenz der Mitgliederversammlungen künftig von zweimal auf einmal jährlich zu reduzieren.
Einen außergewöhnlichen Rahmen für „Events“ zu finden liegt den Protagonisten der Veranstaltungswirtschaft vielleicht im Blut. Jedenfalls traf sich der Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft (idkv) zu seiner Mitgliederversammlung nicht im schnöden Veranstaltungssaal, sondern angemessen auf dem Raddampfer „Louisiana Star“, der während der Vorträge und Diskussionen über die Hamburger Elbe tuckerte. Ob die Anwesenheit von gerade mal 23 Prozent der idkv-Mitglieder wirklich ein Erfolg war – wie Verbandspräsident Jens Michow es in seiner Eingangsrede darstellte? Es lag immerhin nahe, im verbandsinternen Teil darüber zu diskutieren, die Frequenz der Mitgliederversammlungen künftig von zweimal auf einmal jährlich zu reduzieren. Höhepunkt des Tagungsprogramms war die Podiumsdiskussion zum Thema „Wege zur Allianz aller Verbände der Musikwirtschaft“. Ein Thema, das in der Luft liegt und fast schon zu spät aufgegriffen wird: In einer Zeit, in der viele Brancheninsider über die Flaute gerade im Musik-Business klagen, erkennt man, dass ein gemeinsames Vorgehen in Fragen, die für alle Beteiligten relevant sind, einen besseren Output erzeugen könnte. Andererseits wurde im Verlauf des Gesprächs klar, dass der Vorstoß des idkv auf eine bereits gelegte Basis aufsetzt. „Wir reden ja schon miteinander“, lautet die Aussage der Phono-Vertreter Peter Zombik (Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft) und Peter James (Verband Unabhängiger Tonträgerunternehmer); eher müsse es, so Heinz Stroh, Geschäftsführer des Musikverlegerverbandes, um die Frage der formalen Struktur einer solchen Allianz gehen. „Bloß kein neuer Verband“ war das einmütige Votum der Runde; Einmütigkeit herrschte insgesamt vor, was die Frage aufwirft, ob die Planung einer neuen Struktur das geeignete Thema für eine öffentliche Podiumsdiskussion ist. Nicht von ungefähr kamen die Diskussionsteilnehmer schon eine halbe Stunde vor dem angesetzten Diskussionsende zum Ergebnis. Dieses hat einen Namen: „Ständige Konferenz der Musikwirtschaft“ soll es heißen und ein regelmäßiges Branchentreffen sein, das sich möglicherweise unter dem Dach des Deutschen Musikrates und/oder des Deutschen Kulturrates etablieren könnte. Die Geschäftsführer beider Institutionen, Thomas Rietschel und Olaf Zimmermann, signalisierten Bereitschaft und Interesse. Durch einen Schulterschluss mit Vertretern anderer Kultursparten, so Zimmermann, könne der Kulturrat in bestimmten Fragen die Schlagkraft erhöhen. Je stärker die Front, desto größer ist die Chance, in der Politik als bedeutender Wirtschaftszweig wahrgenommen zu werden.Nur eine Frage wurde im Verlauf des Gesprächs kontrovers diskutiert – und blieb bei aller sonstigen Einmut bis zum Schluss unbeantwortet. Was eigentlich ist „Die Musikwirtschaft“? Wer gehört dazu? Wer sollte – neben den anwesenden Vertretern der phonografischen Wirtschaft, der Veranstalterbranche, der Musikverleger und der Spitzenkulturverbände – Teilnehmer solcher „Ständigen Konferenz“ sein? Ganz klar: die Musikinstrumentenindustrie, sagen Thomas Rietschel und Heinz Stroh, der zugleich als Geschäftsführer des Fachverbandes Deutsche Klavierindustrie fungiert. Lieber nicht, sagt Jens Michow; die zu diskutierenden Themen wie Ausländersteuer oder Künstlersozialkasse seien für diese Branche nicht interessant. Offenbar fürchtet er die Gefahr, die Themenstellung allzu sehr zu verwässern. Eine Konferenz, die den Anspruch erhebt, „die Musikwirtschaft“ zu vertreten, wird er allerdings bei Abwesenheit eines bedeutenden Teils dieser Branche nicht schaffen können. Sinnvoll wäre wohl eher eine fallweise Einberufung der Konferenz zu festgelegten Themen mit den jeweils betroffenen Personen.
Die Veranstalterbranche war im übrigen nicht allein durch Jens Michow auf dem Podium vertreten. Karsten Jahnke saß für den Verband Deutscher Konzertdirektionen (VDK), Werner Treimetten für den Internationalen Verband für Show und Unterhaltungskunst (IFSU) auf der Bühne. Während der Diskussion demonstrierten sie ihre Kooperationsbereitschaft. Dennoch gibt die Frage, warum die Branche gleich drei Verbände verträgt, zu denken. Jens Michow, im Gespräch dazu befragt, erklärt die Genese des idkv, der im Gegensatz zum alt eingesessenen VDK erst seit 1985 existiert. Gegründet wurde er damals „als Bollwerk gegen die Bundesanstalt für Arbeit“. Es ging um die Frage, ob Künstlervermittlung Arbeitsvermittlung sei und Künstlerverträge daher nur durch die Bundesanstalt oder durch von ihr beauftragte Unternehmen vermittelt werden dürften. Agenten und Veranstalter kämpften gemeinsam in über 60 Gerichtsverhandlungen und bekamen durch die Bank Recht. Hatten sich anlässlich der konkreten Frage zunächst 21 Unternehmen zusammengeschlossen, so sind es heute bereits 249, die sich in branchenspezifschen Problemen vom idkv vertreten lassen.Warum aber arbeiten heute drei Verbände nebeneinander? Der „Kardinalunterschied“, so Michow, sei, dass der idkv über einen bezahlten Geschäftsführer verfüge, der von den Mitgliedern auch in die Pflicht genommen werden könne. „Die Branche ist ein so wichtiger Wirtschaftsfaktor, dass sie es verdient, einen professionell strukturierten Verband zu haben mit einer Geschäftsstelle, die wirklich acht Stunden am Tag zu erreichen ist.“ Kooperation gebe es schon, so Michow. Sein Ziel allerdings sei es, „diese drei Veranstalterverbände unter einem Dach zu vereinen.“ Im Sinne einer gesteigerten Branchen-Schlagkraft möchte er „die Kräfte und Etats bündeln“. Mit diesem Ansinnen habe er jedoch bisher bei den konkurrierenden Verbänden keinen Erfolg gehabt. „Man möchte kooperieren, aber vorhandene Strukturen erhalten. Ich frage mich, ob damit wirklich dem Interesse der Mitglieder gedient ist.“ Immerhin vertritt der idkv so unterschiedliche Mitglieder wie Agenturen und Veranstalter. Eine Unterteilung mache keinen Sinn, so Michow. Viele Veranstalter seien gleichzeitig auch Agenten und umgekehrt. Und die anstehenden Fragen und Probleme betreffen die gesamte Branche. Jüngster Erfolg des Verbandes ist die Schaffung eines neuen Ausbildungsberufes „Veranstaltungskaufmann“. 1.500 junge Menschen werden inzwischen in diesem Beruf ausgebildet. Aufgabe des Verbandes sei vor allem die Verbesserung der Ausbildung in den Berufsschulen. Die Lehrer sind auf die spezifischen Lehrinhalte offenbar nicht vorbereitet. Hier Verbesserung zu schaffen hat Michow sich vorgenommen. Sorgen über die Vermittlungsfähigkeit dieser Auszubildenden macht er sich nicht. Die Ausbildung sei so vielfältig angelegt, dass es viele Berufs-Chancen gebe. Trotz aller Unkenrufe ist die Branche der Veranstaltungwirtschaft auch noch im Wachsen begriffen.