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Weihnachten. Foto: Hufner
Weihnachten. Foto: Hufner
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Unter dem Pariser Himmel

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Die Weihnachtsgeschenk-Tipps der nmz-Redaktion 2015
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Wie jedes Jahr haben auch in diesem Jahr die Redaktionsmitglieder der nmz Ausschau nach „musikalischen“ Geschenken gehalten. Alle unsere Tipps: Von Edith Piaf bis Asterix.

Edith Piaf: 100e Anniversaire, 2CD-Best-Of, Parlophone/Warner Music France, € 17,99

Und jetzt erst recht. Der „Spatz von Paris“ hätte im Dezember dieses Jahres seinen 100. Geburtstag feiern können. Warner hat sich einiges deswegen einfallen lassen: neben der hier besprochenen Doppel-CD mit den Greatest Hits, gibt es ein limitiertes 20-CD-Deluxe-Boxset mit vergriffenen und vorher nicht veröffentlichten Aufnahmen, einem Interview aus dem Jahre 1962, einem 30-seitigen Booklet mit frischer Biografie und vielem mehr. Aber auch das Best-of ist von guter Qualität und bietet so manch unbekanntere Perle. Also rein damit in den Player und schwelgen in vergangenen Zeiten …
Ursula Gaisa

Leonard Cohen: Can‘t Forget: A Souvenir of the Grand Tour, Col (Sony Music), € 17,99

Welche Entwicklung hat Leonard Cohens Stimme seit seiner säuselnden „Suzanne“ aus den späten 1960ern genommen! Der jetzt 80-Jährige reifte zu einem tief-gebrochenen, fast monotonen und doch höchst emotionalen Gesang. Sein Live-Album ist gleichermaßen für leicht sentimentale alternde Männer wie junggebliebene Frauen heiß zu empfehlen.
Theo Geißler

Die Grenzgänger: Und weil der Mensch ein Mensch ist. Lager. Lieder. Widerstand. Müller-Lüdenscheidt-Verlag, € 15,90

Von Leid, Gefangenschaft und Tod handeln diese bewegenden Lieder, aber auch von Widerstand und Hoffnung („Wir wollen trotzdem ‚Ja‘ zum Leben sagen“) und einer Portion Galgenhumor („Wir zahlen keine Miete mehr …“). Die Grenzgänger haben Lieder aus den Lagern und dem Widerstand der NS-Zeit gesammelt und neu arrangiert. „Manche von ihnen gehören zu den besten Künstlern ihrer Zeit. Ihre Lieder und Geschichten sollten unsere Kinder kennen“, heißt es im informativen Begleittext. Das stimmt!
Barbara Haack

Markus Metz, Georg Seeßlen: Geld frisst Kunst / Kunst frisst Geld. Ein Pamphlet, edition suhrkamp, € 20,-

Nach den „Blödmaschinen“ nehmen sich die Autoren jetzt des Verhältnisses von Kunst und Geld (nicht Kapital) an. Zwar stärker auf den Sektor der Bildenden Kunst zentriert, gehen sie hart ins Gericht mit vielen Selbstverständlichkeiten des Zusammenspiels. Kein Buch zum Kuscheln. Für ein Pamphlet mit knapp 500 Seiten etwas lang. „Der Geldmensch macht die Kunst zu seiner Sache, indem er sie öffentlich mit Geld zuscheißt und an anderer Stelle genüsslich verhungern lässt.“
Martin Hufner

William Youn plays Mozart, Vol. 3. Oehms Classics, € 13,98
Wolfgang Amadeus Mozart: Klaviersonate A-Dur KV 331 (Alla Turca), herausgegeben von Wolf-Dieter Seiffert. G. Henle Verlag HN 1300, € 7,-

Wer beim Hören von William Youns dritter CD mit Klaviersonaten Mozarts in Sekunde fünf des elften Tracks stutzt, dem sei als Begleitlektüre die Neuausgabe der A-Dur-Sonate KV 331 aus dem Henle Verlag anempfohlen. Da steht im dritten Takt des Menuetts tatsächlich ein zweigestrichenes A statt des üblichen dreigestrichenen Cis. In Vorwort und Anhang klärt Henle-Chef Wolf-Dieter Seiffert den faszinierenden Tatbestand auf: Im vergangenen Jahr ist in Budapest ein Teilautograph der Alla-Turca-Sonate aufgetaucht und dieses zeigt für die ersten beiden Sätze so manche neue Lesart im Detail und im Menuett besagte neue, völlig plausible Note. Dass man sich an diese so schnell gewöhnt, liegt natürlich auch an William Youns herrlich singendem, zugleich aber enorm tiefengeschärftem Mozart-Spiel. Wem das Weihnachtsgedudel zu viel wird, der greife also zu dieser Notenausgabe und genieße: lesend, spielend oder William Youn lauschend. Frohes Fest.
Juan Martin Koch

Friedrich Gulda: The Video Tapes, ARTHAUS MUSIK 109068, 7 DVD Edition, € 47,04

Als der Münchner Klaviersommer 1982 seine Premiere erlebte, war der wichtigste Künstler und Ideengeber des Festivalexperiments der Pianist Friedrich Gulda gewesen. Man wollte den Frack weghaben, den Muff des klassische Konzertbetriebs, man wollte improvisieren und provozieren. So könnte man in etwa die programmatischen Anfänge des Münchner Klaviersommers 1982 umreißen. Die alten VHS-Cassetten lagern schwer im Keller des Sammlers, jetzt endlich gibt es eine Box mit sieben DVDs, die die wichtigsten Konzerte dokumentieren. Friedrich Gulda mit Nicolas Economou, Chick Corea, Herbie Hancock, den Münchner Philharmonikern, Heinrich Schiff, Limpe Fuchs, Barbara Dennerlein, den Paradise Girls u.a.m. – zurück in die Zukunft des Konzertbetriebs.
Andreas Kolb

Evgeny Ring & Bastian Ruppert: „Mesokosmos“,  Unit Records, € 17,99

Ein Paradebeispiel dafür, wenn vier Individualisten zu einem Ganzen verschmelzen, ist das Evgeny Ring Quartett. Eigensinnige Spielweisen und verschiedene musikalische Visionen kennzeichnen das junge Leipziger Ensemble um den Saxophonisten Evgeny Ring. Im Oktober wurde die Band während der Leipziger Jazztage mit dem Jazznachwuchspreis der Stadt Leipzig ausgezeichnet und stellte im Preisträgerkonzert einige Titel seiner neuen CD „Mesokosmos“ vor, die im März beim Schweizer Label Unit Records erschien. Für dieses Projekt engagierte das Quartett den Gitarristen Bastian Ruppert, der für weitere Farbklänge sorgte. Die neun von Ring komponierten Stücke verbinden traditionelle Jazzstrukturen mit moderner Interpretation und lassen den Musikern Raum für Improvisation. Die war auch bei der Herstellung der CD gefragt, denn Aufgaben, die eigentlich ein Label leisten müsste, hat die Band über die Crowdfunding-Plattform Startnext finanziert.
Barbara Lieberwirth

Pietro Leveratto (*1955): Die Musik Therapie. Songs und Stücke für Lebens- und Stimmungslagen aller Art. Unter Mitarbeit von Alexander Weber. Aus dem Italienischen von Judith Elze, Hanser Berlin (2014), 416 S., € 19,90, ISBN 978-34-446-24948-6

Der Titel weckt Erwartungen, ist aber dennoch keine Gebrauchsanweisung für die Grauzone heilender Tonkunst zwischen Klinik und Sonderpädagogik. Der italienische Jazz-Kontrabassist namhafter Ensembles Pietro Leveratto holt weit aus und schreibt kunterbunte Musikgeschichte, wie sie zwischen Riemann und Blume nicht zu finden ist. Vielmehr wie Musik in allen denkbaren Lebens- und Gemütslagen seit Hildegard von Bingen bis John Cage, von Steve Reich bis Revolution heilt und tröstet. Hunderte Beispiele, eine Playlist aus Pop- und Classic-Titeln, empfiehlt er bei Bedarf aufzulegen, zur Abwendung von Aggression, Alkohol, Beziehungsproblemen bis Stress, Zorn und Zahnweh. Er reiht faktische Geschichte und amüsante Geschichtchen von, um und mit Musikern aneinander, kurzweilig erzählt, manchmal launig bis zynisch, jedenfalls zwischen den Zeilen nicht ohne eine gesunde Portion Humor.
Eckart Rohlfs

Jean-Yves Ferri/Didier Conrad: Asterix. Der Papyrus des Cäsar, Egmont Ehapa, Berlin 2015, 48 S., € 12,00, ISBN 978-3-7704-3890-7

„Schnell! Das Röhrophon – GRuUuiiiiiii…“ – der neue „Asterix“ ist nicht nur eine lesens- und betrachtenswerte Parabel auf die gegenwärtige Medienwelt, sondern auch ein lautstarker Beitrag zur Organologie: Troubadix, der in sein Baumhaus wie in einen Elfenbeinturm verbannte Exponent der musikalischen Avantgarde, avanciert diesmal mit einem beeindruckenden Signalinstrument und röhrender Schlachtenmusik immerhin zur militärischen Speerspitze der unbeugsamen Gallier – wird er sich nun endlich auch als Künstler durchsetzen können?
Michael Wackerbauer

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