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Uraufführungen 2012/07

Untertitel
Musik aus, auf, zu, über, mit, in, durch…
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„Frei ist die Tonkunst geboren und frei zu werden ihre Bestimmung […] und ihre Empfindung trifft die menschliche Brust mit jener Intensität, die vom ,Begriffe‘ unabhängig ist.“ In seinem visionären „Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst“ (1916) rechnete Ferruccio Busoni mit dem die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts prägenden Parteienstreit zwischen Vertretern der „absoluten Musik“ und der „Programmmusik“ ab. Denn Musik wird durch reinen Formalismus ebenso geknebelt wie durch außermusikalische Programmatik. Dagegen spiegelt Musik „als vollständigster Naturwiderschein“ immer schon Geist, Empfinden und inneren Wiederklang äußerer Ereignisse. Insofern ist dieses „schwebende Kind“ stets zugleich in und außerhalb der Wirklichkeit in Interaktion mit realen Gegebenheiten und anderen Künsten. Auf Dichtung, Malerei, Theater, Religion, Philosophie oder die Musik anderer beziehen sich auch etliche Uraufführungen während der Sommermonate.

 

Von je her intermedial verfasst ist die Gattung Oper. Deren vierhundertjährige Tradition wird aktuell fortgeschrieben durch die Kinderoper „Neumond“ von Lucia Ronchetti zur Eröffnung des Mannheimer Mozartsommers am 1. Juli in der Studiobühne des dortigen Nationaltheaters sowie durch die Premieren von George Benjamins Oper „Written on Skin“ beim Theaterfestival Aix-en-Provence am 7. Juli und von Detlev Glanerts „Solaris“ nach dem Roman von StanisÅ‚aw Lem am 18. Juli im Festspielhaus Bregenz. Matthias Pintschers „Chute dÉtoiles (Partie I) für zwei Solotrompeten und Orchester dagegen ist eine „Hommage à Anselm Kiefer“ und bezieht sich auf dessen gleichnamige große Arbeit „Sternenfall“. Die Uraufführung erfolgt am 21. Juli beim Schleswig-Holstein Musik Festival in Rendsburg unter der Leitung des Komponisten. Martin Smolkas „Agnus Dei“ gründet in einem Teil der lateinischen Messliturgie und wird vom SWR Vokalensemble zusammen mit dem Kammerchor des Kopernikus-Gymnasiums Wasseralfingen unter Leitung von Marcus Creed erstmalig am 14. Juli in der Evangelischen Kirche in Stuttgart-Gaisburg gesungen.  

Mehrere Premieren relational auf andere Musik oder Literatur bezogener Werke bietet das Lucerne Festival vom 12. August bis zum 14. September: drei neue Teile von Salvadore Sciarrinos vielteiligem Zyklus „Carnaval“ für Klavier, Vokal- und Instrumentalensemble unter Bezug auf Robert Schumanns gleichnamiges Opus 9, Wolfgang Rihms vier Orchesterkommentare „Nähe fern“ zu den vier Symphonien von Johannes Brahms, Thomas Amanns „Lex Jeux/Les Poupées“ in Anlehnung an Heinrich von Kleists Essay „Über das Marionettentheater“, ferner zehn Werke für Vokalensemble von Heinz Holliger auf Epigramme von Angelus Silesius, sowie zwei neue Kammeropern: „Lost Circles“ von Michael Roth nach Franz Kafkas „Der Bau“ und „Ana Andromeda“ von Alfred Zimmerlin nach einem Text von Ingrid Fichtner.

Weitere Uraufführungen

  • 6.7.: Robert HP Platz, 3. Streichquartett string, Romanische Nacht in St. Maria im Kapitol Köln
  • 14.-28.7.: Internationale Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt mit Vorträgen, Diskussionsrunden, Seminaren, Konzerten und etlichen Uraufführungen
  • 21.7.: Moritz Eggert, Janus für zwei Klaviere, Klavierhaus Piano Mora bei den Europäischen Festwochen Passau
  • 23.7.: Johannes Maria Staud, Neues Werk für 32-stimmigen Chor und Ensemble, Salzburger Festspiele
  • 28.7.: Charlotte Seither, Cry für Violine solo, Kassel
  • 4.8.: Friedrich Cerha, Neun Inventionen für Orgel, Thomaskirche Leipzig

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