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Verwurzelung in örtlich-kommunalen Gegebenheiten

Untertitel
Musikunterricht an Gesamtschulen bietet ein hochdifferenziertes Bild
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Die Gesamtschule als jüngste Schulform im deutschen Schulspektrum hat aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen in den einzelnen Bundesländern eine recht aspektreiche Entwicklung vollzogen. Dabei kam es zur Ausbildung verschiedener pädagogischer Profile, Konzepte und Organisationsformen, die weitgehend durch örtlich-kommunale Gegebenheiten mitbestimmt sind. Vor diesem Hintergrund kann sicherlich nicht von dem Musikunterricht oder der musikalischen Arbeit an Gesamtschulen gesprochen werden. Dennoch lassen sich einige verallgemeinernde Merkmale und Entwicklungsstränge aufzeigen. Durch den bildungspolitischen Auftrag, eine Schule zu sein, die für alle offensteht, fungiert die Gesamtschule als Spiegelbild unserer facettenreichen multikulturellen Gesellschaft. In der Gesamtschule finden sich somit, was das Lernvermögen, das Lern- und Sozialverhalten, die Arbeitshaltung und vieles andere mehr anbetrifft, äußerst heterogen zusammengesetzte und (vielfach) auch recht große Lerngruppen. Für den im Stammbereich der Gesamtschule ohne äußere Differenzierung im Klassenverband erteilten Musikunterricht sind somit zahlreiche Probleme vorprogrammiert. Diese Situation erfordert einen umfassend ausgebildeten Fachlehrer, der die konkreten Lebenssituationen der Schüler berücksichtigt. Als seine besondere Kompetenz erscheint eine engagierte und flexible, durch Methodenvielfalt und Binnendifferenzierung geprägte Unterrichtsplanung und -durchführung. Vor dem Anspruch, den Musikunterricht von den Erfahrungen und Fähigkeiten der Lernenden her zu entwickeln, rücken die Fragen nach Begründung, inhaltlicher Breite wie Akzentuierung, didaktischer Reduktion und Elementarisierung gerade in der Gesamtschule in den Vordergrund. Die Größe der Gesamtschulen und ihr Ganztagsbetrieb werfen sicherlich Probleme für das schulische Miteinander auf, sie öffnen freilich auch spezifische Chancen für die Tätigkeit als Musiklehrer. Die in der Regel gute Ausstattung mit Instrumenten und anderen fachspezifischen Gegenständen erlaubt in den betreuten Mittagsfreizeiten, in Arbeitsgemeinschaften, in Vokal- und Instrumentalensembles oder in Bands vielfältige musikpraktische Arbeit. Auch in diesen Bereichen müssen die vielfältigen Voraussetzungen und Erfahrungen der Kinder, ihre Unterschiedlichkeit von den Musiklehrern wahrgenommen und pädagogisch integrierend genutzt werden. Dabei fordert diese Arbeit neben der unabdingbaren Fachkompetenz den Musiklehrer zunehmend als Pädagogen. Die kollegiale Zusammenarbeit und Experimentierfreudigkeit von Lehrern, Schulleitungen und innovationsbereiter Schulaufsicht hat an zahlreichen Gesamtschulen zur spezifischen Profilierung der musikpädagogischen Arbeit beigetragen. In Kooperation mit städtischen Musikschulen oder anderen lokalen Kultureinrichtungen bieten verschiedene Gesamtschulen Instrumentalunterricht für ihre Schüler an. Diese musikalische Basisarbeit strahlt auf die musikalische Arbeit an der Gesamtschule zweifach aus: Zum einen lassen sich so im Rahmen des regulären Musikunterrichts Modelle des Klassenmusizierens entwickeln und erproben, zum anderen läßt sich das Schulleben wesentlich bereichern. Besonders förderlich für die Arbeit der Gesamtschule erscheint zudem die an verschiedenen Orten modellhaft erprobte Einrichtung sogenannter Musikklassen, deren Schüler erweiterten Musikunterricht haben, ein Instrument erlernen und in Klassen- oder Schulensembles mitwirken. Die bildungspolitisch geforderte und auch notwendige Kooperation über die Fachgrenzen hinaus, die Gestaltung der obligatorischen Projektwochen, die Entwicklung von jahrgangs- und fächerübergreifenden Vorhaben etcetera fordert die Musiklehrer an Gesamtschulen in besonderer Weise, über den Spannungsbezug zwischen Eigenheit und Verbundenheit ihres Faches und ihrer Arbeit nachzudenken. Dossier · Klassik Komm. und die „Aktion Musik“ Klassik Komm. +++ weitere Texte zum Thema +++

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