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Vordenker, Manager, Beichtvater, Geheimagent

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Wer ist eigentlich E.R.? – Neun Autoren nähern sich einem Kulturpolitiker und Musikmanagersich einem Kulturpolitiker und Musikmanager
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Eckart Rohlfs hat fast 50 Jahre seines nunmehr siebzigjährigen Lebens erfolgreich den Jeunesses Musicales – national und international – gewidmet. 1950 im Dezember gehörte er bereits dem Gründungsvorstand an, der sich um Herbert Barth zusammenfand. Der Aufbau der deutschen Sektion sah ihn in unterschiedlicher Verantwortung.

Aktiv und zuverlässig Eckart Rohlfs hat fast 50 Jahre seines nunmehr siebzigjährigen Lebens erfolgreich den Jeunesses Musicales – national und international – gewidmet. 1950 im Dezember gehörte er bereits dem Gründungsvorstand an, der sich um Herbert Barth zusammenfand. Der Aufbau der deutschen Sektion sah ihn in unterschiedlicher Verantwortung.Ich habe Eckart Rohlfs 1951 kennen gelernt – uns verbindet eine lange, freundschaftliche Zusammenarbeit. Drei Gebiete sind aus meiner Sicht besonders zu erwähnen. Rohlfs war als Generalsekretär der Musikalischen Jugend Deutschlands von 1959 bis 1974 unmittelbarer Partner der Bundesvorsitzenden Fritz Büchtger (1953 bis 1963) und von mir (1963 bis 1983). In diesen Jahren wurden die Grundlagen der Deutschen Jeunesses Musicales gelegt und vor allem das Zentrum unserer Organisation auf Schloss Weikersheim ausgebaut und gefestigt.

Vom Beginn bis in die heutige Zeit gilt seine Aufmerksamkeit der Pflege internationaler Beziehungen – im Rahmen der Internationalen Jeunesses Musicales (FIJM) und in bilateraler Hinsicht. Drei Weltkongresse der FIJM in Deutschland (1954 Hannover, 1960 Berlin und 1972 Augsburg/München) hat er entscheidend mitgestaltet. Jahrzehntelang war Eckart Rohlfs enger Mitarbeiter des Verlegers Bernhard Bosse bei der Entwicklung der nmz zur führenden Musikzeitung in der Bundesrepublik, die ihren Ursprung in der Musikalischen Jugend hatte.

Noch heute ist der Jubilar auf vielen Gebieten aktiv, zuverlässig wie stets. Die Jeunesses Musicales Deutschland dankt ihrem langjährigen Freund und Förderer und wünscht ihm viele Jahre Gesundheit und Lebenskraft. Eckart Rohlfs hat sich um das deutsche Musikleben verdient gemacht. Herzliche Gratulation!

Beharrlich und uneitel

Als ich im Jahre 1974 im damaligen Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit für das Programm „Kulturelle Jugendbildung“ im Bundesjugendplan zuständig wurde, lernte ich ihn kennen: als Bundesgeschäftsführer der Wettbewerbe “Jugend musiziert“, als Mitglied des Vorstands der Bundesakademie Trossingen, bei der Musikalischen Jugend Deutschlands (heute: Jeunesses musicales), im Umfeld des Verbandes Deutscher Musikschulen. Dr. Eckart Rohlfs war, so meine Erinnerung, eigentlich überall, fiel mir aber nicht sonderlich auf, weil er sich nie in den Vordergrund stellte; auffälliger fand ich es, wenn er irgendwo nicht war. Dabei habe ich ihn nie als „Gschaftl-Huber“ wahrgenommen, eher als jemanden, der eine Aufgabe für sich sieht, solange noch ein Kind oder Jugendlicher mit einem Musikinstrument in Sichtweite ist.

Ich habe selten einen Menschen kennen gelernt, der sich so bedingungslos und uneitel wie Eckart Rohlfs in den Dienst einer Sache gestellt hat, in seinem Fall eben in den Dienst der musikalischen Jugendbildung. Kein Weg war ihm zu weit (wir haben es bis nach Japan geschafft und gemeinsam erlebt, wie Diethard Wucher von dort die Suzuki-Methode importiert hat), keine Hürde zu hoch (wie zum Beispiel bei der Vereinigung der ostdeutschen „Treffen junger Talente“ mit den Wettbewerben “Jugend musiziert“, die er zunächst ohne finanzielle Absicherung betrieb, um keine Bruchstelle entstehen zu lassen). Ich denke, vieles ist ihm gelungen, weil er nie zur Brechstange gegriffen hat, sondern mit sanfter Beharrlichkeit, zuweilen durchaus gepaart mit Schwejkscher Schlitzohrigkeit die Verwirklichung seiner Ziele verfolgte. Ich assoziiere mit seiner Persönlichkeit eher Kammermusik als machtvollen Orchesterklang. Ein Weiteres scheint mir an ihm bemerkenswert: seine vorurteilslose Offenheit für alles Neue. Das macht ihn zu einem kontaktfreudigen Menschen, der an seinen Mitmenschen Interesse zeigt, lässt ihn aber geradezu als Technikfreak erscheinen. Mit Telex und Fax-Gerät hantierte er bereits, als andere noch gar nicht wussten, was das ist. Er war einer der ersten, die einen Computer auf dem Schreibtisch stehen hatten, vom Handy gar nicht zu reden. Er brauche diese Dinge, um die Abläufe in der Geschäftsstelle zu optimieren, versicherte er stets mit Unschuldsmine, aber es war offenkundig, dass er auch ganz privat seinen Spaß daran hatte.

Diese Mischung aus Funktionsträger und Privatmann habe ich besonders in den letzten Jahren schätzen gelernt, wenn es zu Vorstandssitzungen der Akademie Trossingen ging. Anfangs war es purer Zufall, dass ich im Stuttgarter Hauptbahnhof mit dem Vorsitzenden Dr. Rohlfs, aus München kommend, zusammentraf, wir gemeinsam feststellten, dass noch Zeit für ein Glas Bier war und dann in den Zug nach Trossingen stiegen. Auf diesen Fahrten hatten wir uns soviel zu erzählen, dass wir aus dem Bier im Bahnhof und der Zugfahrt nach Trossingen im Laufe der Zeit fast ein Ritual entwickelt haben. Ich habe auf diesen Fahrten viel gelernt und immer wieder feststellen können: Dieser Mann ist jung geblieben, weil er nach wie vor neugierig ist auf die Welt. Ad multos annos!

Unermüdlich und gelassen

Eckart Rohlfs wird also 70. Wenn man ihn sprechen hört (nichts an E.R. ist so unverwechselbar wie seine Stimme) wird man das nicht glauben. Aber es muss wohl stimmen: Der 65. ist ja auch schon wieder lange her und die von der nmz sollten es nun wirklich wissen.

E.R hat immer auf vielen Hochzeiten getanzt. Vieles davon habe ich am Rande „mitbekommen“, aber wirklich kennen gelernt habe ich E.R. durch Jahre gemeinsamer Arbeit für “Jugend musiziert“. Während ich dies schreibe, drängt sich eine Frage auf: Kann man E. Rohlfs wirklich kennen lernen?

“Jugend musiziert“ war 30 Jahre lang sein Standbein und stellt ganz sicher den dicksten Band in seinem „Lebenswerk“ dar. “Jumu“ ist nicht einer unter den vielen (viel zu vielen) Wettbewerben. Jumu ist – bezogen auf die deutsche Musikszene – eher so etwas wie „die Mutter aller Wettbewerbe“. Einzigartig, weil Breite und Spitze unter einem Dach vereint sind; einzigartig, weil nicht nur künstlerisch, sondern auch durch und durch pädagogisch konzipiert. Viele Ideen waren nötig – „Anschlussmaßnahmen“, Teilnehmerberatung, Literaturlisten, Rahmenprogramm, Zentralkonferenzen, Jumuzeitung – um den pädagogischen Anspruch im Wettbewerb zu verankern. Unermüdlich hat E.R. an diesem Faden gesponnen.

“Jugend musiziert“ ist eine Institution. Es gibt niemanden, der sich für Kultur interessiert und Jumu nicht kennt. Auch so etwas geschieht nicht von alleine. Zu Zeiten, als noch niemand die Worte „Corporate Identity“ buchstabieren konnte, hatte “Jugend musiziert“ schon eine. Ein Erscheinungsbild, das sich vom Bundeswettbewerb bis zu den Regionalwettbewerben erstreckt. Infomappen, die allen Beteiligten leicht verständlich erläutern, was wann wie getan werden muss. Logo, Urkunden, Fahnen, Sticker. Diskussionen auf allen Ebenen, damit Vorbehalte geklärt werden und Jumu zur Herzensangelegenheit wird. Es steckte ein kluger Kopf dahinter: der von E.R.

„Das war schon immer so – das hat sich bewährt, warum sollten wir etwas ändern“? Worte, die ich von E.R. nie gehört habe. Das Gegenteil ist eher seine Devise. „Damit das Werk sich ständig dreht...“

In den allerletzten Monaten seiner Tätigkeit als Bundesgeschäftsführer, wo viele andere nur noch den Schreibtisch aufgeräumt hätten (dazu, Verzeihung Eckhard, hätten aber auch Monate nicht gereicht) unterstützt E.R. mit ganzer Kraft die Diskussion zur Umstrukurierung des Wettbewerbs nach dem neuen 3-Jahres-Modell. Er hat keine Sorge, das Lebenswerk könne Schaden nehmen, er denkt auch nicht daran, es noch am Ende seiner Amtszeit zu „krönen“ – er will einfach nur, dass es gut und mit neuen Perspektiven weitergeht.

Inzwischen hat sich E.R. aus dem unmittelbaren Wettbewerbsgeschehen zurückgezogen. Niemals würde er dem Nachfolger seinen Rat aufdrängen. Da fällt es leicht, um Rat zu fragen. Er führt die Geschäfte der EMCY und natürlich ist er bei wichtigen Jumu-Terminen da.

Empfang beim Bürgermeister nach einem Wettbewerb. Man macht sich bekannt. „Pairott, Gutzeit, Zimmerschied“. – „Sehr angenehm“. „Dr. Rohlfs“. Jetzt leuchten die Augen des Bürgermeisters – jetzt kennt er sich aus. 30 Jahre “Jugend musiziert“ haben unzählige Kontakte geschaffen. Mit Teilnehmern und Juroren, mit Sponsoren, mit Ländern und Kommunen, wo “Jugend musiziert“ zu Gast war und E.R. die Verhandlungen geführt hat. Auch heute noch, drei Jahre nach seinem Ausscheiden, sehen viele den „Mr. Jugend Musiziert“ in ihm.

Vor 14 Tagen haben wir uns noch in Weimar getroffen, beim alljährlichen Wettbewerb der EMCY. Ich nehme an, dass auch dieser Wettbewerb seine Gründung einer Initiative des E.R. verdankt und vielleicht auch die EMCY selbst. Warum weiß ich das nicht? Vielleicht, weil E.R. niemals gesagt hat und auch niemals sagen würde: „Schon 1972 habe ich...“

Persönlicher Erfolg scheint ihm ganz unwichtig zu sein. Ich glaube, es würde ihn auch nicht sehr stören, wenn eine seiner guten Taten jemand anderem zugeschrieben würde. Reden würde er jedenfalls nicht darüber.

E.R. redet sowieso nicht sehr gerne, lieber lässt er reden. „Kannst Du bitte nachher beim Empfang ein paar Worte erwidern? Du weißt schon, das Übliche.“ Fünf Minuten bevor es losgeht, ein wichtiger Hinweis: „Du solltest auch die europäischen Gäste begrüßen, die werden gerade abgeholt“. Kurze Zeit später: „Vielleicht könntest du noch diese beiden Leute vom Kulturamt erwähnen.“ Er reicht mir einen Zettel. „Die haben uns viel geholfen.“ „Warum willst du nicht einmal sprechen, heute“? – Mildes Lächeln. „Nein, nein, das machst du. Du machst das immer so schön.“

E.R. pflegt distanzierte Nähe. Wir sind seit vielen Jahren „per Du“. Das hindert ihn nicht daran, beim Wiedersehen nach mehreren Monaten erst einmal mit „Sie“ zu beginnen. Man kann ja nie wissen. Wie hat dieser zurückhaltende Mann eigentlich so erfolgreich „regiert“? Selten habe ich gehört, dass E.R. einem Mitarbeiter eine direkte Anweisung gegeben hätte. Sein Stil war es eher, im Hauptquartier des Wettbewerbs etwas nachdenklich zu sagen: „Jemand müsste jetzt eigentlich mal...“ Es hat sich immer schnell jemand gefunden.

Es ist nicht leicht, E.R. zu beschreiben – seine ungewöhnliche Mischung aus Zielstrebigkeit und Gelassenheit, sein liebenswürdig-zurückhaltender Umgang, seine vielfältige Rolle im Musikleben. Er hat von allem etwas: Vordenker, Manager, Beichtvater, Geheimagent. Zum Glück wird ja noch ein paar Jahre lang Gelegenheit sein, ihn unauffällig bei der Arbeit zu beo-bachten.

Kreativ mit Kopf und Herz

Er ist schon Legende: sein Schreibtisch, der – als solcher kaum noch erkennbar – mit Stapeln von Papieren bedeckt ist. Einen Mitarbeiter kann dieser Schreibtisch zum Verzweifeln bringen. Und nicht nur der Schreibtisch: Jede erdenkliche unbedeckte Fläche in seinem Büro bleibt nie lange eine solche. Flugs wird sie genutzt, um neue Briefe, Protokolle, Abrechnungen, Konzepte oder Bilder stapelweise abzulegen.

Legende ist auch seine einzigartige Kunst, nach einigen Augenblicken des – für den Außenstehenden ziellos wirkenden Suchens – im richtigen Moment aus dem genau richtigen Stapel das genau richtige Papier hervorzuziehen. „Da ist es doch...!“

Eckart Rohlfs ist eine seltene Mischung aus Struktur und Chaos. Wobei die Struktur das Chaos im Griff behält, das Chaos aber der Struktur erst ihren Sinn gibt. Denn wozu wäre eine Struktur gut, die keine Inhalte hätte? In seinem Kopf und auch in seinem Herzen – so ist zu vermuten – sieht es ähnlich aus wie auf seinem Schreibtisch: Stapel von Ideen, von Projekten, die es zu realisieren gilt, Stapel auch von Wissen um alles, was mit musikalischer Jugendbildung und internationaler Begegnung zu tun hat und Stapel von Menschen, die er getroffen und im Gedächtnis behalten hat. Einige davon sind Freunde geworden.

Eine solche Flut von Kreativität und Tatendrang in Kopf und Herz lässt auch hier ein gewisses Chaos vermuten. Zumal sich Ideen noch schwerer in Ordner oder Schubladen verstauen lassen als Papiere.  Aber die Schreibtisch-Kunst wirkt fort. Was anderen oder auch ihm selbst zuweilen ungeordnet vorkommen mag, entpuppt sich im rechten Moment durchaus als ein Ding mit Struktur. So kommt es, dass Eckart Rohlfs in vielen Situationen im richtigen Moment genau die richtige Idee oder den passenden Kontakt hervorzaubert. „Wie wäre es, wenn....?“ Und schon ist ein neues Projekt geboren oder eines auf den richtigen Weg gebracht. Struktur und Chaos halten sich gegenseitig auf Trab. Und mit dem neuen Projekt gibt es natürlich auch einen neuen Stapel auf seinem Schreibtisch...

Dir, lieber Eckart, und allen, deren Herz an musikalischer Bildung und Entwicklung hängt, sei noch viele Jahre ein voller Schreibtisch gewünscht – im Büro, im Kopf und im Herzen!

Vielseitig und elegant

Wenn ich eine Eigenschaft von Eckart Rohlfs von Anfang an bewunderte, so seine Vielseitigkeit. Ehrenamtlicher Verbandsfunktionär in vielen nationalen und internationalen Musikgremien, organisatorischer Fädenzieher als Bundesgeschäftsführer von “Jugend musiziert“ (mit Leichtigkeit konnte er Ratschläge seines Hauptausschusses schon einmal bei Nichtgefallen überhören), kenntnisreicher Mensch im Bereich Neuer Medien und Kommunikationstechnik (diese meist schon von ihm eingesetzt, ehe überhaupt einer aus der Musikbranche davon gehört, geschweige denn sie in Gebrauch hatte), sprudelnd voller Ideen auch in Bereichen, die wahrlich nicht zu seinem Arbeitsbereich zählten, immer schon am Ort des Geschehens, wohin sich andere gerade erst auf den Weg machten.

Als Anfänger im Musikverbandsleben 1972 lernte ich auch seine Hilfsbereitschaft und Unterstützung schätzen, sei es beim Erstellen eines Haushaltsplanes – hier lautete seinerzeit sein Ehrenamt für den VdM „Schatzmeister“ – oder beim Knüpfen von Kontakten in für mich damals neuer ministerieller Umgebung in Bonn (eigentlich war er ja in München zu Hause!).

Später dann neue, überraschende Erfahrungen, so bei einem gemeinsamen Urlaub in Tschagguns mit der Familie (kam ja nicht oft vor): als gelernter Harzer konnte zwar auch ich halbwegs ordentlich auf den Skiern den Berg hinabrutschen, musste aber mit einem gewissen Anflug von Neid registrieren, mit welcher Eleganz und Perfektion mir Eckart Rohlfs wedelnd auf den Pisten davonfuhr. Dann mein Arbeitsbesuch während seines Urlaubs in seinem Wochenendhaus am Ammersee: nach getaner Arbeit seine Einladung zu einer Segeltour, und ich erlebte Eckart Rohlfs als seeerfahrenen Skipper! Wann hatte er denn das noch gelernt? Hoffentlich gönnt er sich für die nächsten Jahre für solche Freizeitvergnügen und erholsame Tätigkeiten noch ein wenig mehr Zeit. Das wünscht ihm herzlich

Unermüdlicher Kämpfer

Eine große Persönlichkeit des deutschen Musiklebens vollendet am 23. Dezember ihr 70. Lebensjahr: Eckart Rohlfs, promovierter Zeitungswissenschaftler, Musikwissenschaftler und Musikpädagoge, dessen Name der Deutsche Musikrat vor allem mit dem Wettbewerb “Jugend musiziert“, dem Musik-Almanach, der Jeunesses Musicales, der EMCY (Europäische Union der Musikwettbewerbe für die Jugend) und nicht zuletzt mit der neuen musikzeitung in Verbindung bringt.

Für beide Seiten prägend und allem voran stehen nahezu 40 Jahre Tätigkeit im und für den Deutschen Musikrat. Seit 1961 arbeitete Rohlfs an der Entwicklung und der Verwirklichung der heute weltweit anerkannten Wettbewerbe “Jugend musiziert“, deren Durchführung er 1963 erstmals verantwortlich in die Hand nahm. Dem unermüdlichen Engagement des Jubilars ist zu verdanken, dass “Jugend musiziert“ heute höchstes Ansehen genießt und eine der erfolgreichsten Fördermaßnahmen innerhalb der Jugendarbeit ist: Die Wettbewerbe setzen Maßstäbe für Art und Qualität des Musikunterrichts, des Musizierens und der zugehörigen Literatur und regen das Zusammenspiel junger Instrumentalisten an. Eckart Rohlfs leitete die Wettbewerbe als Geschäftsführer bis 1996.

Der Jubilar zählt auch zu den Mitbegründern und Mitherausgebern des DMR-Musik-Almanach, dem zentralen Nachschlagewerk mit Daten und Fakten zum Musikleben in Deutschland. Eckart Rohlfs war und ist maßgeblich daran beteiligt, dass das heute über 1.200 Seiten umfassende und rund 100.000 Einzelangaben enthaltende Handbuch für jeden in der Musikbranche Tätigen nahezu unentbehrlich ist.

„Jeunesses Musicales“, der Fachverband der deutschen Jugendorchester, dessen vornehmliche Aufgaben Weiterbildung und Förderung des musikalischen Nachwuchses sowie deren nationale wie internationale Interessenvertretung sind, ist ebenfalls engstens mit Namen und Person von Eckart Rohlfs verbunden. War er doch bereits 1950 einer der Gründungsvorstände und von 1959 bis 1974 deren Generalsekretär.

Der unermüdliche Ruheständler lebt heute eher in einem „Unruhestand“: Als Generalsekretär der EMCY, der Europäischen Union der Musikwettbewerbe für die Jugend, sorgt der Jubilar mit dem ihm eigenen ausgeprägten Engagement für die Intensivierung der Begegnung und Weiterförderung von Preisträgern nationaler Jugendmusikwettbewerbe. Als besondere Aufgabe versteht der Jubilar die Durchführung des „Europäischen Musikpreises für die Jugend“, der in diesem Jahr von ihm in Weimar verantwortlich durchgeführt worden ist und mit Geldpreisen von rund 18.000 Euro dotiert war. Eckart Rohlfs ist zudem als Berater und Editor der Literaturempfehlungen “Jugend musiziert“ derart aktiv, dass seine langjährigen Weggefährten in der Bundesgeschäftsstelle München behaupten, er sei jetzt häufiger im Büro anzutreffen als zu seiner Amtszeit.

Das Musikleben Deutschlands wäre ohne die Person und Persönlichkeit von Eckart Rohlfs nicht denkbar. Dem Deutschen Musikrat fehlte ein Mensch und Promotor, dem er letztlich eines seiner Aushängeschilder, nämlich “Jugend musiziert“, zu verdanken hat.

Dank und beste Wünsche für viele weitere, gute und gesunde Jahre sind daher an dieser Stelle herzlich und gern ausgesprochen.

Mutiger Schmetterlingsjäger

Das deutsche Musikleben ist ein Gestrüpp: Ein Dickicht aus fidelnden und dudelnden Laien mit permanentem Frohsinn, schludernden Poppern mit randalierendem Anhang, Selbstfindungsjazzern, frustrierten und schwerfällig trauernden Orchestermusikern, aus versteinerten Pädagogen, jovial ahnungslosen Kulturbeamten, geifernd eifernden Instrumentallehrern, die ihre Schützlinge mit jeder denkbaren Intrige nach oben putschen, keifenden Eltern, deren begnadeter Zögling schon bei der Regionalausscheidung “Jugend musiziert“ den Löffel abgibt, da er mit dem Bassschlüssel seinen Geigenkasten nicht aufzusperren vermochte, aus zurechtgestutzten Schulmusiklehrern und ins Abseits gestellten Musikschullehrern, aus Wissenschaftlern mit professural die eigene Enge verkleisterndem Habitus und flink emporwuchernden Mustereleven, aus in Grabenkämpfen und im Stellungskrieg festgefrorenen Verbänden und, und, und... (zu jedem Genannten gibt es natürlich sein diamet-rales Spiegelbild). Hoch über diesem Unterholz hangeln sich die öffentlich gekürten sowie die selbsternannten Genies durch die Zweige und lassen Blätter, Holz und auch anderes auf die Köpfe der unten Gebliebenen fallen.

Wer möchte in so einen Dschungel eintreten? Das trauen sich nur die Mutigsten, die da in der Hoffnung vo-randringen, irgendwo in diesem wuchernden Gewühle so etwas wie einen erfüllt gespielten Ton zu finden. Es sind Schmetterlingsjäger, die vom Möglichen träumen und deshalb das Seiende mutig durchdringen. Wendig und klein sind sie, damit die Enge der Schlupflöcher kein Hindernis darstellt, hartnäckig und ungestüm halten sie die Machete in der Linken, um den Weg, den keiner sieht und von dem der Schmetterlingsjäger selbst nur eine schwache Ahnung hat, unerbittlich von dem verschlungenen Dornenwuchs zu säubern. In der Rechten freilich befindet sich das Schmetterlingsnetz – und siehe da, manchmal verfängt sich ein kleines flatterndes und vibrierendes Geschöpf darin. Stolz und zufrieden wird es zur Sammlung gesteckt. Und die wächst und wächst. Denn der Sammler weiß, dass sich überall noch heimliche Schönheiten verstecken oder eben gerade heranwachsen. So bleibt er zäh und unerschütterlich, trotzt allem Unbill, an dem er immer wieder auch mal verzweifelt. Und wenn man ihm sagt: „Jetzt bist du schon über 50 Jahre in diesem abscheulichen Urwald!“, dann entgegnet er: „Wo sollte ich sonst hin, hier ist doch mein Zuhause?“ Und für kurze Zeit scheint es so, als würde der Dschungel ehrfürchtig seine Wipfel neigen. Doch der Schmetterlingsjäger ist längst schon wieder unterwegs.

Spiritus rector

Er kann auch knatschig sein. Und sonst? Er ist sicherlich einer der best- und umfassendst informierten Menschen auf dem Gebiete der musikalischen Jugendbildung in Deutschland – oder inzwischen schon in Europa? Ein Mann voller Ideen, die manchmal so auf der Hand (oder besser in der Luft?) liegen, dass man neidisch werden könnte. So auch mit seinen Ratschlägen. „Darauf hätte ich auch selber kommen können“ – und schon zieht man beschämt von dannen. Zumindest geht es mir desöfteren so, wenn ich ihn um Rat frage, und das nun schon gut 25 Jahre lang. Er ist unübertroffen, immer konnte er helfen, hatte Vorschläge und Ideen, nie belehrend, sondern vielmehr verständnisvoll, manchmal auch augenzwinkernd-bedauernd. Er ist mein „Spiritus rector“ geworden, ein Meister Eckart halt. Ihm verdanke ich meine Jobs der vergangenen 25 Jahre (Generalsekretär der Jeunesses, Geschäftsführer des Landesausschusses Bayern “Jugend musiziert“ und seit 1990 des Bundesjugendorchesters) – hoffentlich hat es ihm nie Leid getan. So ist er eben (auch), der Dr. Rohlfs. Danke für alles, Eckart!

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