Mit der Goldenen Stimmgabel ehrt der Verband deutscher Musikschulen Persönlichkeiten, die sich besonders um die Belange des Musikschulwesens verdient gemacht haben. Robert Wagner, Schulleiter der Musikschule Fürth e. V., wurde auf der Bundesversammlung 2020 des VdM am 3. Oktober 2020 in Koblenz mit der Goldenen Stimmgabel ausgezeichnet. Der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V. (VBSM) gratuliert:
Herzlichen Glückwunsch von Deinem Landesverband. Nach der Carl-Orff-Medaille des VBSM im Jahr 2017 nun die Goldene Stimmgabel des VdM, worauf freust Du Dich jetzt noch?
Robert Wagner: Jede bisherige Auszeichnung ist ein Ansporn, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. So wenn zum Beispiel der Bundesvorsitzende des VdM, Prof. Ulrich Rademacher in seiner Laudatio lobt: „Robert Wagner bleibt wachsam und redet uns ins Gewissen, wenn es beispielsweise um Inklusion und Corona oder Inklusion und Digitalisierung geht. Er bleibt Wachmacher und Wachhalter für eine vollständige Musikschule. So gehe ich davon aus, dass seine Goldene Stimmgabel nicht in die Vitrine wandert, sondern als symbolisches Werkzeug für eine saubere, tragfähige, inklusive gemeinsame Stimmung im VdM benutzt wird.“
Doch worüber ich mich wirklich freuen würde, wäre, wenn unsere inklusive Entwicklung im Bereich der Unterrichtspraxis Fragen in der Fachwelt aufwerfen würde, die wir dann mithilfe unserer Erfahrungen gemeinsam beantworten könnten. Jeder Mensch kann Musik machen, die gespielt und gehört werden will!
Andreas Hinterseher, Akkordeonist der weltweit renommierten Formation Quadro Nuevo antwortet auf die Frage von Journalist*innen nach ihrem schönsten Konzert: „(…) da kann man natürlich viel erzählen, (…) dass wir in Israel gespielt haben als deutsche Band oder in Polen in einem ausgebombten Theater, aber ganz ehrlich, die einzig richtige Antwort ist die, es waren mehrere Konzerte, die immer am schönsten waren und zwar immer genau die mit „Vollgas“! Vollgas ist eine inklusive Band der Musikschule Fürth mit Menschen mit Handicap, die an der Musikschule eine Ausbildung zur*m Musiker*in erfahren und wöchentlich Unterricht haben, proben und als Band auftreten (…), was sie für eine Liebe in die Musik stecken und wie gut sie vor allem sind, die werden auch jedesmal besser (…).“
Musikschulen stehen für Qualität. Das Netzwerk Inklusion im VBSM und der Fachausschuss Inklusion im VdM haben viele Erfahrungen gesammelt und halten Methoden und Literatur bereit, die aus der Begeisterung über die erlebte musikalische Qualität der Auftritte übertragbare Konzepte für die Unterrichtspraxis machen (könnten).
„Komplexes scheinbar einfach auf den Punkt bringen, das kann Robert Wagner“, der „den Konflikt der Musikschulpädagog*innen und Strateg*innen, ob Musikschulen Spaßmusikschulen oder Leistungsmusikschulen sein sollten, mit seinem Motto ‚Weil Können Spaß macht‘ vor circa 20 Jahren perfekt auflöste“, würdigte Prof. Rademacher meine Arbeit.
Mein Satz, „Jeder Mensch kann Musik machen lernen“ ist lange dem Stadium der Behauptung entwachsen und lässt sich durch viele Beispiele belegen. Die Musikschulformationen „Vollgas“ aus Bayern, „Just Fun“ aus Nordrhein-Westfalen, „Groove Inclusion“ aus Baden-Württemberg und viele weitere sind keine Ausnahmeerscheinungen mehr, sondern haben übertragbare Lernwege hinter sich, auf denen sich aufbauen ließe und die allen Musikpädagog*innen zur Verfügung stehen.
Mein Wunsch für die Zukunft: Nehmt uns und unsere Erfahrungen in die Pflicht, fragt nach, besucht Fachtagungen und Lehrgänge – wie den im Januar 2021 neu startenden VdM Lehrgang „Instrumentalspiel mit Menschen mit Behinderung“ – und lasst Euch überraschen.
Der VBSM bedankt sich für das Gespräch und freut sich auf viele weitere Impulse Robert Wagners auf dem Weg in Richtung inklusiver Musikschulen, die es als ihren Anspruch und ihre Aufgabe begreifen, dafür zu sorgen, dass möglichst viele mitmachen wollen und alle – die wollen – mitmachen können.