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Das neue Wandbild, das im September von Steffen Kuschkow gesprüht wurde. Foto: Kuschkow
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Altbewährtes und neue Ideen

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Die Joseph-Schmidt-Musikschule feierte ihr 60-jähriges Bestehen
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Die nach dem jüdischen Tenor und Kantor Joseph Schmidt benannte Musikschule liegt im Südosten Berlins im Bezirk Treptow-Köpenick und beging 2011 ihr 60-jähriges Bestehen. Gegründet 1951 in der DDR als „kleine“ Musikschule Köpenick, die in den Anfangsjahren zirka 500 Schüler ausbildete, entwickelte sich die Joseph-Schmidt-Musikschule bis heute zu einer leis-tungsstarken Institution der musikalischen Bildung mit 2.700 Schülerinnen und Schülern. Nach der Berliner Bezirksfusion im Jahre 2000, bei der die Bezirke Treptow und Köpenick zusammengelegt wurden, verschmolzen die Musikschulen Köpenick und Treptow zu einem großen „Musik-Tanker“ der öffentlichen Hand. Einige Jahre zuvor waren die Musikunterrichtskabinette der beiden Bezirke, typische DDR-Bildungseinrichtungen mit dem Auftrag zur Breitenbildung, und die leistungsorientierten Musikschulen zu einem Ganzen zusammengefügt worden.

Am heutigen Hauptstandort der Joseph-Schmidt-Musikschule in Adlershof befand sich seinerzeit ein exponierter Militärstützpunkt, der nach dem Mauerfall abgewickelt und in öffentliche Trägerschaft übergeben wurde. Heute nutzt die Musikschule dort ein ehemaliges Kasernengebäude, welches gerade mit Europamitteln frisch saniert werden konnte und über 58 Unterrichtsräume verfügt. In Adlershof, direkt neben der Musikschule, ist unterdes in den letzten zehn Jahren eine bedeutende Wissenschaftsstadt, die WISTA, entstanden. Erste Kooperationen zwischen Musikschule und WISTA gibt es bereits. So unterweist ein Gesangsdozent einige Wissenschaftler, die sich vereint in einem Sprachclub in der „vortrefflichen Rede“ üben, in Atem- und Stimmtechnik. Eine Zweigstelle im Ortsteil Köpenick und mehrere dezentrale Einrichtungen, die über den gesamten Bezirk Treptow-Köpenick verteilt sind, komplettieren das Angebot der Musikschule.

Höhepunkt der Musikschularbeit in jüngster Zeit war die Aufführung des Kinder-Tanzmusicals „Traumgespinste“ im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Musikschulkongresses 2009 in Berlin. In einer seit vielen Jahren gelebten Zusammenarbeit zwischen dem Tanzbereich der Musikschule und dem Kinder- und Jugendzirkus CABUWAZI war dank des großen Engagements der Leiterin der Fachgruppe Tanz, Marianne John, eine zauberhafte Revue entstanden. Vom Kongresspublikum wurde die lebendige, mit ungeheuerer Spielfreude vorgetragene Darbietung mit großer Begeisterung aufgenommen. Die Kompositionen und Livemusiken stammten aus der Feder von Lehrkräften aus dem Rock-/Popbereich der Musikschule, dem hochkarätige Musiker und Musikerinnen der Berliner Jazz- und Rock-/Popszene angehören. Die musikalischen Beiträge wurden im Tonstudio der Schule produziert.

Besonders stolz ist die Leiterin der Schule, weil Schülerinnen und Schüler dieses Bereichs in den vergangenen beiden Jahren erste Preise beim Bundeswettbewerb Jugend Musiziert in den Kategorien Pop-Gesang und Pop-Gitarre erzielten. Catrin Gocksch beschreibt die Erlebnisse, die diese Schüler für sich mitnehmen konnten, als überaus spannend, motivierend und für die spätere Musik-Karriere als sehr nützlich.

Intensive Proben und die damit verbundenen Auftritte werden in der Joseph-Schmidt-Musikschule im Rahmen der täglichen Arbeit generell groß geschrieben. Das Musikschulteam legt besonderes Schwergewicht auf die Präsentation der Ensembleleistungen vor großem Publikum und über Fachgrenzen hinaus. Eine eigens dafür gegründete Arbeitsgruppe konzipiert und plant die jährlichen Großprojekte mit immer neuen Ideen. „Feel Stil – Grenzenlos“ ist ein solches Projekt. Die Konzertreihe findet in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendfreizeitzentum (FEZ) in der Köpenicker Wuhlheide jährlich im Rahmen des berlinweiten „Musikfestivals Klangwelten“ statt und bringt in der Regel 200 Mitwirkende auf die große Theaterbühne. Rund 600 Besucher erleben dabei exzellente Solisten, Ensembles, Kinder- und Jugendchöre und zum großen Finale das Gemeinschaftsorchester aus Sinfonie-, Blas-orchester und Big Band.

Bis zum 70. Jubiläum in zehn Jahren hat sich die Musikschule vorgenommen, neben Altbewährtem auch neue Wege zu beschreiten. Das Ausprobieren von speziellen Unterrichtsformen wie alters- und niveaugemischtem Partnerunterricht, verstärkte interdisziplinäre Arbeit im regulären Unterrichtsgeschehen, bei dem beispielsweise Literatur und Musik zusammengeführt werden, oder Songwriting in der Popabteilung sind Felder, denen sich das Team in den nächsten Jahren mit Engagement widmen wird. Geplant ist außerdem die projektweise Etablierung von Kursformen, die sich nicht in den „normalen“ Musikschulbetrieb eingliedern lassen, 

In diesem Jahr jedoch begeht die Joseph-Schmidt-Musikschule erst einmal den 70. Todestag ihres Namensgebers, der neben seiner Tätigkeit als Kantor auch als UFA-Star bekannt war. Sein berühmtestes Lied „Ein Lied geht um die Welt“ klingt vielen noch im Ohr und ist der Musikschule Vermächtnis und Verpflichtung zugleich. 

Der Jude Joseph Schmidt war 1942 auf der Flucht wegen unterlassener Hilfeleistung in der Schweiz mit 38 Jahren ums Leben gekommen. Eine große Karriere fand ein abruptes Ende. 

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