Noch vor Gründung der IGNM am Rande der Salzburger Festspiele 1922 formierte sich 1921 die Kölner Gesellschaft für Neue Musik (KGNM). Treibende Kraft waren Musikwissenschaftler aus dem Umkreis der 1919 wiedergegründeten Universität Köln. Ziel des Vereins war es, mittels Konzerten, Vorträgen und Diskussionsrunden über Neue Musik zu informieren.
Bevor die Nationalsozialisten die Auflösung der Gesellschaft erzwangen, hielt am 10. Februar 1933 in einer der letzten Veranstaltungen Arnold Schönberg den Vortrag „Stil und Gedanke oder neue und veraltete Musik“. Nach Diktatur und Weltkrieg hatte die 1948 wiedergegründete KGNM nur bis 1964 Bestand, da sie angesichts der regen Aktivitäten des Westdeutschen Rundfunks auf dem Feld der Neuen Musik überflüssig schien. Knapp zwanzig Jahre später verstand sich hingegen die dritte Gründung 1981 ausdrücklich als Ergänzung des inzwischen als zu einseitig und etabliert empfundenen Programms des WDR. Seine vorrangige Aufgabe sah der Verein in der Vereinigung verschiedener Akteure der Neuen Musik der Stadt, um mit vereinten Kräften mehr Mittel zu akquirieren und andere, avanciertere Ideen als die der großen Musikveranstalter umzusetzen.
Zum Gründungsvorstand der dritten KGNM gehörten der Komponist Johannes Fritsch, der Schlagzeuger Martin Schulz, die Musikwissenschaftlerinnen Monika Lichtenfeld und Renate Liesmann-Gümmer sowie der Musikjournalist und Redakteur für Neue Musik am Deutschlandfunk Köln Reinhard Oehlschlägel. Als gemeinnütziger eingetragener Verein ist es bis heute Ziel der Gesellschaft, Neue Musik ohne ästhetische oder ideologische Beschränkungen zur Aufführung zu bringen, das Interesse an ihr zu wecken und sowohl die allgemeine öffentliche Diskussion über Musik als auch das fachliche Gespräch zwischen Komponisten, Interpreten, Journalisten und Musikologen zu fördern. Bis heute veranstaltet man Werkstätten mit Komponisten, Interpreten und Musikwissenschaftlern sowie Konzerte und Musikfeste mit Beiträgen von Mitgliedern und Gästen. Zudem realisierte man Symposien und Buchpublikationen zu Stefan Wolpe, Erwin Schulhoff, Franco Evangelisti, 40 Jahre Neue Musik in Köln sowie Reinhard Oehlschlägel und Mathias Spahlinger. Seit 1992 gibt die KGNM alle zwei Monate ein Faltblatt heraus, das über Termine Neuer Musik der Umgebung informiert und auch online einsehbar ist. Während der ersten zwei Dekaden pflegte man Austauschprojekte mit anderen deutschen Städten sowie den BeNeLux-Staaten. Seit 2008 gibt es Austausch zumindest auf Länderebene. Auf Initiative des Landesmusikrats von Nordrhein-Westfalen formierte sich ein „Arbeitskreis Neue Musik“ aus Vertretern der insgesamt neun Gesellschaften für Neue Musik in diesem Bundesland. Gemeinsam veranstaltete man unter dem Titel „Stationen“ 2012 eine erste und 2014 eine zweite Tournee mit Werken und Interpretationen von Mitgliedern der Gesellschaften durch deren Städte.
Maßgeblich beförderte die KGNM die seit 1995 im Hohlkörper der Deutzer Brücke über dem Rhein stattfindende „Brückenmusik“, eine der ältesten kontinuierlichen Veranstaltungsreihen für Klangkunst in Deutschland. Aus einem Arbeitskreis der Gesellschaft ging 1999 der seitdem unabhängig agierende Initiativkreis Freie Musik Köln (IFM) hervor, ein Interessenverband der freiberuflichen, professionellen Kölner Komponisten, Musiker, Ensembles, Vereine, Veranstalter und Spielstätten aller Sparten, dem inzwischen rund 500 Akteure aus Jazz, Klassik, Elektronik, Performance, Chormusik, improvisierter, neuer und alter Musik angehören. Man vernetzt sich untereinander und mit den Musikeinrichtungen von Stadt und Land, um bei Kulturpolitik und Kulturverwaltung für bessere Rahmenbedingungen der Musikschaffenden einzutreten. An der seit 2005 vom IFM jährlich veranstalteten „Kölner Musiknacht“ beteiligt sich die KGNM unter Leitung von Albrecht Zummach und John McAlpine mit großbesetzten Aufführungen des aus Profi- und Laienmusikern gebildeten „Projektensemble 05“. Im Mai 2015 wird dieses zum zweiten Mal auch beim Festival „ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln“ auftreten. Dank eines Betriebskostenzuschusses durch das Musikreferat der Stadt ist die KGNM auch Träger der vom IFM installierten Website „musik-in-koeln“, die mit hunderten Einträgen über Kölner Ensembles, Spielstätten, Initiativen, Labels, Verlage, Medien und aktuelle Konzerttermine informiert.
Nachdem einige Zeit kaum neue Mitglieder zur KGNM fanden, hat sich ihr Kreis inzwischen deutlich verjüngt. Mit neuen Ideen im Vorstand aktiv sind gegenwärtig der Flötist Daniel Agi, die Bratschistin Annegret Mayer-Lindenberg, die Komponistin Brigitta Muntendorf sowie die Komponisten Dominik Sack und Michael Veltman. 2014 veranstaltete man Konzerte mit den Ensembles Decoder, Taller Sonoro sowie E-MEX, letzteres gemeinsam mit Klang Köln e.V. zum 80. Geburtstag von Georg Kröll. Ferner stemmte man ein mehrtägiges Festival. Im Zentrum stand eine Aufführung von Fausto Romitellis „Professor Bad Trip“ durch das Ensemble Garage und die französische Tanzformation Léda. Hinzu kamen Konzerte von Tra i Tempi, hand werk, Rochus Aust sowie Kurzperformances und Choreographien von Claudia Lichtblau. Im März 2015 präsentierte man zum zweiten Mal „Containerklang“ mit Kurzprogrammen im Charakter von „Partykonzerten“. Und so geht es munter weiter …