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Der Direktor in seiner Sammlung: Gunther Joppig mit jungen Besuchern des Museums. Foto: Eckart Rohlfs
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Der Instrumentensammler

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Gunther Joppig im Gespräch mit der neuen musikzeitung
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Das Musikinstrumentenmuseum im Münchner Stadtmuseum wird seit mehr als zwanzig Jahren von Gunther Joppig geleitet. Bei der Vielfalt der hier zu leistenden Tätigkeiten kamen ihm seine früheren Berufe als Musiker, Musikpädagoge, Musikwissenschaftler und sogar als gelernter Schreiner sehr zustatten. Er betreut damit zweifellos eine der weltweit größten Spezialsammlungen, aber erstaunlich ist, dass München noch an anderen Plätzen weitere wertvolle Bestände an Musikinstrumenten beherbergt. Für die nmz besuchte unser Redaktionsmitglied Eckart Rohlfs Dr. Joppig und bat ihn um Erläuterung und Bilanz seiner bisherigen beruflichen Tätigkeit.

Gunther Joppig: Neben den Musikinstrumentensammlungen im Deutschen Museum und im Münchner Stadtmuseum gibt es im Bayerischen Nationalmuseum noch Musikinstrumente vornehmlich aus der früheren Hofkapelle. Die von Besuchern immer wieder vorgebrachte Idee, die drei Sammlungen in einem einzigen großen Museum zu vereinigen, berücksichtigt nicht die unterschiedlichen Trägerschaften. Das Münchner Stadtmuseum wird von der Landeshauptstadt München, das Bayerische Nationalmuseum vom Freistaat Bayern und das Deutsche Museum von der Bundesrepublik Deutschland finanziert. Mit etwa 6.000 Inventarnummern beherbergt das Münchner Stadtmuseum sicherlich einen sehr großen Bestand, mit der Besonderheit, dass Musikinstrumente aller Weltkulturen gesammelt wurden und in der Dauerausstellung zu sehen sind.

neue musikzeitung: Die Sammlung ist ja nicht nur eine historische Schau zur Entwicklung der Instrumentenfamilien, sondern Sie haben verstanden, Instrumente lebendig werden zu lassen: „Wie Töne gemacht werden“, „Wie bringt man klangvolles Leben in tote Instrumente?“, „Welches Musikinstrument für mein Kind?“, – durch solch kindgemäße Erläuterungen, Selbst-anfassen- und Probierendürfen faszinieren und motivieren Sie Ihre Besucher.
Gunther Joppig: Als ich am 1. Februar 1987 die Sammlungsleitung übernahm, erklärte der damalige Direktor Dr. Christoph Stölzl lapidar: „Sie haben die schönsten Räume im Museum, aber es ist niemand drin. Beleben Sie die Sammlung!“ und der damalige Kulturreferent Jürgen Kolbe forderte mich auf, mit allen mit der Musik in München befassten Institutionen zusammenzuarbeiten. Zunächst von der Hamburgischen Schulbehörde, wo ich als Studienrat für Musik tätig war, an das Münchner Stadtmuseum ausgeliehen, räumte ich den Führungen für Schulklassen oberste Priorität ein.

nmz: Für ihr Konzertpodium haben Sie ein aufmerksames und treues Publikum – die vierte Etage im Stadtmuseum ist voll integriert in Münchens Musikleben und wurde damit zugleich eine museumspädagogische Instanz. Mehr kann sich der Direktor einer solchen Sammlung nicht wünschen?
Gunther Joppig: Ich intensivierte die Abendkonzerte. 1988 wurden die Sonntagsmatineen eingeführt, um jungen Musikern Auftritte in der Öffentlichkeit ohne finanzielles Risiko zu ermöglichen. Sonderausstellungen wie die Münchner Geigentage machten darüber hinaus immer wieder auf das Musikinstrumentenmuseum aufmerksam, das im 4. Stock etwas abgelegen und praktisch nur über die beiden Aufzüge zu erreichen ist.

nmz: Die Stadt München feiert Geburtstag und präsentiert ihre 850-jährige Historie im Stadtmuseum jetzt in neuem Kleid und wirbt mit bildungs- und besucherfreundlicher Informationsgestaltung. Aber Ihre Musikinstrumentensammlung im Dachgeschoss des Stadtmuseums wurde bei der Renovierung und Neugestaltung ausgespart. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Omen? Sogar beunruhigende Stimmen waren zu hören: Was verbinde denn diese weltweite Instrumentensammlung im Münchner Stadtmuseum ausgerechnet mit Münchens Geschichte?
Gunther Joppig: Von der Stadt München wurde zunächst der historische Teil mit dem ehemaligen Zeughaus und dem Eingangsbereich saniert mit der Auflage, dort eine stadtgeschichtliche Ausstellung zu installieren, die so­eben eröffnet und positiv besprochen wurde. Zusammen mit dem Ensemble, bestehend aus der Synagoge, dem jüdischen Gemeindezentrum, dem Jüdischen Museum und dem sanierten Teil des Münchner Stadtmuseums ist in München mit dem St.-Jakobs-Platz ein neues Zentrum entstanden, das Besucher aus dem In- und Ausland anzieht. Derzeit laufen die Planungen für die Sanierungen des zweiten Bauabschnittes, die auch die Sondersammlungen des Münchner Stadtmuseums betreffen. In welcher Form die Sammlung Musik dann in die geplanten „Urbanen Welten“ aufgenommen wird, lässt sich zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten.

nmz: Welche Vorstellungen haben Sie für die Weiterführungen und zeitgemäße Präsentation Ihrer Musikinstrumentensammlung, wofür zum Beispiel die Sammlungen in Brüssel oder in der Cité de la Musique in Paris oder die aktuelle Ausstellung im Völkerkundemuseum Zürich („Trommeln der Schamanen“) neue Maßstäbe gesetzt haben?
Gunther Joppig: Da eine Ausschreibung der Sammlungsleiterstelle zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht erfolgt ist, wird die zukünftige Betreuung in den Händen von unserem Mitarbeiter Dr. András Varsányi liegen, der zurzeit auch eine Professur für Weltmusik an der Universität Münster wahrnimmt. Für die Musikinstrumentenpräsentation in den neuen Gebäuden in Brüssel, Paris und Wien wurden Audiosysteme installiert, für die in München bisher keine Mittel zur Verfügung standen. Dagegen haben wir immer auf eine persönliche Betreuung von Besuchergruppen gesetzt. Zunächst werde ich für Führungen in Zusammenarbeit mit dem Museumspädagogischen Zentrum (MPZ) gerne weiterhin zur Verfügung stehen.

nmz: Für den 26. Juli ist im Münchner Stadtmuseum von und mit Gunther Joppig „Eine Abschieds-Valentinade“ angekündigt. Welche Bilanz ziehen Sie aus Ihrem Einsatz?
Gunther Joppig: Ende Juli erreiche ich die Altersgrenze und kann auf eine sehr intensive Dienstzeit zurückblicken, in der es uns gelungen ist, trotz überall zurückgehender Besucherzahlen in den Museen, ein Stammpublikum aufzubauen, das immer wieder gern unsere Veranstaltungen besucht. Heute kommt zu Führungen bereits die „Zweite Generation“, wie ich sie nenne: Das sind junge Lehrerinnen, Erzieherinnen und Kindergärtnerinnen, die bereits während ihrer Schulzeit unsere Führungen kennen- und schätzengelernt haben, und die nach entsprechendem Studium mit ihren eigenen Klassen und Gruppen wiederkommen. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird heute allgemein strapaziert, hier hat er wohl seine Berechtigung.

nmz: Auch der Sammlungsbestand konnte bereichert werden?
Gunther Joppig: Ein Hammerflügel von Johann Andreas Stein, Augsburg 1790 und ein weiterer seines Schülers. Franz Joseph Wirth, Augsburg 1803 (gemeinsame Erwerbung mit dem Ernst-von-Siemens Kunstfonds), eine Violine von Jakob Stainer, Absam 1656, eine Silbertrompete von Philipp Schöller, München um 1760 und ein Paukenpaar aus dem Besitz der Hofkapelle (mit Unterstützung der Freunde des Münchner Stadtmuseums). Attraktionen jeder Führung stellen das javanische Gamelan-Ensemble, Wírun 1987, die riesige Klostertrommel aus Nordthailand, die Konzertharfe von Josef Obermayer, Starnberg 1959, das selbstspielende Steinway-Welte-Klavier von 1925 und das Riesen-Tamtam der Firma Paiste,­ Schacht Audorf 1999 dar, das zur Jahrtausendwende mit einem Durchmesser von über zwei Metern gefertigt wurde.

nmz: Welche Ideen und Plänen haben Sie, Ihre bisherige flankierende Arbeit als Wissenschaftler, Forscher und Autor etlicher Fachpublikationen weiterzuführen?
Gunther Joppig: Außer, dass ich nicht mehr täglich im Museum zu erreichen bin, wird sich an meinen Aktivitäten nicht viel ändern. Angebote für einen Lehrauftrag am Institut für Musikpädagogik und Vorträge für die Seniorenuniversität der Ludwig-Maximilian-Universität in München liegen bereits vor. Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Instrumentenkunde harren ebenso ihrer Vollendung, wie die Herausgabe von Notendrucken. Wieder mehr zum Üben zu kommen auf meinen zahlreichen Holzblasinstrumenten, der Harfe und dem Flügel wird mir eine besondere Freude sein.

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