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Die besondere Oper

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Luigi Cherubini: „Der Wasserträger“ (Les deux journées)
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Von Luigi Cherubinis knapp 30 Opern ist „Médée“ die bekannteste, doch „Der Wasserträger“ von 1800 war Cherubinis erfolgreichste Oper und wurde zum musikhistorischen Wegweiser. „Fragt ihr mich, welche Oper ich gut finde, so nenne ich euch den ,Wasserträger‘, denn hier ist das Sujet so vollkommen, dass man es ohne Musik als ein bloßes Stück geben könnte, und man es mit Freuden sehen würde“, urteilte Goethe über Cherubinis Werk. Beethovens einzige Oper „Fidelio“ wäre ohne den „Wasserträger“ nicht denkbar, bereits in der Ouvertüre ist die musikalische Verwandtschaft mit Beethovens fünf Jahre später entstandenem Meisterwerk deutlich zu hören.

Die Französische Revolution hatte sich die Werte „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ auf die Fahnen geschrieben, ihre Vertreter wandelten sich gleichwohl ebenfalls zu Tyrannen, Unterdrücker und Revolutionäre waren nicht immer zu unterscheiden. Vor diesem Hintergrund schuf Cherubini mit dem „Wasserträger“ eine „Rettungsoper“, in der ein Vertreter des niedrigsten Standes mit Zivilcourage und Humanität sich in den Dienst der Rettung eines verfolgten Adeligen stellt. Cherubini verlegt die Handlung ins 17. Jahrhundert: Als Kardinal Mazarin 1647 in Paris Erlasse verkündet, die die Freiheit des Volkes stark einzuschränken drohen, weigert sich das französische Parlament, die Erlasse zu ratifizieren. Das Parlament wird aufgelöst, seine Mitglieder fliehen und werden verfolgt. Der Wasserträger Mikéli verhilft dem Grafen Armand und seiner Frau Constance zur Flucht, eine Geschichte um Verfolgung, Angst, Treue, Liebe, Mut, bürgerliche Rebellion und der Sehnsucht nach Freiheit entspinnt sich.

Formal gehört „Der Wasserträger“ sicher mit seinen liedhaften Strophen-Airs und den Dialogen zwischen den Musiknummern zur Gattung der Opéra comique. Doch Cherubini verstärkt über drei Akte hinweg Kontraste, verbindet die Stilmittel der Opéra comique mit denen der Tragédie lyrique, schöpft alle orchestralen Mittel aus und baut Melodramen ein. Traditionelle Formen wie das Strophen-Lied zu Beginn der Oper, in dessen Refrain der moralische Leitfaden gepriesen wird, stellen ein musikalisches Motiv vor, das später in gar nicht mehr harmlos-liedhaftem Zusammenhang wiederkehrt. Ein düsteres Orchestervorspiel zum zweiten Akt deutet auf die Bedrohung durch die Militär-Macht hin, Soldaten werden als gefährliches Werkzeug der Herrschenden gezeigt, die brutal in die Idylle einer Hochzeitsfeier eindringen. Wie im „Fidelio“, so naht auch im „Wasserträger“ die Rettung als „deus ex machina“ in der Gestalt des Titelhelden, der die erlösende Botschaft der Begnadigung überbringt.

„ Der Wasserträger“ trat nach seiner Uraufführung einen Siegeszug um die Welt an, er wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, in fast allen europäischen Staaten, in New Orleans und wahrscheinlich in Indien gespielt. 30 Jahre lang war er ein Kassenschlager, bevor die Oper 1830 mit der Geburt der französischen Grand Opéra von den Spielplänen verschwand und erst im 20. Jahrhundert wieder entdeckt wurde.

Zu erleben ist Cherubinis besondere Oper „Der Wasserträger“ Ostern 2008 im Schlosstheater Rheinsberg. Nach Bühnenwerken von Schulz, Grétry, Gluck, Piccinni, Haydn und Reichardt aus der Entstehungszeit des historischen Rheinsberger Schlosstheaters widmet sich die Bundesmusikakademie Rheinsberg 2008 der Musik Luigi Cherubinis und bringt mit dem „Wasserträger“ den größten musikalischen Erfolg des Komponisten auf die Bühne des Schlosstheaters. Die Auswahl der Kompositionen für das Schlosstheater liegt in Händen der Akademiedirektorin Dr. Ulrike Liedtke, die Musikalische Leitung des „Wasserträgers“ haben Christopher McMullen Laird und Yordan Kamdzhalov inne, den Chor studiert Rustam Samedov ein, die Regie führt Simone Zeisberg-Meiser, das Bühnenbild gestaltet Jens Hübner, die Technische Direktion hat Oliver Nehring inne. Die Sänger und Sängerinnen werden in bundesweit ausgeschriebenen Vorsingen ausgewählt. Sie sind Studenten oder Hochschulabsolventen am Beginn ihrer Karriere. Das im Jahr 2002 anlässlich der Opernproduktion „Paris und Helena“ von Gluck an der Musik-akademie gegründete „Orchester 1770“ setzt sich aus Studierenden der beiden Berliner Musikhochschulen zusammen. Den Chor bilden Studenten der Musikhochschulen in Berlin und Rostock. Ostern und Pfingsten setzt die Musikakademie Rheinsberg Höhepunkte in ihrem Spielplan des Schlosstheaters. Zu Pfingsten erklingt zeitgenössische neue Musik, Ostern gehört der alten Oper aus der Zeit der Rheinsberger Schlossanlage. Der Kartenverkauf für den „Wasserträger“ läuft – gespielt wird am 20., 22., 23., 29. und 30.3. sowie am 5. und 6.4.2008. Kartenbestellungen sind möglich unter der Tel.-Nr. 033931/392 96.

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