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Musikphilosophie, Praxis und Wissenschaft

Untertitel
Zu den Saarbrücker Gesprächen zur Klaviermethodik 2002
Publikationsdatum
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Zweimal im Jahr treffen sich die Professoren und Dozenten deutscher Musikhochschulen und Konservatorien bei den „Saarbrücker Gesprächen“ zur Klaviermethodik zu einem Methodiker- und Didaktiker- Arbeitstreffen unter der Leitung von Werner Müller-Bech. Das Programm ist immer reichlich mit Fachthemen gefüllt und die Liste der aktuellen Themen reicht jedes Mal weit in die Zukunft. So wurden allein in den letzten beiden Sitzungen Themen wie „Hören, Horchen und Verstehen“, „Klaviermethodik konzertant“, „Das System der Zeitordnung in der Musik“, „Akzente der Riemann’schen Motivtheorie“, „Entwicklung der künstlerischen Persönlichkeit im Anfangsunterricht“, „Improvisation“, „Pianistische Bewegungslehre“ (mit Workshop) referiert und diskutiert. Das inhaltliche Vorstellen unterschiedlicher Themen und Forschungsergebnisse und die offene, lebendige Fachdiskussion in der Vielfalt der anwesenden Professoren und Dozenten aus ganz Deutschland führt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Themen. Gerade der Austausch von Fachwissen, eigenen Erfahrungen, Fachurteilen und des neuesten Standes der Wissenschaft oder Praxis vor Ort kann die wichtigen aktuellen Anliegen nur voranbringen. Probleme werden dadurch besser verstehbar und Lösungswege beschritten.

Zweimal im Jahr treffen sich die Professoren und Dozenten deutscher Musikhochschulen und Konservatorien bei den „Saarbrücker Gesprächen“ zur Klaviermethodik zu einem Methodiker- und Didaktiker- Arbeitstreffen unter der Leitung von Werner Müller-Bech. Das Programm ist immer reichlich mit Fachthemen gefüllt und die Liste der aktuellen Themen reicht jedes Mal weit in die Zukunft. So wurden allein in den letzten beiden Sitzungen Themen wie „Hören, Horchen und Verstehen“, „Klaviermethodik konzertant“, „Das System der Zeitordnung in der Musik“, „Akzente der Riemann’schen Motivtheorie“, „Entwicklung der künstlerischen Persönlichkeit im Anfangsunterricht“, „Improvisation“, „Pianistische Bewegungslehre“ (mit Workshop) referiert und diskutiert. Das inhaltliche Vorstellen unterschiedlicher Themen und Forschungsergebnisse und die offene, lebendige Fachdiskussion in der Vielfalt der anwesenden Professoren und Dozenten aus ganz Deutschland führt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Themen. Gerade der Austausch von Fachwissen, eigenen Erfahrungen, Fachurteilen und des neuesten Standes der Wissenschaft oder Praxis vor Ort kann die wichtigen aktuellen Anliegen nur voranbringen. Probleme werden dadurch besser verstehbar und Lösungswege beschritten. Werner Müller-Bech beteiligte sich mit zwei philosophisch-musikwissenschaftlichen Beiträgen. „Das System der Zeitordnung in der Musik“ führte von Definitionen großer Philosophen zum Zeitbegriff über die zeitlosen Künste wie Architektur zu verschiedenen Betrachtungsweisen einer Zeitordnung in der Musik. Sodann leitete er die drei Prinzipien „Distanzprinzip“, „Betonungsprinzip“ und „Gewichtsprinzip“ ab und erklärte deren rationale und transrationale Aspekte. In seinen physiologisch-philosophischen Ausführungen „Hören, Horchen und Verstehen“ verdeutlichte Werner Müller-Bech zunächst an einem vorgetragenen Gedicht von Goethe, wie mittels Agogik und Betonung durch das Hören dem Hörenden andere und auch mehr Informationen übermittelt werden als dem Lesenden, denn das menschliche Gehör hat viel mehr und viel differenziertere Wahrnehmungsmöglichkeiten als das Auge und schläft nie. Eine Fülle von physiologischen und anderen Fakten sprechen dafür. Das Denken erfolgt über das Ohr – nach Heidegger ist Denken gleich Erhören. Jedoch schon bei Platon und Aristoteles ist der Sehsinn das Höchste und die Entwicklung zum Augenmensch, so die interessanten Ausführungen, verstärkt sich zunehmend bis heute und bewirkt damit auch eine Entwicklung zum Ichbewusstsein und Egoismus. Besseres Hören, also schon eher Horchen muss der heutige Mensch (wieder) lernen, um besser zu verstehen. Daraus entspann sich eine interessante Diskussion auch und gerade über den Beitrag des Instrumentalunterrichts zum besseren Hören.

Martin Dörrié stellte dann sein Projekt an der Musikhochschule Hannover „Klaviermethodik konzertant“ vor. Als jährlich stattfindendes Projekt der Studierenden des 7. und 8. Semesters werden vollständige Zyklen wichtiger Unterrichtswerke wie Bach, Inventionen, Kleine Präludien und Fughetten, Schumann, „Album für die Jugend“, Tschaikowsky, „Kinderalbum“, „Vier Jahreszeiten“, Bartók, „Mikrokosmos“ von deren Schülern in einem moderierten Konzert aufgeführt. Die Studierenden sollen so lernen, wie man ein Schülerkonzert vorbereitet und umsetzt. Aus dem Projekt entsteht mehr Spiel- und Übmotivation für alle Beteiligten, wie auch alle Beteiligten auf diese Weise das gesamte Werk kennen lernen. Martin Dörrié erklärte ausführlich und mit statistischen Daten zu Schülern und Zuhörern die einzelnen methodisch-didaktischen, aber auch die organisatorischen Schritte vor und nach dem Projekt und deren pädagogischen Gehalt. Videoausschnitte erlaubten einen „Live-Einblick“. Ulrich Hench berichtete von ähnlichen Vorhaben in Nürnberg, auch dort gibt es regelmäßig Methodikschülerkonzerte. Gabriele Stenger-Stein präsentierte auch ein Video eines Klassenvorspiels. Die sich dem ausführlichen Bericht anschließende Diskussion entwickelte sich zum Austausch der unterschiedlichen Praxismodelle mit Methodikschülern an den verschiedenen Hochschulen und zeigte reges Interesse am Thema. Sie entwickelte sich fast zu einer Ideenbörse für ähnliche Konzertideen.

Sibylle Cada und Sigrid Naumann hatten aufeinander folgend Gelegenheit, das Thema „Entwicklung der künstlerischen Persönlichkeit im Anfangsunterricht“ aus unterschiedlicher Sicht zu beleuchten. Sigrid Naumann stellte Persönlichkeitsentwicklung und künstlerisch qualifiziertes Musizieren als wesentliche Zielsetzungen des Instrumentalunterrichts in den Vordergrund und erklärte auch an Beispielen mögliche Ansätze, das Künstlerische anzusprechen und zu entwickeln, wies aber auch nochmals darauf hin, dass künstlerische Erfahrung von Anbeginn möglich ist, aber nicht erzwungen werden kann.

Sibylle Cada verdeutlichte ihre Auffassung zum Thema an Hand des Buches „Vom Handwerk zur Kunst“ von Peter Röbke und bezog sich am Anfang ihrer Ausführungen auf Jutta Schwarting „Musikalische Kindheit am Klavier“, die darauf hinweist, dass Kinder eine Entwicklung zu leisten hätten, dass die Kindheit nicht fertigkeitsorientiert ablaufen dürfe und dass die musikalisch-künstlerische Entwicklung in die kindliche Gesamtentwicklung eingebettet sein müsse. Grundsätzlich ließ sich erkennen, dass das Buch von Peter Röbke zum Thema wohl Wesentliches beizutragen hat.

Gabriele Stenger-Stein stellte als Herausgeberin vor, wie lebendig mit dem Band „Kleine Märchensuite“ von Karl-Heinz Pick umgegangen werden kann.

Auch das Fortsetzungsthema „Pianistische Bewegungslehre“ von Bernhard Wetz fand seinen Platz. Dieses Mal wurden „Artikulations-Grundfunktionen“ untersucht und diskutiert. Da das Thema auch nächstes Mal weitergeführt wird, wird der nächste Bericht wieder ausführlicher darauf eingehen.

Ein Novum mit Fortsetzung war der Workshop „Pianistische Bewegungslehre“ von Heide Görtz. Er diente der Ergänzung und der praktischen Umsetzung der im Gesprächskreis vorangegangenen und hier berichteten Vorträge. Im Zentrum standen die den Muskeln innewohnenden Möglichkeiten zu Bewegung und Entspannung. Sie zeigte Möglichkeiten der Muskel, setzte diese in Bezug zum Klavierspiel und machte mit den Teilnehmern entsprechende Übungen, die Kraft und Schnelligkeit im Klavierspiel erhöhen.

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