Grischuns dal Cor – Werke von Raffaele d’Alessandro, Paul Juon, Gion Antoni Derungs und Oliver Waespi. Sebastian Bohren (Violine), Kammerphilharmonie Graubünden, Philippe Bach +++ Henri Bertini: Nonett op. 107 & Grand Trio op. 43 +++ Pietro Scarpini – discovered tapes – Beethoven
Grischuns dal Cor – Werke von Raffaele d’Alessandro, Paul Juon, Gion Antoni Derungs und Oliver Waespi. Sebastian Bohren (Violine), Kammerphilharmonie Graubünden, Philippe Bach. claves
Ein Album, das musikalisch mit rarem Repertoire in eine der schönsten Regionen Mitteleuropas entführt – und dies nicht nur zur Winterszeit. Aus dem rätoromanischen Kanton Graubünden sind es vier sehr unterschiedliche Werke von vier Komponisten, die biografisch zwar eine Verbindung in die Ostschweiz aufweisen, deren Tonsprache aber international ist: von einer aus Ouvertüre und Zwischenaktmusiken zusammengestellten dramatischen Sinfonie (d’Alessandro, 1972) über eine hochkarätige, virtuose Burletta (Paul Juon, 1939), eine eher kantige 9. Sinfonie (Derungs, 2005/07) bis hin zu einem bisweilen etwas plakativen Bravourstück (Waespi, 2011/12). Die Kammerphilharmonie Graubünden empfiehlt sich dabei als sehr versiertes Orchester. Eine richtige Entdeckung! [Michael Kube]
Henri Bertini: Nonett op. 107 & Grand Trio op. 43. cpo
Gelegentlich exquisite Raritäten im Visier, hat das Linos Ensemble jetzt Kammermusik des französischen Romantikers Henri Bertini (1798–1876) herausgebracht. Allzu lange Zeit unterm Radar diskografischer Würdigung, ist dessen Nonett ein ebenso amüsantes wie kapriziöses Arien-Ballett, bei dem die Akteure wie in einer Choreografie verschnörkelte Melodik, elegisches Chanson und auch Varieté-Qualitäten bieten. Das Grand Trio brilliert mit einem sehr gelenkigen Klavierpart und damit fein verwobenen Cello- und Violin-Stimmen. Beim Linos Ensemble kommt die liebenswürdige Bertini-Musik empathisch zur Geltung. [Hans-Dieter Grünefeld]
Pietro Scarpini – discovered tapes – Beethoven. Rhine Classics
Der Römer Pietro Scarpini (1911–97) war ein intellektueller Fixstern unter den Pianisten und einer der bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts, zumal bei Bach, Mozart, Beethoven und den Zeitgenossen. Der Tontechniker und Klavierpapst Emilio Pessina hat sich seines Vermächtnisses angenommen, und in der Reihe bei Rhine Classics ist nun auch das wunderbare 4. Beethoven-Konzert erschienen, das 1952 in Rom unter Wilhelm Furtwängler mitgeschnitten wurde – reinste Poesie in Tönen. Dazu gibt’s die Sonaten op. 7, 13, 14/2, 22 und 111 sowie die „Wut über den verlorenen Groschen“, gespielt von diesem Titanen struktureller Verlebendigung. [Christoph Schlüren]