Dresden (dapd). Mit einer bewegenden Feier haben Künstler, Kulturverantwortliche, Politiker und Freunde in der voll besetzten Dresdner Semperoper Abschied von der verstorbenen Intendantin Ulrike Hessler genommen. Die erste Frau an der Spitze der Semperoper habe in sehr kurzer Zeit sehr große und deutliche Spuren hinterlassen, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) am Freitag in seiner Trauerrede. Mitarbeiter des Hauses betonten den Geist der Offenheit und des Vertrauens, den die Verstorbene ausgestrahlt habe.
Nach nur knapp zweijähriger Intendanz in Dresden war Hessler Ende Juli im Alter von 57 Jahren an einem Krebsleiden gestorben. Am Freitagvormittag wurde sie auf dem Friedhof Dresden-Tolkewitz beigesetzt.Die Verstorbene selbst war zu Beginn noch einmal in Ausschnitten eines Fernsehinterviews zu sehen. Sie schilderte, wie sie in frühester Jugend ihre Leidenschaft für die Oper entdeckte. Als Journalistin und an der Münchner Staatsoper wuchs aus dieser Leidenschaft eine lebenslange Profession.
Tillich würdigte Hessler und sagte, sie sei die richtige Frau zur richtigen Zeit an der Semperoper gewesen. Wie Tillich hob auch die Sängerin und Personalratsvorsitzende Gabriele Auenmüller den sprudelnden Ideenreichtum und die Tatkraft der Intendantin hervor. Das künstlerische und nichtkünstlerische Personal habe an der Intendantin außerdem die herzliche, humorige Offenheit und ständige Gesprächsbereitschaft schätzen gelernt. Auenmüller sprach von einer "wohltuenden Kommunikation".
In ähnlichem Sinn äußerte sich auch der Kaufmännische Geschäftsführer Wolfgang Rothe, der Hessler als "Grande Dame" bezeichnete. Er werde die gepflegte Atmosphäre von Respekt und Kritikfähigkeit vermissen. Er hob außerdem das immense Vertrauen im Verhältnis zu der verstorbenen Intendantin hervor. Diese habe im Übrigen mit "missionarischem Eifer" ihre teils unkonventionellen Vorstellungen verfolgt.
Am persönlichsten äußerte sich in freier Rede Operndirektor Eytan Pessen und widmete der Toten ein jiddisches Wiegenlied. Pessen erinnerte an teils realisierte, teils fortwirkende Pläne der Intendantin, darunter die bevorstehende Premiere von Hans Werner Henzes "Wir erreichen den Fluss". Auch an der Berufung Christian Thielemanns als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle und deren Engagement in Salzburg war Hessler maßgeblich beteiligt.
Umrahmt wurde die Trauerfeier von Sängern, Tänzern und Mitgliedern der Staatskapelle, darunter Thielemann selbst am Klavier, der sein Antrittskonzert am Sonnabend Ulrike Hessler gewidmet hat. Das zurückhaltende musikalische Programm schloss mit der "Waldesnacht" von Johannes Brahms.