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CSU und FDP wollen «Gelenkklasse» einführen - «Kooperation» von Haupt- und Realschulen

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München (ddp-bay). Bei ihren Koalitions-Verhandlungen haben sich CSU und FDP beim bislang strittigsten Thema Bildung offenbar geeinigt. Wie es nach dem Treffen am Freitag in München aus Teilnehmerkreisen hieß, ist die FDP-Forderung nach einer sechsjährigen Grundschulzeit endgültig vom Tisch. Dafür solle die fünfte Jahrgangsstufe in eine flexible «Gelenkklasse» umgestaltet werden, die den Übertritt auf andere Schularten erleichtere.

Haupt- und Realschulen blieben grundsätzlich erhalten - an sieben Standorten solle eine «Kooperation» erprobt werden, hieß es.

Von einer «Fusion» zu Regionalschulen war nicht mehr die Rede. Die Verhandlungsführer äußerten sich am Freitag nicht zu Inhalten. Der designierte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach von einem fruchtbaren Tag. Man sei sich in der Bildungspolitik weitgehend einig geworden. Allerdings wolle er erst das Gesamtkonzept vorstellen. Der «Feinschliff» könne noch bis Dienstag dauern. Laut FDP-Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger gab es eine «Grundsatzdiskussion» über Bildung.    

Die FDP wollte eine sechsjährige Grundschule einführen, um den Übertrittsdruck für Schüler abzumildern. Bereits am Dienstag hatte Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) nach Beratungen in einer Arbeitsgruppe verkündet, dass es bei einer vierjährigen Grundschulzeit bleibe. Seehofer dementierte dies jedoch umgehend und verwies auf die Entscheidungskompetenz der Hauptverhandlungsrunde am Freitag.    

Die FDP-Forderung ging dem bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) nicht weit genug. Eine sinnvolle Wahl der weiterführenden Schule könne erst nach der Pubertät, also nach der achten oder neunten Klasse, stattfinden, sagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel. Der Bayerische Philologenverband (bpv) will indes am Übertritt nach der vierten Klasse festhalten. Dafür sollten Kinder mit Defiziten gezielter gefördert werden. Beratungslehrer sollten helfen, die richtige Schulwahl zu treffen. Die «Gymnasialeltern Bayern» erklärten, sie wollten den Übergang stressfrei gestalten, indem den Eltern Wahlfreiheit nach eingehender Beratung ermöglicht werde.    

Die Arbeitsgruppe Bildung hatte sich schon auf einen Modellversuch mit Regionalschulen verständigt. Dem Kultusministerium liegen 30 Anträge von Kommunen vor, die die Regionalschule erproben möchten. Der Schultyp gilt als Möglichkeit, Schulstandorte in Regionen mit rückläufigen Geburtenzahlen zu retten. Nach BLLV-Angaben sind zurzeit 300 Hauptschulen in Bayern gefährdet. Wenzel sagte, die großen Unterschiede in der demografischen Entwicklung der einzelnen Landkreise erforderten ein solches flexibles Schulmodell. «Die Zusammenlegung von Haupt- und Realschule ist eine mögliche Variante dieses Konzepts, aber sicher nicht die einzige», sagte Wenzel.

CSU und FDP hatten den Abschluss der Verhandlungen bis Sonntagabend geplant. Ungewiss ist, ob dann schon die Ressortverteilung feststeht. Am Wochenende wollten sich beide Seiten über die bislang ungeklärten Punkte einig werden. Im «Streitkorb» ist noch der Ausbau der Donau, den die FDP ohne Staustufen gestalten will. Die Online-Durchsuchung von Computern will die FDP nur über das Internet und nicht über das Betreten von Wohnungen zulassen. Die CSU sperrt sich bislang auch gegen flexiblere Ladenöffnungszeiten. Am Samstag soll es zunächst mit dem Thema Finanzen weitergehen.


 

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