Mit Juliane Ribke verliert das Fach eine starke Frau, die bis zuletzt sowohl in der Lehre als auch in der Forschung mit großer Inspiration und einem immensen Pool an immer neuen, das Fach stets voranbringenden Ideen wirkte. Ihrem unendlichen Engagement verdankt die EMP wesentliche Impulse. Sie war eine Pädagogin, der die individuelle Persönlichkeitsbildung ihrer Studierenden und Doktorandinnen ebenso am Herzen lag wie die besondere Förderung all der Kinder, die an der Hamburger Musikhochschule im Laufe der letzten 16 Jahre in den Genuss von Praktikumsunterricht in Musikalischer Früherziehung kommen durften.
Während die Studienrichtung EMP an den meisten Hochschulen von mehreren Personen mit unterschiedlichen, individuellen Themenschwerpunkten unterrichtet wird, hat Juliane Ribke nahezu die ganze Bandbreite der zentralsten EMP-spezifischen Anteile selbst angeboten und zu vernetzen versucht. J. Ribkes großes Engagement für die EMP im Allgemeinen und ihr Eintreten für eine hohe künstlerische Qualität im Speziellen durften Kollegen und Studierende anderer Studienrichtungen und Hochschulen spätestens ab dem Moment erleben, als sie begann, regelmäßig Klassenabende mit außerordentlich aufwändigen Gestaltungsstudien im immer bestens besuchten Forum der Hamburger Musikhochschule zu veranstalten. Bis es zu dieser Bühnenreife kam, war es für die aktiv Beteiligten jedoch ein langer und mitunter auch harter Weg, denn Juliane Ribke war eine Hochschullehrerin, die mit ihren Studierenden nicht weniger anspruchsvoll und ehrgeizig an die Arbeit ging als mit sich selbst: „Konstruktive Ermutigung“ lautete ihr Motto, wenn sie mit hoher Präzision und extremer Genauigkeit an Studien und Unterrichtsentwürfen so lange feilte, bis aus ihrer Sicht auch die letzte Gefahr endgültig gebannt war, eine Präsentation könne in Beliebigkeit oder gar „blinden Aktionismus“ ausarten.
Auch die Beziehung zu ihren Doktorandinnen baute stets auf Förderung und Vertrauen auf. Als Doktormutter begleitete Juliane Ribke das Denken, Forschen, Fühlen und Formulieren ihrer Promovendinnen über mehrere Jahre. Sie ließ dabei eine große Bandbreite an Themen und persönlichen Herangehensweisen zu. Gerne hätte sie sicher auch noch die letzten Schritte von drei sich im Abschlussverfahren befindenden Arbeiten erlebt. Die Kollegien der Musikhochschulen von Bremen und Hamburg kannten Juliane Ribke immer als eine sehr wache und lebendige Frau, deren Urteilsvermögen bei der Abnahme von Prüfungen bei Lehrenden wie Studierenden gleichermaßen geschätzt wurde. Wer sie kannte, wird Juliane Ribkes intensiven Spürsinn für die individuellen Stärken und Fähigkeiten eines jeden Menschen bewundern und sie als eine liebenswerte Kollegin und Hochschullehrerin in Erinnerung behalten.
Barbara Stiller