Jaeden Izik-Dzurko lächelt, als er den Raum betritt. Es ist nicht das Lächeln eines Stars, der sich selbst inszeniert. Es ist die ruhige Zufriedenheit eines jungen Pianisten, der genau weiß, wohin seine Reise geht. Seit Kurzem schmückt sein Gesicht das Cover seiner ersten CD bei Warner Classics, eine Ehre, die ihm durch den Sieg bei der renommierten Leeds International Piano Competition zuteilwurde. Diese Auszeichnung ebnete den Weg für Karrieren von Größen wie Radu Lupu, Mitsuko Uchida und Murray Perahia. Jetzt steht Jaeden Izik-Dzurko selbst im Rampenlicht.
Der stille Star
Sein Lebensmittelpunkt ist Detmold, wo er im Konzertexamen bei Prof. Jacob Leuschner studiert. Heute probt er Skrjabins Klavierkonzert fis-Moll, das er bald in Oviedo, Spanien, aufführen wird. Sein Terminkalender füllt sich rasant. Auftritte in der Elbphilharmonie in Hamburg, im Gewandhaus zu Leipzig, dem Sendesaal Hannover sowie im Schumann-Saal Düsseldorf stehen an.
Geboren in Salmon Arm, einer Kleinstadt in British Columbia, Kanada, wurde ihm die Musik in die Wiege gelegt. Seine Eltern haben beide Musik studiert und lehrten ihn früh die Leidenschaft für das Klavierspiel. Der nächste wichtige Schritt auf seinem Weg war sein Lehrer Corey Hamm, bei dem er später sein Masterstudium abschloss. „Das sind zwei der nennenswerten Faktoren, die mich in meiner Entscheidung, Pianist zu werden, beeinflusst haben“, erinnert sich Jaeden rückblickend.
Schon früh zog er die Aufmerksamkeit der Klavierbranche auf sich: Zwei erste Preise bei internationalen Wettbewerben, der Maria Canals International Music Competition in Barcelona und der Paloma O’Shea Santander International Piano Competition, markierten den Beginn einer beeindruckenden Karriere. 2024 folgten dann Erste Preise in Montreal und – als Krönung einer bemerkenswerten Serie – in Leeds.
Sein Erfolgsgeheimnis? „Ich versuche so gut es geht, die Wertung der Jury sowie die Bedeutung des Preises aus meinen Auftritten während des Wettbewerbs rauszuhalten“, verrät Jaeden. „Für mich ist es einfach eine Chance, meine Musik einem größeren Publikum näherzubringen.“
Besonders faszinierend ist Jaedens Zugang zu seinem Repertoire. Skrjabin, für den er eine tiefe Begeisterung hegt, steht dabei neben weiteren Vertretern der Russischen Schule der Spätromantik im Mittelpunkt. Tief taucht er in dessen Biografie ein, um seine Musik besser zu verstehen. „Für meine Masterarbeit habe ich viel über seine persönliche Philosophie anhand seiner Notizbücher gelesen“, erklärt Jaeden. So nähert er sich jedem Werk: „Ich will das Leben des Komponisten verstehen, bevor ich mich mit seinen Stücken beschäftige.“ Vorbilder hat Jaeden eher in der Vergangenheit, dem „Goldenen Zeitalter des Klavierspiels“ – eine Passion, die er mit seinem Lehrer Jacob Leuschner teilt. Als Beispiele nennt er Sergei Rachmaninow, Alfred Cortot und Benno Moiseiwitsch. Er bewundert deren singenden Ton, den man selbst in historischen Aufnahmen noch hört: „Trotz der manchmal unbefriedigenden Aufnahmequalität haben diese Interpretationen eine bemerkenswerte Kraft.“
Obwohl er Erfolg hat, bleibt Jaeden Izik-Dzurko geerdet. Große Ziele? Er lacht. „Mein Fokus liegt darauf, mich als Pianist kontinuierlich weiterzuentwickeln“, sagt er bescheiden. Sein Konzertkalender spricht für sich: Auftritte in Spanien, England und Amerika. Doch im Winter zieht er sich zurück – zurück nach Kanada, in die Stille seiner Heimat. Es sind die ruhigen Orte, fernab des Trubels, die ihm Kraft geben. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er sich in Detmold so wohlfühlt, wo er im herbstlichen Palaisgarten eine gewisse Vertrautheit spürt. Eine Quelle, aus der er Kraft schöpft und die ihm erlaubt, auf der Bühne ganz er selbst zu sein.
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