Wie der DTKV-Brandenburg mitteilt, sind die Finanzprobleme des Hans Otto Theaters in Potsdam ein hausgemachter Konzeptionsfehler. Der angemeldete Zusatzbedarf von 200.000 Euro sollte nur unter inhaltlichen Auflagen durch die Stadtkämmerei genehmigt werden. Der Verband vermisst seit Jahren ein Angebot des Theaters, das Kinder und Jugendliche an Musiktheater heranführt.
Die Pressemeldung des DTKV Brandenburg im Wortlaut:
HOT-Finanzprobleme hausgemacht durch Konzeptionsfehler
DTKV-Brandenburg fordert: Zusatzbedarf nur unter verbindlichen inhaltlichen Auflagen genehmigenSeit Langem weist der DTKV-Brandenburg darauf hin, dass wichtige Teilbereiche der Konzeption des Hans-Otto-Theaters (HOT) an der Realität vorbeigehen. Dieses inhaltliche Defizit zeigt sich nun auch fiskalisch an dem Fehlbetrag, den das Rechnungsprüfungsamt für Dez. 2010 auf 273.000 € beziffert.
Seit Jahren gehen die Erträge aus dem Eintrittskartenverkauf des HOT zurück. Laut Stadtverwaltung sanken sie im Jahr 2009 auf ca. 1,37 Mio. €, nachdem sie 2008 noch ca. 1,84 Mio. € betragen hatten. Dass für 2010 nur noch 1,11 Mio. € erwartet werden wundert nicht, da wichtige Bereiche, die das Haus füllen könnten, brach liegen. (s. KIZ-Eintrag)
Der DTKV-Brandenburg betrachtet es als Versäumnis, dass die zukunftsträchtige Sparte Kinderoper vom HOT ignoriert wird. Zwar wurde im Jahr 2007 das Werk eines Potsdamer Komponisten “Der Erfinder – Vier Variationen zu Leonardo da Vinci” mit Unterstützung des DTKV-Brandenburg als erste Kindermusiktheater-Aufführung im neuen HOT zur Uraufführung gebracht, doch eine reguläre Etablierung der Sparte Kinderoper erfolgte bis heute nicht.
Brandenburg ist das einzige Bundesland, dessen Hauptstadt-Theater sich “leistet”, auf Kinderoper zu verzichten. Dies ist insbesondere unter inhaltlichen aber auch unter fiskalischen Gesichtspunkten ein Skandal: Das HOT hat bis zu 485 Plätze. Um das Haus zu füllen, bedarf es also lediglich 8 Schulklassen á 30 Kindern und Jugendlichen nebst je einem Elternteil.
Dass Kinder- u. Jugend-Musiktheater nicht nur wichtiger Teil des Kultur- und Bildungsauftrags eines Stadt- oder Staats-Theaters ist, sondern durch Generierung des Besuchernachwuchses auch zum fiskalischen Erhalt eines Hauses beiträgt, ist bundesweit längst Konsens. Im Sommer 2010 ergab eine repräsentative Umfrage von Bertelsmann-Stiftung / TNS Emnid, dass 81 % der Deutschen Kinderoper wollen.
Der DTKV-Brandenburg fordert die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung insoweit auf, die Genehmigung des angemeldeten Zusatzbedarfs von 200.000 € nur unter Auflagen zu erteilen, insbesondere der Auflage, dass die zukunftsträchtige Sparte Kinderoper und Kinder- u. Jugend-Musiktheater ab der Spielzeit 2011/2012 dauerhaft vorgesehen wird.
Es ist Pflicht eines mit Millionenbeträgen aus Landes- und Kommunal-Mitteln geförderten Hauses, nicht vor leeren Rängen zu spielen, sondern die Steuermittel entsprechend des tatsächlichen Bedarfs der Bürgerinnen und Bürger an kultureller Grundversorgung einzusetzen. Kinderoper wird in 15 Bundesländern als Teil dieser Grundversorgung angesehen. – Längst überfällig ist, dass die Landeshauptstadt Potsdam hier Anschluss findet.
Deutscher Tonkünstlerverband (DTKV) Landesverband Brandeburg e.V.