Trotz herausfordernder Zeiten hat der Forschungsverbund Elfriede Jelinek der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) und der Universität Wien wie geplant im Frühjahr seine Arbeit aufgenommen. Das interuniversitäre Zentrum setzt auf innovative Formate sowie brisante gesellschaftspolitische Themen und vernetzt Wissenschaft und Kunst.
Der Interuniversitäre Forschungsverbund Elfriede Jelinek etabliert eine noch nie dagewesene Zusammenarbeit einer Wissenschaftsuniversität (Universität Wien) und einer Kunstuniversität (MUK) — der beiden Institutionen, an denen Elfriede Jelinek studiert hat. Dieses Zusammenwirken ergibt sich auch konsequent aus Elfriede Jelineks intermedialer Arbeitsweise und ihrer starken Affinität zu Musik, Theater und Tanz. „Als Absolventin des Konservatoriums der Stadt Wien, der Vorgängerinstitution der MUK, wurde die Nobelpreisträgerin hier neben ihrem musikalischen auch für ihr literarisches Schaffen geprägt. Durch diese einzigartige Kooperation werden innovative Formen künstlerisch-wissenschaftlicher Forschung entwickelt. Die MUK wird sich mit all ihren Stärken einbringen, und ich bin überzeugt davon, dass hervorragende Ergebnisse präsentiert werden“, so MUK-Rektor Andreas Mailath-Pokorny.
Der innovative Forschungsverbund baut auf den Arbeiten der 2013–19 an der Universität Wien bestehenden Forschungsplattform Elfriede Jelinek auf. Die Leiterin Pia Janke (Universität Wien) sieht in dem neuen Forschungsverbund nun noch mehr Möglichkeiten, „Wissenschaft und Kunst miteinander zu vernetzen, im interuniversitären Dialog verstärkt interdisziplinär zu arbeiten und auch unsere Kontakte in die ganze Welt zu nutzen, um das zu erforschen, wofür Elfriede Jelinek steht. Denn Jelinek ist nicht nur ästhetisch von höchster Relevanz, sondern befasst sich auch mit den großen globalen Themen unserer Zeit, mit Wirtschafts-, Klima- und Flüchtlingskrise, mit Rechtspopulismus und Totalitarismus“.
Spätestens seit der Verleihung des Literaturnobelpreises im Jahr 2004 zählt Elfriede Jelinek zu den bekanntesten Literat*innen der Welt. Neben Grundlagenarbeiten, wie der laufenden Dokumentation ihres Gesamtwerks und der Betreuung eines weltweit genutzten Informationszentrums, entwickelt der Forschungsverbund in Zusammenarbeit mit Expert*innen beider Universitäten, renommierten internationalen Wissenschaftler*innen, Kunstinstitutionen und Künstler*innen neue Formen und Formate wissenschaftlich-künstlerischer Forschung. Jelinek und ihr Werk geben die Impulse für Schwerpunkte zu virulenten Themen unserer Zeit und zu wichtigen ästhetischen Fragen, unter anderem zu „Kunst und Politik“, „Geschlecht und Gewalt“, „Notation und Aufführung“ und „Musik.Theater“. Mit Veranstaltungen, multimedialen Präsentationen, internationalen Kooperationen, Publikationen und Online-Portalen werden diese Arbeiten einem breiten Publikum zugänglich gemacht.
Für die MUK ist diese Form der Zusammenarbeit ein wichtiger Meilenstein, wie Prorektorin und Leiterin des Instituts für Wissenschaft und Forschung an der MUK Rosemarie Brucher ausführt: „Mit dem Forschungsverbund Elfriede Jelinek ist eine Zusammenarbeit gelungen, wie sie wegweisend für unser Profil werden soll: Das transdisziplinäre Zusammenspiel von Wissenschaft, Kunst und Künstlerischer Forschung, sowohl inhaltlich als auch strukturell höchst innovativ und auf exzellentem Niveau.“
Bereits im Frühjahr konnte der Forschungsverbund mit seinen Aktivitäten starten. Angesichts der aktuellen Lage werden dafür zurzeit bewusst innovative Video-, Audio- und Text-Formate gewählt, die laufend online veröffentlicht werden. Von 15. bis 17. Oktober 2020 plant der Forschungsverbund sein groß angelegtes Eröffnungssymposium. Im Tanzquartier Wien, an der Universität Wien und an der MUK wirken in Form von Keynotes, vielgestaltigen Laboren und künstlerischen Beiträgen (u.a. in Zusammenarbeit mit dem Burgtheater) nicht nur hochkarätige Forscher*innen, sondern auch prominente Künstler*innen mit.