Die Hochschule für Musik Freiburg (HfM) und die Pädagogische Hochschule Freiburg (PH) haben zum Wintersemester 2016/17 den neuen integrierten Bachelor/Master-Studiengang „Musikpädagogik für den Elementar- und Primarbereich“ (MEP) gestartet. Die zukünftigen Absolventinnen und Absolventen werden zu hochqualifizierten Lehrkräften ausgebildet, die unter anderem an Grundschulen unterrichten und dort eine große Lücke schließen können.
Seit Beginn des Schuljahrs 2016/17 wird das Fach Musik wieder eigenständig in den Grundschulen des Landes Baden-Württemberg unterrichtet, nachdem der musikalische Unterricht in den Jahren zuvor im Fächerverbund Mensch-Natur-Kultur integriert war. Die Grundschulen suchen daher händeringend nach hochqualifizierten Lehrkräften im Bereich Musik.
„Unser Ziel ist es, exzellente Musikerinnen und Musiker für die Grundschulen auszubilden und dafür Leute zu finden, die für die Musik brennen und ganzheitlich arbeiten wollen“, erläutert Camille Savage-Kroll, Professorin für Elementare Musikpädagogik an der Hochschule für Musik Freiburg, die den neuen Studiengang maßgeblich mitentwickelt hat. „Uns war es wichtig, einen sehr hohen Praxisanteil in das Studium zu integrieren. Knapp die Hälfte aller Kreditpunkte erwerben die Studierenden musikpraxisbezogen, dazu kommt noch ein Praktikum an einer Schule oder einer anderen Bildungseinrichtung. Das gibt es bundesweit in keinem vergleichbaren Studiengang.“
Das MEP-Studium vermittelt eine breite Palette an pädagogisch-praktischen, musikdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Kompetenzen, ohne dabei den künstlerischen Bereich zu vernachlässigen. Ziel ist es, methodisch versierte Musikerpersönlichkeiten auszubilden, die Kinder für die musikalischen Inhalte begeistern können und zu Selbsttätigkeit in der Musik motivieren können. „Momentan wird Musik in Grundschulen zu 80 Prozent fachfremd unterrichtet“, so Camille Savage-Kroll. „Wenn wir es erreichen, dass Musikerinnen und Musiker mit pädagogischer Ausbildung in die Grundschule gehen, haben wir die Chance, Kinder in den Jahren zu erreichen, in denen Musik ganz natürlich wie die Sprache gelernt werden kann.“ Im MEP-Studiengang werden alle Studierenden intensiv in ihrem Hauptfach ausgebildet, dazu erhalten sie Unterricht im schulpraktischen Instrument, im Arrangement, in der Anleitung von Gruppen (Klassenmusizieren und Ensembleleitung), Perkussion und Stimme/Kinderstimmbildung, Improvisation und Gestaltung in Musik und Bewegung. Fundiert wird dies durch eine umfassende theoretische Ausbildung, die sowohl musikwissenschaftliche und musiktheoretische als auch musikdidaktische Inhalte umfasst. Da in den Grundschulen das KlassenlehrerInnen-Prinzip vorherrscht, erwerben die Studierenden eine breite Qualifikation in den grundschulrelevanten erziehungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Methoden. Zudem sind die Fächer Deutsch und Mathematik verpflichtend, eines muss vertieft studiert werden.
Der Studiengang ist auf zehn Semester angelegt und setzt sich aus einem vierjährigen Bachelor Musik an der Musikhochschule und einem anschließenden einjährigen Master of Education an der Pädagogischen Hochschule zusammen. Er baut auf dem bereits bestehenden Studienangebot in der Elementaren Musikpädagogik (EMP) an der Musikhochschule auf. Die Studierenden beginnen zunächst „regulär“ im Bachelor-Studiengang EMP und entscheiden sich nach dem ersten Studienjahr, ob sie einen BM-Abschluss mit Zweithauptfach Instrument oder Gesang anstreben oder in den MEP-Studiengang (B.M. + M.Ed.) wechseln möchten.
Mit ihrer umfassenden Ausbildung haben die zukünftigen Absolventinnen und Absolventen sehr gute Berufschancen. Der klassische Weg führt Musikpädagoginnen und Musikpädagogen in den Kindergarten oder die Musikschule. Mit dem MEP-Abschluss öffnet sich auch das Berufsfeld Schule. Insbesondere die Ganztagesgrundschulen, die rhythmisierte Angebote für den regulären Klassenunterricht, frei wählbare Arbeitsgemeinschaften und Projekte anbieten müssen, haben großen Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Der Musikunterricht kann hier entweder im allgemein bildenden Bereich stattfinden oder in Form einer speziellen künstlerischen Ausbildung, etwa mit Instrumentalunterricht in Kleingruppen, im Chor, in Instrumentalgruppen oder Bands. Auch musikbezogene Projekte wie Musiktheater, Musik und Bewegung oder interkulturelle Projekte spielen eine immer größere Rolle. „Dazu kommt, dass die Kinder durch den Ganztagesunterricht immer weniger Zeit haben, außerhalb der Schulzeit ein Instrument zu erlernen. Dies muss immer mehr in die Schule verlagert werden“, erklärt Savage-Kroll.
Immer mehr Grundschulen versuchen zudem, sich mit einem musikalischen Schwerpunkt zu profilieren und sind daher bereit, den gesamten Schulalltag zu musikalisieren. Sie entwickeln musikbezogene, aber nicht nur auf Musik beschränkte Spiel- und Lernangebote, „Hör-Inseln“, „Sing-Inseln“ und andere musikalische Aktionen außerhalb des regulären Fachunterrichts. Diese Schulen haben ein besonderes Interesse an schulscharfen Ausschreibungen, für die Absolventinnen und Absolventen des neuen Studiengangs besonders gut geeignet sind.
Mit dem Angebot „Musikpädagogik für den Elementar- und Primarbereich“ nimmt die Kooperation zwischen der Hochschule für Musik und der Pädagogischen Hochschule konkrete Formen an. Bereits 2014 hatten die Rektoren Prof. Dr. Ulrich Druwe (PH) und Dr. Rüdiger Nolte (HfM) einen Letter of Intent unterzeichnet, dieser wird in den nächsten Wochen mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags bekräftigt. Ziel der Zusammenarbeit ist ein neues, professionsorientiertes Profil für die Ausbildung künftiger Lehrerinnen und Lehrer im Fach Musik. Aufbau und Inhalte der Bachelor- und Masterstudiengänge sollen Fachwissenschaft, künstlerische Praxis, Musikdidaktik und Bildungswissenschaft kohärent miteinander verbinden.