Über die Einstellung des Weiterbildungsstudiengang Jazz und Popularmusik an der HfMDK Frankfurt am Main hat nmz online schon mehrfach berichtet. Nachdem einerseits die „Initiative jazz or no“ gegen die Einstellung protestiert und Unterschriften für den Erhalt des Studienganges sammelt und die sich die private „Frankfurter Musikwerkstatt“ zu Wort meldete, nimmt jetzt auch die Hochschule Stellung zum Thema.
Die Pressemeldung im Wortlaut:
Erklärung der Hochschulleitung der HfMDK zur Einstellung des Weiterbildungsstudiengangs Jazz und Popularmusik
Frankfurt, 07. Februar 2011. Die Leitung der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK) hat entschieden, den Weiterbildungsstudiengang Jazz und Popularmusik einzustellen und zum WS 2011 keine neuen Studierenden aufzunehmen. Die jetzt Studierenden können ihr Studium beenden. Die Hochschulleitung bedauert diese Entscheidung, hatte Sie doch erst vor 5 Jahren den Studiengang eingeführt, da sie von Qualität und Sinn des Studiengangs überzeugt ist.
Die Rechtslage ist jedoch eindeutig: Die Hochschulen unterliegen dem „Gemeinschaftsrahmen für staatliche Beihilfen für Forschung, Entwicklung und Innovation“ der Europäischen Kommission. Dieser stellt die staatliche Finanzierung oder versteckte Subventionierung von wirtschaftlicher Tätigkeit (dazu gehört auch Weiterbildung) unter das Beihilfeverbot. Als Weiterbildungsangebot darf der Studiengang Jazz- und Popularmusik der HfMDK deshalb nicht subventioniert werden, alle Kosten müssen durch externe Mittel gedeckt werden. Sollten, wie vorgeschrieben, die realen Kosten des Studiengangs an die Studierenden weitergegeben werden, hätte jeder Studierende für den zweijährigen Studiengang pro Studienjahr mehrere tausend Euro zu zahlen. Zu diesen Kosten sind nicht genügend Teilnehmer zu finden, um den Studiengang weiterführen zu können.
Es wird behauptet, die Hochschule schade mit dieser Entscheidung dem Ruf der Jazzstadt Frankfurt. Die Hochschule fühlt sich der Stadt Frankfurt verpflichtet und unternimmt in vielen Bereichen große Anstrengungen, um das Musik- und Kulturleben der Stadt aktiv mit zu gestalten. Bei allem Selbstbewusstsein vermag die Hochschule nicht zu erkennen, wie die Bedeutung der Jazzstadt Frankfurt durch die Einstellung ihres Weiterbildungsstudienganges gefährdet werden könnte. Der Studiengang findet in Blockform an lediglich ca. 22 Tagen im Jahr statt und hat im 1. Semester sechs Studierende, von denen nur zwei in Frankfurt und Umgebung leben; im 3. Semester sind neun Studierende, davon vier aus Frankfurt, die alle im kommenden Sommersemester ihr Studium beenden.
Die Hochschulleitung hält den Jazz für eine bedeutende künstlerische Ausdrucksform. Er wird auch weiterhin an der HfMDK ein wichtiger Bestandteil im Fächerkanon der Lehrerausbildung bleiben; von seinem Stellenwert für die Hochschule konnte man sich beim diesjährigen 5. JAZZFEST an der HfMDK überzeugen – auch ein freiwilliger Beitrag der Hochschule zum Kulturleben der Stadt Frankfurt, der auf erfreulich großes öffentliches Interesse stieß.
s. auch:
Pressemeldung der Frankfurter Musikwerkstatt
Die „Initiative jazz or no“ zur Einstellung des Weiterbildungsstudiengangs Jazz und Popularmusik