Banner Full-Size

Jazz lernen in Holland: keine Alternative, sondern das Ziel

Untertitel
Jazz-Ausbildung an Hochschulen in den Niederlanden &middot
Publikationsdatum
Body

Im Nachbarland Niederlande muss man nicht lange suchen, um Fakultäten mit erstklassigen Ausbildungsmöglichkeiten zum Jazz-Musiker zu finden. Die Weltoffenheit und Modernität der Niederländer zeigt sich nämlich auch an den Konservatorien und Hochschulen für Musik. Jazz gehört hier schon lange zu den Studienmöglichkeiten. Im Ausbildungszweig „lichte muziek“, wie Jazz, Pop und Rock zusammengefasst wird, kann man nicht nur den Abschluss zum „performing artist“ erlangen, sondern auch „docerend“, also zum Musikdozenten, abstudieren.

Oftmals bestimmen geringe Aufnahmekapazitäten an deutschen Musihochschulen die Realität. Deutsche Studienplatzanwärter probieren es aber nicht nur aus dieser Not heraus, an einem niederländischen Konservatorium unterzukommen. Es gilt nicht, dass eine Aufnahme dort einfacher wäre. Die Alternative im nahegelegen Ausland Jazz zu studieren, ist im Grunde keine Alternative, sondern für viele junge Jazzer ein Ziel. Denn gerade in der Musik ist eine globale, nationenübergreifende Ausbildung und der Kontakt zu vielen internationalen Lehr-Ansätzen, Dozenten und Gastdozenten für Studenten interessant. Außerdem zeigt ein Studium im Ausland Bereitschaft für Mobilität und macht es später eventuell einfacher, einen Job zu finden.

Wer als Deutscher in die Niederlande geht, um Jazz zu studieren, wird sich an manchen Konservatorien nicht ganz so fremd fühlen. In Arnheim, zum Beispiel, kommen 80 Prozent der Studierenden aus Deutschland. Elsge Bühler von der „Hogeschool voor de Kunsten“ in Arnheim hört immer wieder als Hauptargument: „Deutsche Studenten kommen zu uns, weil sie die freieren Methoden des Unterrichtens schätzen. Im normalen Stundenplan finden sie hier mehr Raum für Experimente und werden in ihren eigenen Interessen gefördert.“ In den Niederlanden werden für das sogenannte erste Jahr meist mehr Anwärter als in Deutschland aufgenommen, was nicht auf einfachere Aufnahmeprüfungen schließen lässt. „Wir schauen nicht nur auf die schon sehr gute Technik, sondern speziell auf den Ausdruck und die Persönlichkeit“, erklärt Elsge Bühler den Unterschied zu deutschen Jazz-Hochschulen. Im ersten Jahr, der Propedeuse-Phase, muss man sich profilieren, Entwicklungsfähigkeit zeigen. In manchen Fällen werden Studenten nach der Propedeuse-Prüfung zurückgestuft: entweder muss man das Jahr wiederholen, oder man kommt in eine spezielle Klasse („vooropleiding klas“).

Besteht man die Propedeuse, studiert man weitere drei Jahre. Anders als in Deutschland läuft das Studium in den Niederlanden in Schuljahren ab. Der Ferienanteil ist dementsprechend geringer – dafür sind die vier Jahre Studium aber auch die Regel. Nicht wie in Deutschland, wo man meist fünf Jahre und mehr studiert. Nach den vier Jahren erlangt man ein Diplomzeugnis, das dem deutschen ebenbürtig ist. Man kann innerhalb seines Studiums zusätzlich die Ausbildung zum „docerend musicus“ durchlaufen. Das bedeutet jedoch, dass man wegen der Lehrproben fließend niederländisch sprechen können muss.

Für talentierte Studenten, die vier Jahre studiert haben und damit die sogenannte „erste Phase“ absolviert haben, besteht die Möglichkeit in eine „zweite Phase“ aufgenommen zu werden. Hier werden besondere Konzert-, Studio- oder Technikqualitäten individuell gefördert. Ein Sprachproblem existiert eigentlich nur auf den ersten Blick. Jazz ist eine internationale Angelegenheit und eher bestimmt vom Englischen, das heutzutage jeder fließend beherrschen sollte.

Die Studieninhalte unterscheiden sich grob nicht speziell von den deutschen. Allgemeine Musiklehre, Gehörbildung, Rhythmik, Harmonielehre, Arrangement, Piano und die Unterrichte im Hauptfach entsprechen denen, die es an deutschen Hochschulen auch gibt. Big Band-Projekte, Combo-Unterricht und eine Vielzahl namhafter Gastdozenten runden ein abwechslungsreiches Studium ab.

Herausragend im internationalen Austausch ist das Conservatorium Amsterdam, das als einziges Jazz-Institut in Europa die Ausbildung zum „International Master’s Degree in Jazz Performance“ in Zusammenarbeit mit der Universität Miami in den USA anbietet. Das Rotterdam Conservatorium bietet neben den klassischen Jazz-Klassen auch die Möglichkeit, World Music, indische Musik, Flamenco, Argentinischen Tango oder türkische Musik zu studieren.

Im niederländischen Bildungssystem gibt es keine Stipendien. Jeder Student muss Collegegebühren bezahlen. Als Deutscher hat man da einen Vorteil: meist bekommt man mindestens 60 bis 100 Prozent der Gebühren wieder zurückerstattet. An der „Hogeschool voor de kunsten“ in Utrecht bezahlt man beispielsweise 1.395 Euro pro Jahr, an der kleineren „Hanzehogeschool Groningen“ muss man nur mit 110 bis 360 Euro pro Jahr rechnen. Hilfe und Rückerstattung laufen über die Einrichtung „Informatie Beheer Group“.

Hochschulen im Internet
• Conservatorium Amsterdam (http://www.cva.ahk.nl)
• Rotterdam Conservatorium (http://www.hmd.nl)
• Hogeschool voor de Kunsten in Utrecht (http://www.hku.nl)
• Konniklijk Conservatorium in Den Haag (http://www.koncon.nl)
• Hogeschool voor de Kunsten in Arnheim (Arnhem) (http://www.hka.nl)
• Conservatorium Maastricht (http://www.hszuyd.nl)
• Hanzehogeschool Groningen / Nordnederlands Conservatorium (http://www.hanze.nl)
• Hogeschool Enschede (http://www.hen.nl)
• Studiengebühren: Informatie Beheer Group (http://www.ib-group.nl

Erfahrungsaustausch deutscher Studenten (u.a. Musik) in den Niederlanden:
http://home.t-online.de/home/pompe-rheine/fragin.htm
http://www.studieren-in-holland.de

Informationen zu anderen Musikhochschulen im Ausland:
• International Association of Schools of Jazz (http://www.iasj.com

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!