Weimar - Mit der Einrichtung und Besetzung der Professur für die Geschichte der jüdischen Musik schließt sich nach Ansicht der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar eine historisch begründete Lücke. Bislang habe es keine systematische Erforschung der jüdischen Musikgeschichte an einer deutschen Hochschule gegeben, sagte der Präsident der Weimarer Musikhochschule, Christoph Stölzl.
Durch die Vermittlung musikwissenschaftlichen Wissens an angehende Kantoren werde zudem bei der Wiederbegründung jüdischen Lebens geholfen. Lehrstuhlinhaber ist der Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov. Er lehrt seit Beginn des Sommersemesters am gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft der Weimarer Musikhochschule und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Nemtsov promovierte 2004 und wurde 2007 habilitiert. Im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeiten stehen den Angaben zufolge jüdische Musik und jüdische Komponisten im 20. Jahrhundert. Daneben arbeitet er auch als Pianist und hat bis jetzt 26 CDs eingespielt, die vielfach ausgezeichnet wurden.
Der Rektor des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam, Walter Homolka, sagte, dass durch die Achse Potsdam - Weimar "eine einzigartige Kombination von Musik und Theologie" entstehe, "um die reiche kantorale Musiktradition für das jüdische Gemeindeleben in Europa fruchtbar zu machen. Das wird international ausstrahlen und zwar auf höchstem Niveau." Es ist nach Hochschulangaben zugleich der erste, voll ausgestattete Lehrstuhl für jüdische Musikgeschichte in Europa.
Die Professur wird mit Mitteln des Bundesbildungsministeriums im Zusammenhang mit dem 2011 neu gegründeten "Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg (ZJS)" finanziert. Partner des Zentrums sind neben den drei großen Berliner Universitäten auch das Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam.