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Konzertperformance oder szenisches Konzert: Eine Frau steht in einem von schwarz-gelbem Absperrband eingerahmten Bereich, links von ihr ist ein Teil eines Cellisten zu sehen. Vor ihr ist eine Gestalt die nur als schwarzer Schatten wahrgenommen werden kann.

Milena Hiessl studierte in Trossingen Musik & Bewegung sowie Klassenmusizieren und lehrt nach verschiedenen beruflichen Stationen hier jetzt selbst. Foto: Dieter Sum/HfM Trossingen

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Musik und Bewegung im Dialog

Untertitel
Einblicke einer Rhythmik-Dozentin · Von Milena Hiessl
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Music and Movement, Sing Move, Musik und Bewegung – die Rhythmik an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen hat eine über vierzigjährige Tradition, hat einige Namensprägungen erlebt und erfindet sich immer wieder neu. Was ist es denn nun überhaupt, dieses Rhythmikstudium? Diese Frage begegnet mir beinahe täglich und sie in einem Satz zu beantworten fällt mir selbst oftmals nicht leicht.

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Seit dem Sommersemester 2023 unterrichte ich nun an der Hochschule für Musik in Trossingen und darf weiterführen und entwickeln, was ich hier von meiner geschätzten Professorin Sabine Vliex vor vielen Jahren selbst erlernt habe. Das Studium Musik & Bewegung ist sehr vielseitig und legt im Rahmen des klassischen Musikstudiums vor allem einen großen Fokus auf das Erleben, Erfahren und Gestalten von Musik. Darüber hinaus geht es um die pädagogische Praxis mit unterschiedlichen Zielgruppen und um einen sensiblen künstlerischen Umgang mit sich und der Umwelt. Wenn wir in unserem Fach agieren, dann spielen Interaktionsaufgaben und eine Interdisziplinarität eine große Rolle. Wir befinden uns im ständigen Austausch zwischen Musik und Bewegung und gestalten so auf unterschiedlichen Ebenen das Gehörte in Bewegung und die Bewegung durch Hörbares. 

Täglich begegne ich jungen motivierten Menschen, die eigene Ziele und Visionen haben. Gemeinsam begeben wir uns auf die Reise zur Kunst, zum eigenen Körper und zu einer Persönlichkeitsbildung, die oftmals sehr anspruchsvoll sein kann. Wenn wir uns mit einem neuen Thema oder Musikstück beschäftigen, starten wir mit einem weißen Blatt Papier, das wir nach und nach mit unseren Ideen in Bewegung und mit Musik füllen. Wir stoßen einen stetigen Differenzierungsprozess an. Dabei folgen wir keinen festgelegten Notaten oder Choreografien, sondern agieren mit komplexen Parametern immer wieder auf den Moment. Dieses vielschichtige künstlerische Arbeiten bringt uns persönlich an Grenzen und eröffnet gleichzeitig neue Horizonte. Die Aufgabenstellungen sind tiefgründig, vielseitig, individuell und erfordern ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Kreativität. Denn statt der Interpretation von vorgegebenen Notentexten stehen Improvisations- und Gestaltungsprozesse im Vordergrund. 

Menschen für Musikvermittlung und einen kreativen Umgang mit Musik zu begeistern, ist mir in der Arbeit ein großes Anliegen. Die Studierenden sammeln Erfahrung in Eltern-Kind-Gruppen und Kinderlehrpraxisgruppen, aber auch in Gruppen für Erwachsene und Menschen mit und ohne Behinderung. Für mich ist die Lehre an unserer Hochschule ein besonderes Privileg, da ich mich tiefgründig mit der Bedeutung und Interpretation von Musik und Kunst beschäftigen darf. Im Rahmen unserer Studiengänge habe ich die Möglichkeit, Räume zu öffnen, die Menschen ihre eigenen Wertvorstellungen und ihre eigene Ästhetik (er-)finden zu lassen.

Ziel meiner Arbeit ist es, dass die Studierenden ihr persönliches Potential entdecken, mit dem sie wirken und gestalten können, und dass Musik und Bewegung zu einem selbstverständlichen Werkzeug wird, das Menschen berührt und formt.

Ich selbst konnte ein vielfältiges Spektrum des Berufsfeldes seit meinem Studium erleben und bin bis heute neben der Hochschullehre und der Leitung meiner Singschule dankbar über Auslands­aufenthalte, die Tätigkeit an Konzerthäusern, die Möglichkeit als Autorin Artikel und Bücher für den Elementarbereich zu schreiben und als Rhythmikerin in zahlreichen schulischen und außerschulischen Kontexten arbeiten und wirken zu können.

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