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Musik-Unterricht: Viele Lehrer ohne musikfachliches Studium. Foto: Hufner
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Musik-Unterricht: Viele Lehrer ohne musikfachliches Studium

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Wiesbaden - Singen, Musizieren, Noten lesen: Viele Lehrer unterrichten Musik, ohne das Fach auf Lehramt studiert zu haben. Für die Opposition eine «Mangelverwaltung», für das Kultusministerium teils «pädagogisch gewollt».

Von den mehr als 8000 Lehrkräften, die in Hessen das Fach Musik unterrichten, hat ein großer Teil nicht Musik auf Lehramt studiert. Dies geht aus einer Antwort des Kultusministeriums in Wiesbaden auf eine parlamentarische Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervor. 4666 der Männer und Frauen seien zwar voll ausgebildete Lehrkräfte, hätten aber keine musikfachliche Ausbildung, erläuterte ein Ministeriumssprecher. Von dieser Gruppe sei mit 4000 Lehrerinnen und Lehrern der überwiegende Teil an Grund- und Förderschulen beschäftigt, wo das Klassenlehrerprinzip gelte.

«Das heißt: Die Kinder sollen eine feste Bezugsperson im Unterricht haben und eine Bindung aufbauen», erklärte der Sprecher. «Das führt dazu, dass die Klassenlehrerin oder der Klassenlehrer, welche die Hauptfächer gemäß ihrer Ausbildung Deutsch und Mathematik/Rechnen unterrichten, dann auch Musikunterricht durchführen.» Das sei pädagogisch gewollt.

Rund 1000 der 8000 Lehrkräfte im Fach Musik haben laut Ministerium keinen Lehramtsabschluss, sind aber aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds zum Musikunterricht befähigt. Es handele sich etwa um Musikpädagogen, Musikwissenschaftler, Komponisten, Sänger, Orchesterspieler oder Toningenieure.

«Wir würden uns natürlich wünschen, dass mehr Lehramtsstudierende auch das Fach Musik abdecken, weil ein Bedarf dafür da ist», sagte der Ministeriumssprecher. «Aber wir können niemanden zwingen und versuchen deshalb, das Beste aus der Situation zu machen.» In jedem Fall erhielten die Kinder und Jugendlichen an den Schulen qualifizierten Musikunterricht.

Der SPD-Bildungsexperte Christoph Degen kritisierte: «Musik zählt seit langem neben Religion, Sport, Englisch, Naturwissenschaften und Kunst zu den Mangelfächern in Hessen. Insbesondere, aber nicht nur an Grundschulen.» In Hessen gebe es eine «Mangelverwaltung» - mit Abstrichen bei der Qualifikation der Lehrkräfte und damit eine Entwertung des Fachs Musik. «Statt Probleme anzugehen, wird der Mangel schöngeredet», erklärte Degen.

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