Koblenz - Musikschulen leiden vor allem mit ihren Orchestern, Chören und musikalischer Früherziehung unter der Corona-Pandemie. Einzelunterricht lasse sich auch in Seuchenzeiten noch einigermaßen organisieren, sagte der Bundesvorsitzende des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM), Ulrich Rademacher, der Deutschen Presse-Agentur.
Beim Ensemble-Unterricht werde es aber schwieriger mit dem Infektionsrisiko und den Sicherheitsabständen, ergänzte der Professor für Liedgestaltung an der Musikhochschule Köln vor einem VdM-Bundestreffen an diesem Freitag und Samstag in Koblenz.
«Wenn Klassen in allgemeinbildenden Schulen wegen der Corona-Abstände geteilt werden, gibt es mehr Raumbedarf - das macht es für uns schwieriger», erklärte Rademacher. In Kindergärten kämen Musikpädagogen wegen der Pandemie häufig gar nicht mehr hinein, um dort musikalische Frühbildung zu organisieren. «Wie sollen Kinder - gerade aus bildungsfernen Schichten - so einen Zugang zu Musikschulen bekommen?», fragte der VdM-Bundesvorsitzende.
Digitaler Fernunterricht sei für Musikpädagogen ein gutes Mittel, um etwa auf dem flachen Land weite Entfernungen zu überbrücken und in einer Lockdown-Zeit überhaupt noch Kenntnisse zu vermitteln. Auf Dauer und für Ensembles sei dieser Ansatz jedoch nicht geeignet. «Zusammen singen, tanzen, trommeln, hören, fühlen, sehen - wenn Kinder das erfahren haben, finden sie gemeinsame Musik viel schöner als sie nur bei YouTube oder als CD zu erleben», sagte Rademacher.
Musikschulen müssten zudem besser mit digitaler Technik ausgestattet werden. Der Vorsitzende der Gesamtjury des bundesweiten Wettbewerbs «Jugend musiziert» kritisierte, dass der milliardenschwere Digitalpakt für Bildungsstätten nur normalen Schulen, nicht aber Musik- und Volkshochschulen zugute komme. Die Unterstützung von Musikschulen sei für Kommunen lediglich eine freiwillige Leistung - in Zeiten immer knapperer Kassen mache ihm das Sorgen, ergänzte Rademacher.
Im Verband haben sich rund 930 öffentliche, meist kommunale Musikschulen an bundesweit etwa 4000 Standorten zusammengeschlossen. Mehr als 39 000 Musikpädagogen unterrichten hier gut 1,4 Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene.