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Orchesterzentrum NRW feiert Einweihung des neuen Domizils

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Dortmund - Während in den anderen Räumen die Handwerker noch letzte Hand anlegen, können im neuen Kammermusiksaal die über 80 Musikstudenten schon die neue Akustik kennenlernen. Auf der Bühne des über 350 Zuhörer fassenden Saales proben sie für das Konzert am Mittwoch (29. April, 14.00 Uhr). Dann wird das neue Orchesterzentrum NRW in der Dortmunder Innenstadt eröffnet - mit Opernouvertüren unter anderem von Mozart, Beethoven und Smetana.


Die Studenten sind mit den ersten Proben in dem neuen Kammermusiksaal zufrieden. «Das hört sich nicht so knallig an wie die Proben in unserem alten Raum», sagt Violinist Roman Brncic während einer Pause. Auch Kathrin Leithner, die Querflöte spielt, ist von den neuen Räumlichkeiten angetan - die Klangqualität sei «super», erklärt sie. Dass die Akustik so gut ist, ist kein Zufall - wurde der Kammermusiksaal doch von demselben Akustiker geplant, der auch für die Kölner Philharmonie und das Konzerthaus Dortmund verantwortlich war.

Das Orchesterzentrum NRW ist eigenen Angaben zufolge eine europaweit einmalige Einrichtung. In einem viersemestrigen Masterstudiengang sollen diplomierte Musiker beziehungsweise Musiker mit einem Bachelor-Abschluss als Orchestermusiker praxisnah ausgebildet werden. Dazu zählen Einzelunterricht an einer der vier Musikhochschulen in NRW sowie weiterer Einzelunterricht, Probespielsimulationen, Satzproben oder Ensemblespiel in Dortmund. Zudem steht dort auch mentales Training auf dem Lehrplan, um zum Beispiel Lampenfieber zu bekämpfen oder negative Erfahrungen bei Auftritten zu bewältigen. «Die Ausbildung hier arbeitet konkret daran, was man braucht, um eine Stelle in einem Orchester zu bekommen - das wird bei einem normalen Musikstudium eher selten vermittelt», sagt Studentin Leithner (24), die im ersten Semester ist.

Seit 2004 gibt es das Orchesterzentrum NRW. Neben der reinen Ausbildung soll es auch neue Chancen zum Beispiel auf die begehrten Vorspiele eröffnen. «Die Studenten können im Unterricht mit unseren Gastdozenten ihren Horizont erweitern und neue Kontakte knüpfen. Wir wollen helfen, Netzwerke zu knüpfen», erklärt der künstlerische Leiter Gotthard Popp. Das sei für viele junge Musiker bitter nötig - kommen doch auf eine freie Stelle in einem deutschen Orchester «150 bis 200 Bewerbungen», berichtet Popp. Da nur einen Termin für ein Vorspiel zu bekommen, sei schon eine echte Leistung. «Der deutsche Orchestermarkt gilt weltweit als erstrebenswert.»

Bislang mussten die über 80 Musiker des Orchesterzentrums, ihre Dozenten sowie die Verwaltung auf dem Campus der Technischen Universität Dortmund residieren. Nun ziehen sie von der Peripherie der Stadt in die Innenstadt - ins Brückstraßenviertel, in Wurfweite zum Konzerthaus Dortmund. Rund 17 Millionen Euro hat der Neubau gekostet: Wobei das Gebäude selbst zur Hälfte auch noch von der Stadtverwaltung genutzt wird. Erdgeschoss und erster Stock gehören zum Orchesterzentrum.

Neben dem Kammermusiksaal stehen im Orchesterzentrum NRW sechs Probesäle und sechs Übungsräume zur Verfügung. «Mit den neuen Räumlichkeiten haben wir beste Möglichkeiten zur Ausbildung – zudem sollen hier regelmäßig Konzerte stattfinden», sagt der künstlerische Leiter Popp. Mit dem Konzerthaus Dortmund solle die Kooperation ausgebaut werden - schließlich ähneln sich Konzerthaus und Orchesterzentrum schon rein äußerlich. Die Hochschuleinrichtung ist freilich etwas kleiner.

Die Studenten freuen sich über das neue Domizil und die besseren Arbeitsmöglichkeiten. Und wenn Violinist Brncic auch bedauert, dass nun keine Mensa mehr in der Nähe ist, hat das neue Haus zumindest einen geografischen Vorteil. «Hier ist es näher zum Hauptbahnhof», sagt der 26-Jährige. Die meisten Studenten kommen nun mal nicht aus Dortmund.


Zugangsvoraussetzungen für das Orchesterzentrum NRW
Der Aufbaustudiengang am Orchesterzentrum NRW richtet sich an ausgebildete Musikstudenten mit einer Hauptfachnote von 2,0 oder besser. Bewerben können sich Musiker aus dem In- und Ausland. Zusätzlich ist zur Aufnahme die Bestätigung eines Hauptfachlehrers einer der vier beteiligten NRW-Musikhochschulen aus Detmold, Düsseldorf, Essen und Köln nötig. Darin muss dem Bewerber die Eignung zum Studiengang attestiert werden und die Betreuung im instrumentalen Einzelunterricht für die folgenden zwei Jahre zugesichert sein.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können die Studenten an der jeweiligen Musikhochschule eine Eignungsprüfung ablegen. Die Zahl der Studenten am Orchesterzentrum ist auf 120 begrenzt. Das viersemestrige Aufbaustudium soll für sie die Eintrittskarte für eine Anstellung in einem Orchester sein.




 

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