Technische Perfektion, Saitenakrobatik bei Cellisten genannt, ist nicht das einzige Maß zur Interpretation klassischer Musik. Mindestens ebenso wichtig ist für Maria Kliegel, dass ein Konzert aufgrund der Persönlichkeit der Solistin oder des Solisten durch entsprechende kommunikative Eigenschaften überzeugt. Ein, wie Maria Kliegel meint, oft vernachlässigter Aspekt in der Ausbildung und bei Wettbewerben.
Deshalb hat sie der Hochschule für Musik und Tanz Köln (HfMT), wo sie seit 1986 Professorin für Cello ist, aus privater Initiative für 10 Jahre den Concorso La Cellissima gestiftet, der dort erstmals am 14. Dezember 2013 von 14 bis 19 Uhr im Kammermusiksaal stattfinden wird. Das Konzept für diesen exklusiven Pro Cello Wettbewerb orientiert sich an den internen Strukturen der HfMT, wo es an drei Standorten (Köln, Aachen und Wuppertal) fünf Celloklassen gibt. Jedes Jahr können maximal vier Studierende teilnehmen, die von ihren Lehrern vorgeschlagen und dann im Juni von Maria Kliegel eingeladen werden.
Abgesehen davon, dass der Concorso La Cellissima eine lokale Veranstaltung der HfMT ist, sind weitere Besonderheiten zu nennen: der Wettbewerb findet ohne sonst übliche Auswahlrunden an einem Tag statt. Das Programm besteht aus einem vorher festgelegten Pflichtstück und weiterem Repertoire freier Wahl (Solowerke und -konzerte sind ausgeschlossen), die zusammen drei Stilepochen abdecken müssen. Allerdings ist die Konstellation Cello plus Klavierbegleitung für die Aufführungen verbindlich. Sowohl die Cellisten als auch die Pianisten bekommen für ihre Teilnahme ein Antrittsgeld, weil „Klavierpartner bei Wettbewerben sonst kaum beachtet werden“, begründet Maria Kliegel diese Regelung. Darüber hinaus muss jede Präsentation von der Solistin oder dem Solisten moderiert werden: „Ich möchte nicht, wie bei anderen Wettbewerben zu beobachten ist, eine stumme, technisch brillante Elite fördern, sondern interessante Persönlichkeiten voranbringen.
Die Moderationen können – in Deutsch oder auch Englisch – frei gestaltet werden. Wichtig ist mir, dass die Studierenden zeigen, wie sie offensiv Kontakt zum Publikum suchen. Die Kandidaten müssen also mit ihren Lehrern die sehr schwierigen Pflichtstücke und ihr eigenes Programm vorbereiten, auch wie man spricht und das Zeitmanagement – 35 Minuten Musik und 15 Minuten Moderation – lernt“, beschreibt Maria Kliegel ihre Idee. Deshalb gehört zum Concorso La Cellissima auch ein Publikumspreis, der mit 2.000 Euro dotiert ist.
Der Preis der ehrenamtlichen Fachjury, von Maria Kliegel als Präsidentin des Concorso La Cellissima benannt und bestehend aus der Dekanin Prof. Ute Hasenauer, Violine, HFMT Köln; Prof. Jens-Peter Maintz, Violoncello, UDK Berlin; Michael Hablitzel, Violoncello, Sinfonieorchester Wuppertal; Prof. Claus Kanngiesser, Violoncello, HfMT Köln; Prof. Tony Spiri, Klavierkammermusik HfMT Köln; Prof. Joachim Ullrich, Jazz, Prorektor HFMT Köln und der Rundfunkjournalistin Dr. Eva Küllmer, WDR 3, beträgt 3.000 Euro.
Außerdem gibt es einen Sonderpreis der Jury von 500 Euro für das am bes-ten gespielte Pflichtstück und 400 Euro für die Klavierpartnerin/den Klavierpartner der Gewinnerin/des Gewinners. Mit dem Concorso La Cellissima möchte Maria Kliegel „ihrer“ Musikhochschule etwas schenken, das die Studierenden in der Entwicklung der Persönlichkeit fordert und fördert und womit sich die HFMT als attraktive Institution darstellen kann.