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Katharina Rosenberger. Foto: Rosenberger
Katharina Rosenberger. Foto: Rosenberger
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Selbstständigkeit, Courage, Beharrlichkeit

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Katharina Rosenberger, Kompositionsprofessorin an der Musikhochschule Lübeck, im Porträt
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Etwa zehn Minuten zu Fuß braucht Katharina Rosenberger von ihrer Wohnung im Zentrum von Lübeck zur Musikhochschule (MHL). Dort ist sie seit April 2021 Professorin für Komposition. Und sie freut sich nicht nur über diese kleine Wegbequemlichkeit, sondern auch auf ihre Lehraufgaben im und um den verwinkelten MHL-Gebäudekomplex.

Prägend waren für Katharina Rosenberger, geboren in Zürich 1971, ihre Jahre in den USA, wo sie am Berklee College of Music in Boston und der Columbia University of New York studierte sowie zwölf Jahre Dozentin und Professorin an der University of California San Diego war. Ein Guggenheim Fellowship bot 2019 die Gelegenheit, in Europa zu arbeiten. Und sie entschloss sich zu bleiben. In Zürich, wo ihre Familie wohnt, ist sie nun maßgeblich am Festival für zeitgenössische und experimentelle Musik beteiligt, und in Lübeck hat sie Aufgaben als Dozentin zu erfüllen.

Ihr Personalstil ist an (multimedialen) Klangskulpturen orientiert und oft mit kollektiven Arbeitsprozessen verbunden: „Es geht mir um Interdisziplinarität, weil Komposition immer Beziehungen zum Raum, zu den Aufführenden, zu den Körpern, den Requisiten auf der Bühne, und nicht zuletzt zum Publikum hat. Deshalb würde ich gern im Tandem mit einer Kollegin oder einem Kollegen der Abteilungen audiovisuelle Konzepte/digitale Kreation entsprechende intermediale Modelle in den Diskurs für Studierende hineinbringen,“ erklärt Katharina Rosenberger. Analog ist das Berufsprofil vom exklusiven Typus Komponist obsolet geworden: „Ich stelle mich sehr individuell auf die Studierenden ein, schaue, aus welchem Kontext sie kommen, wohin sie wollen und wo die Probleme sind, wo die Horizonte noch geöffnet oder erweitert werden müssen. Es geht mir stets darum, die Studierenden dort abzuholen, wo sie sind und dann auf eine Karriere als Komponistin oder Komponist im modernen Sinn vorzubereiten, nämlich dass sie auch Herausforderungen als Entrepreneur und in der Organisation erwarten.“

Die Aufgaben entstehen immer aus einem work in progress: „An ihren Entwürfen kann ich sehen, welche Schwierigkeiten, etwa mit dem Rhythmus oder mit der Stimme zu arbeiten, sie haben. Dann kann ich darauf eingehen und gewisse Ratschläge geben, um diese Schwierigkeiten zu identifizieren und zu überwinden. Eine weitere Priorität ist, eine möglichst große Selbstständigkeit im Kompositionsprozess zu forcieren. Das bedeutet, dass die Studierenden in den vier Jahren Bachelor und in der Masterphase Sicherheit erlangen sollen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und nach Lösungen zu suchen. Die Studierenden sollen nicht nur lokal mit Bezug auf ein Detail, sondern im Gesamtkontext (Mikro- und Makro-Level) denken lernen, Probleme zu lösen. Die Selbstkritik ist manchmal so ausgeprägt, dass ich mich bemühen muss, eigenes Vertrauen zu stärken, indem man etwas Notiertes praktisch probiert und dann entscheidet, ob es zu verbessern ist.“

Kreative Menschen müssen außerdem couragiert und beharrlich sein, damit sie sich nicht irreleiten lassen und bei sich bleiben können. Zur Entwicklung dieser Eigenschaften hat Katharina Rosenberger ihren Unterricht auch im Hinblick auf eine qualitativ modifizierte Kommunikation zwischen den Studienbereichen ausgerichtet: „Es gab immer eine kleine Gruppe von Interpretierenden, die sich um die Musik der MHL-Komponisten gekümmert und sie gespielt hat. Ich möchte darüber hinaus so eine Art Laborsituation des Austauschs zwischen beiden Gruppen etablieren, damit sich nicht der Eindruck und das Gefühl festigen, die Komponierenden rennen den Interpretierenden zwecks Aufführungen ihrer Partituren hinterher. Diese Abhängigkeit möchte ich nicht und vor allem auch nicht, dass die Interpreten denken, man drückt auf den Knopf und sie müssten einfach nur liefern. Vielmehr sollte Normalität werden, dass man auch die Erfahrungen von den Aufführenden berücksichtigt und auch sie kreativ in den Kompositionsprozess integriert.“

Nun ist das Interessengebiet von Katharina Rosenberger nicht auf die zeitgenössische Kunstmusik, die weitgehend auf Geräuscherkundungen und andere Klangexperimente ausgerichtet ist, eingeschränkt. Sie hatte ja zunächst Jazz studiert. Für sie ist also Rhythmus wesentlich, der sich in Akzentuierungen und anderen Parametern innerhalb ihrer Werke bemerkbar macht. Außerdem sind Körperlichkeit und Sinnlichkeit kennzeichnend, und sie versucht, den Studierenden die Angst zu nehmen, dass diese Aspekte zu sentimental wirken könnten. Sie sollen sich auch auf diesem Gebiet unter ihrer Anleitung ausprobieren und bei sich vielleicht unerwartetes Potenzial entdecken. Das MHL-Lehrangebot von Katharina Rosenberger repräsentiert so ein attraktives Spektrum individueller und kollektiver Modi zur Komposition zeitgenössischer Musik.

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