Am Montag, den 7. Oktober, eröffnete die Hochschule für Künste Bremen feierlich das Wintersemester 2024/2025. Bei der Eröffnungsveranstaltung in der Galerie in der Dechanatstraße wurden 213 Erstsemester begrüßt, 21 folgen noch in den kommenden Wochen. Damit studieren 106 Erstsemester im Fachbereich Musik und 128 im Fachbereich Kunst und Design. Beworben hatten sich mehr als 2590 Studieninteressierte. Insgesamt sind 1037 Musiker:innen und Künstler:innen an der HfK eingeschrieben.
49 Prozent der Studierenden zogen für ihre Ausbildung nach Deutschland und bereichern die HfK. Unter den ausländischen Studienanfänger:innen stammen die meisten Studierenden aus China (dreizehn Prozent), gefolgt von Südkorea (elf Prozent), Iran und Russland (jeweils vier Prozent), Italien und Japan (jeweils drei Prozent), Portugal, Taiwan, Ukraine, USA und Brasilien (jeweils ein Prozent).
Rektorin ermutigt zum kreativen Austausch
In ihrer Begrüßungsrede betonte Rektorin Prof. Dr. Mirjam Boggasch die Rolle der Hochschule für Künste Bremen als lebendigen Ort des Austauschs und der persönlichen Entfaltung: „Gerade die Kombination aus Kunst, Design, Digitale Medien und Musik eröffnet Ihnen nicht nur ein weites Spektrum an Möglichkeiten, Ihr kreatives Potenzial voll auszuschöpfen, sich auf Neues oder Fremdes einzulassen, Herausforderndes und Vertrautes zu entdecken und sich auch über fachliche Grenzen hinweg zu entwickeln. Nutzen Sie die Vielfalt dieser Disziplinen als Chance für Ihre persönliche und fachliche Entwicklung – nicht nur eine akademische Herausforderung, sondern auch eine Gelegenheit zur Selbstentfaltung und zum kreativen Austausch.“
Neben dem Grußwort der Rektorin wurden auch die Aktivitäten des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), des Studierendenrats (StuRa) sowie der studentischen Initiativen „Stipa“ und „Language Assistance“ vorgestellt. Diese unterstützen die Studierenden bei Fragen zu Stipendien, Bewerbungen und finanziellen Angelegenheiten sowie bei sprachlichen Herausforderungen im Alltag.
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des DAAD-Preises für hervorragende Leistungen internationaler Studierender. Der Preisträger, Bratschist Davit Aydiyan, beeindruckte das Publikum mit einer eigens komponierten musikalischen Darbietung.
Darüber hinaus haben die diesjährigen Preisträger:innen des Hochschulpreises Musik, Francisco Henriques (Bariton) und Gretel Jazeron (Klavier), zwei herausragende Interpretationen von Robert Schumann dargeboten.
Neue Professuren
Zum 1. Oktober haben mehrere renommierte Professor:innen ihre Tätigkeit an der HfK Bremen aufgenommen. „Mit ihrer herausragenden Expertise und ihren vielfältigen langjährigen Erfahrungen werden unsere neuen Professor:innen die Lehre und Forschung an der HfK Bremen nachhaltig bereichern und zur Weiterentwicklung der kulturellen Landschaft Bremens beitragen“, so Prof. Dr. Mirjam Boggasch.
Professur für Philosophie
Prof. Dr. Fahim Amir ist Philosoph und nimmt in seinen Arbeiten Fragen von Natur, Kultur, Materialität und Kolonialismus in den Blick. Sein Buch „Schwein und Zeit. Tiere, Politik, Revolte“ (2018) bietet eine kritische Auseinandersetzung mit der Romantisierung der Natur, in der er auf Politik statt Ethik setzt. Das Buch wurde vielfach ausgezeichnet und 2019 in die Sachbuch-Bestenliste von Deutschlandfunk Kultur, dem ZDF und der ZEIT aufgenommen. Amir lehrte an verschiedenen Universitäten und Kunsthochschulen in Europa und Amerika, darunter an der Akademie der bildenden Künste Wien, der Universidade Estadual de Campinas (São Paulo) und dem ArtCenter College of Design (Los Angeles). Zudem war er Kurator von bedeutenden Kunstfestivals, wie dem Live Art Festival in Hamburg, und Ausstellungen wie in der Secession Wien. Seinen beliebten Philosophie-Podcast „Hirn und Amir“ gibt es überall zu hören, wo es Podcasts gibt. Seine Expertise möchte er nun auch in Bremen einsetzen.
Prof. Dr. Amir: „Wir leben in gefährlichen Zeiten. Das sind genau Zeiten, wo das Denken besonders wichtig ist. Auch wenn man bei Philosophie manchmal verwirrter herauskommt, als man hineingegangen ist. Denke, als gäb's ein Morgen. Dies reicht von Gedanken, die die Kraft haben, uns in unserem innersten Wesen zu erschüttern, indem sie unsere gewohnten Perspektiven fundamental erweitern bis hin zu Annäherungen an die vielleicht brisanteste Frage unserer Zeit: Wie miteinander leben?“
Professur für Gitarre
Prof. Dr. Fabian Hinsche ist klassischer Gitarrist, der als Solist und Kammermusiker internationales Ansehen genießt. Seine Konzerttourneen führten ihn insbesondere im „Mare Duo“ durch Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika. Er unterrichtet an verschiedenen Hochschulen, darunter die Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin sowie das Institut für Musik der Hochschule Osnabrück, und spielte zahlreiche CDs u.a. für das Label Naxos ein.
Als Solist und Kammermusiker hat er zahlreiche Preise bei renommierten Wettbewerben im In- und Ausland gewonnen. Neben seiner künstlerischen Laufbahn promovierte er im Fach Medienkulturanalyse zum Thema „Ästhetik der musikalischen Interpretation" und veröffentlicht regelmäßig zu musikwissenschaftlichen, gitarristischen sowie ästhetischen Thematiken und ist Herausgeber des „EGTA-Journals – die neue Gitarrenzeitschrift".
Prof. Dr. Hinsche: „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe an der HfK. Die Gitarre ist ein Instrument mit einer über 500-jährigen Geschichte, das Menschen in Tavernen und an Königshöfen zu gleichen Teilen erfreut hat und bis heute in vielfältigen aktuellen Kontexten Verwendung findet. Neben einer umfassenden künstlerischen Ausbildung, welche diese historische sowie zeitgenössische Bandbreite abbildet, ist die pädagogische Ausbildung wichtiges Element im Studium dieses weltweit so beliebten Instrumentes.“
Professur für szenische Gestaltung
Der Regisseur Prof. Ansgar Weigner studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. In seiner Magisterarbeit beschäftigte er sich mit der Leitmotivtechnik in Richard Strauss' Oper „Die Frau ohne Schatten“. Während seines Studiums sammelte er Regieerfahrung durch Hospitanzen und Assistenzen an renommierten Opernhäusern, darunter die Sächsische Staatsoper Dresden und die Deutsche Oper am Rhein. Nach dem Studium arbeitete er als Regieassistent am Hessischen Staatstheater Wiesbaden und begann 2007/08 seine erfolgreiche freiberufliche Karriere. Seit 2023 lehrt er Szenischen Unterricht an der am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück.
Prof. Weigner: „Nach knapp 20 Jahren freiberuflicher Tätigkeit als Regisseur für Musiktheater freue ich mich nun sehr auf die Arbeit an der Hochschule für Künste in Bremen. Die Vermittlung von psychologischen Vorgängen und deren körperliche Umsetzung, die der singende Darstellende auf der Bühne im Berufsleben bewältigen muss, liegt mir dabei besonders am Herzen. Erst wenn man Gesangstechnik und Bühneninterpretation harmonisch vereint, kann ein szenischer Gesamteindruck entstehen.“
Gastprofessur im Fachbereich Kunst und Design
Emma Waltraud Howes wurde als Gastprofessorin an den Fachbereich für Kunst und Design berufen. Howes versteht sich als Vermittlerin zwischen Bewegung und Form. Ihr akademischer Hintergrund in Tanz, Kunst und Performance bildet die Grundlage für ihre interdisziplinären Arbeiten, die Bewegung, Raum und bildende Kunst vereinen.
Ihre Laufbahn begann Howes mit einem Studium von Ballett und Barockoper, bevor sie Ensemblemitglied des Canadian Contemporary Dance Theatre wurde. Sie erwarb anschließend ein Zertifikat für professionelle Tanzausbildung am Toronto Dance Theatre, einen Bachelor of Fine Arts am Emily Carr Institute of Art and Design in Vancouver sowie einen Master of Fine Arts an der Concordia University in Montreal. Während ihrer Ausbildung erhielt sie ein internationales Stipendium für das Programm „New Artistic Strategies“ an der Bauhaus-Universität Weimar. Zudem leitete sie zehn Jahre lang eine Kampfsportschule.
Gastprofessorin Howes: „Ich freue mich darauf, mit der Freien Klasse zusammenzuarbeiten und meinen transdisziplinären Ansatz für kreative Prozesse zu teilen. Mit einem Schwerpunkt auf erweiterter Skulptur und Performance wollen wir erforschen, wie kleine Veränderungen in Wahrnehmung und Intention ein zusammenhängendes Werk entstehen lassen. In diesem Semester werde ich Werkzeuge anbieten, um verkörperte Erfahrungen und Forschung zu transformieren und so mithilfe von Techniken wie Übersetzung, Scoring, Bildhauerei und muskulären/sonischen Verbindungen Material und konzeptionelle Rahmen zu schaffen – dabei geben wir der Intention Form und der Form Intention.“
Antrittskonzerte
Prof. Dr. Krzysztof Urbaniak ist seit dem 1. Oktober neuer Professor für Historische Orgel an der HfK Bremen. Die Stiftungsprofessur wird von der Karin und Uwe Hollweg Stiftung ermöglicht.
Urbaniak studierte Orgel und Cembalo in Warschau und Stuttgart und promovierte an der Musikhochschule in Krakau. Zu seinen verschiedenen Aktivitäten gehörte eine Professur für Orgel an der staatlichen Musikakademie in Łódź und pädagogische Tätigkeit an der Musikakademie in Krakau sowie bei verschiedenen Meisterkursen weltweit. Er ist Jurymitglied bei Orgelwettbewerben und international anerkannter Orgelsachverständiger.
Sein Antrittskonzert findet am Dienstag, den 5. November, 18 Uhr, in der Waller Kirche Lange Reihe statt.
Auf dem Programm stehen Werke aus der Umbruchzeit von der Spätrenaissance zum Barock, unter anderem drei Komposition von Johann Ulrich Steigleder. Gespielt wird auf einer Orgel, die genau dafür auf der westlichen Empore der Kirche gebaut wurde – und zwar 2002 in der niederländischen Werkstatt Winold van der Putten. Der Orgelbau lehnt sich instrumentenbaulich und klangästhetisch an die Prinzipien des norddeutsch-niederländischen Stil des 17. Jahrhunderts an. Das Instrument verfügt über 26 Register in Haupt-, Brust-, Chorwerk und Pedal. Weitere Informationen: https://www.hfk-bremen.de/de/veranstaltungen/antrittskonzert-prof-dr-krzysztof-urbaniak/12621
Bereits seit dem 1. April ist Prof. Tanja Tetzlaff Professorin für Violoncello und Kammermusik an der HfK Bremen.
Tanja Tetzlaff ist seit über drei Jahrzehnten international als Solistin und Kammermusikerin tätig und engagiert sich besonders in Projekten mit aktuellem Bezug, wie dem Klimaschutz. In Bremen ist sie dem Publikum als ehemalige Solocellistin der Deutschen Kammerphilharmonie gut bekannt. Zuletzt hatte sie eine dreijährige Vertretungsprofessur an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg inne. Sie spielt auf einem Cello von Giovanni Baptista Guadagnini aus dem Jahr 1776. Ihr Studium absolvierte sie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Professor Bernhard Gmelin sowie am Mozarteum Salzburg bei Professor Heinrich Schiff.
Bei Ihrem Antrittskonzert am Donnerstag, 5. Dezember, 20 Uhr, im Konzertsaal in der Dechanatstraße werden neben Werken von Dmitrij Schostakowitsch und Ludwig van Beethoven auch ein Solowerk von Thorsten Encke, „Black Ice“ for Cello and Tape (2018/20), zu hören sein. Sie tritt gemeinsam mit Prof. Martin Stadtfeld auf, der seit Oktober 2023 Professor für Klavier an der HfK ist. Weitere Informationen: https://www.hfk-bremen.de/de/veranstaltungen/antrittskonzert-prof-tanja-tetzlaff/12396