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Königliche Präsenz – angeregte Diskussionen

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Bericht vom Kongress der „International Society for Music Education“ in Norwegen
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Die „International Society for Music Education“ ISME veranstaltete ihren Zweijahreskongress diesen Sommer im norwegischen Bergen. Eröffnet wurde er durch Ihre Majestät Königin Sonja von Norwegen. Anwesend waren gut 700 Musikpädadagogen aus 51 Ländern. Vertreter aus den osteuropäischen und vorderasiatischen und afrikanischen Ländern waren zwar noch nicht zahlreich, aber immerhin besser vertreten als im Jahre 2000. Thema des Kongresses war – norwegisch – „Sampspel“. Dieser Begriff lässt, ähnlich dem deutschen Wort „Zusammenspiel“ – großen Assoziationsspielraum zu. So bündelte er eine Themenvielfalt, die sich vom Ensemblespiel über die Verbindung verschiedener musikalischer Genres und Kulturen bis hin zum mechanisch-präzisen Zusammenspiel von Mensch und Maschine erstrecken konnte.

Die „International Society for Music Education“ ISME veranstaltete ihren Zweijahreskongress diesen Sommer im norwegischen Bergen. Eröffnet wurde er durch Ihre Majestät Königin Sonja von Norwegen. Anwesend waren gut 700 Musikpädadagogen aus 51 Ländern. Vertreter aus den osteuropäischen und vorderasiatischen und afrikanischen Ländern waren zwar noch nicht zahlreich, aber immerhin besser vertreten als im Jahre 2000. Thema des Kongresses war – norwegisch – „Sampspel“. Dieser Begriff lässt, ähnlich dem deutschen Wort „Zusammenspiel“ – großen Assoziationsspielraum zu. So bündelte er eine Themenvielfalt, die sich vom Ensemblespiel über die Verbindung verschiedener musikalischer Genres und Kulturen bis hin zum mechanisch-präzisen Zusammenspiel von Mensch und Maschine erstrecken konnte. Die fulminante Eröffnung wurde durch den Voice-Performer und Sound-Poeten Jaap Blonk aus Holland eingeleitet, der mit Nonsense-Sprache das musikalisch-kulturell Überbrückende virtuos vermittelte. Danach folgte ein gelungenes klangliches Experiment, wiederum eine Referenz an das Kongressthema: Es spielten und sangen gleichzeitig eine Bigband, ein Marimbaensemble, Kouame Sereba von der Elfenbeinküste auf der größten je gesehenen Maultrommel, ein norwegischer Chor, ein Jugendorchester, mehrere norwegische Volksmusikensembles und Solisten auf der Violine, der Trompete, dem Flügel und am Schlagzeug.

Dass „Sampspel“ nicht nur Friede und Freude sein kann, wurde in der Eröffnungsrede von Bergljót Jónsdóttir, der Leiterin der internationalen Bergen Festspiele, deutlich. Offiziell eröffnet wurde der Kongress schließlich durch Ihre Majestät Königin Sonja von Norwegen. Sie forderte in ihrer Begrüßungsansprache die Teilnehmer dazu auf, durch ihren privilegierten Beruf zu einem internationalen Verstehen beizutragen und „in diesen Tagen in unserem schönen Land“ die dazu nötigen Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen.

Die Organisatoren sahen zum gegebenen Thema „Sampspel“ drei Schwerpunkte, sogenannte „Focus Aeras“ vor. Hier ging es erstens um die Verbindung von musikalischen Kulturen, zweitens um die Verbindung von Musikpädagogik mit andern Disziplinen und drittens um die Verbindung von musikalischen „Virtualitäten und Realitäten“. Wohl am meisten offene Fragen blieben nach dem Vortrag von Morton Subotnick, Hauptredner zur Thematik Virtualitäten und Realitäten: Er stellte ein Kompositionsprogramm vor, das den üblichen Zeichnungsprogrammen nachempfunden ist. Es sollte die Schwellenängste vor Musik mindern, das Kind zum Experimentieren anregen und zum Interesse an der Musik führen.

Doch: Dient man der Musik, wenn man sie auf den kleinsten gemeinsamen Nenner mit den bildenden Künsten reduziert? – Darf man annehmen, dass ein mit der Maus herumspielendes Kind eine innere Vorstellung von Klängen entwickelt und von selbst (so die Meinung des Redners) ein intrinsisches Interesse an der traditionellen Notation entwickelt, die ihm der Computer auch erklären soll? – Ist ein einsames Kind am Kompositionsprogramm musikalisch tätig oder wird es sogar antimusikalisch sozialisiert? – Diese von Subotnick unterschlagenen Fragen lösten Diskussionen aus, luden zum Weiterdenken ein und zum Entwerfen von Möglichkeiten, solche Sachverhalte näher zu erforschen. Hier zeigen sich Chancen der ISME-Konferenzen, auch provokativ zu sein und unfertige Gedanken zur Weiterentwicklung in die musikpädagogische Weltgemeinde zu streuen.

Es gab darüber hinaus auch einen geografisch orientierten Themenschwerpunkt: Unter der speziellen Rubrik „Nordic Sampspel“ fanden Diskussionen und Workshops statt, die als Manifestation der Musikerziehung in den nordeuropäischen Regionen gedacht waren und deren besondere Charakteristik darstellten. In der Tat, die Sprachbarriere ist groß, und leider werden die nordischen Ansätze viel zu wenig von anderen Ländern aufgenommen. Für deutschsprachige Musikpädagogen ist immer wieder die Tatsache bestaunenswert, wie nahe am Menschen die Musikpädagogik gedacht wird und welchen wissenschaftlichen Paradigmen sich die Skandinavier verpflichtet fühlen: Verschiedentlich wurde in Vorträgen des „Nordic Sampspels“ auf den Körperbezug der Musikerfahrung verwiesen. „Sinn“ zu erfahren sei ein Hauptziel ästhetischer Erziehung und Sinnerfahrung heiße, nicht nur „auf etwas zu zeigen, nicht nur etwas anzuschauen oder anzuhören“, sondern „nach etwas zu greifen“, sich ein Hörerlebnis zu eigen zu machen.

Damit stellen sich vor allem Finnen und Dänen in einen phänomenologisch-existenzialistischen Gedankenzusammenhang und berufen sich auf Forschungsmethoden phänomenologischer Prägung, vor allem in Gedankenverbindung mit dem französischen Philosophen Maurice Merleau-Ponty. Könnte der Körperbezug in der Musikerfahrung vielleicht in Zukunft sogar ein Schlüsselgedanke sein, wenn es darum geht, virtuelle Musik von gelebter Musikalität pädagogisch zu trennen?

Die ISME gliedert sich in sieben, nach musikpädagogischen Berufsgruppen geordnete „Commissions“ (näheres dazu unter www. isme.org.). Jede dieser Commissions führt jeweils eine Woche vor dem Hauptkongress einen auf ihre Berufsspezialität bezogenen Vorkongress durch. Eine der aktiveren und die bestbesuchte dieser Untergruppen ist in diesen Jahren die ECME-Commission, die diesmal mit über hundert Teilnehmenden an der Kopenhagener Lehrerhochschule tagte. Als Eröffnungsredner sprach der emeritierte Psychobiologe, Kinderpsychologe und Hirnforscher Colwyn Trewarthen aus Schottland. Er erforscht zur Zeit das Phänomen „Musikalität“ als „kommunizierte Vitalität“. Entsprechend seiner Eröffnungsrede bündelten sich auch die meisten Beiträge – bei dem Fokus auf Early Childhood nahezu unvermeidlich – um einen kommunikationsorientierten Musikunterricht in den ersten acht bis zehn Lebensjahren. Dennoch spiegelte sich in den Vorträgen eine Vielfalt der wissenschaftlichen Ansätze, die Spannbreite erstreckte sich von groß angelegten empirischen Untersuchungen (W. Gruhn: Musical Expertise – Training or Talent?) über phänomenologische Ansätze bis zu Workshops und Methodenansätzen, die Theorie und Praxis verbinden (W. Sims: Connecting Children with Music of Many Styles and Genres). Anschließend an die Vortragszeit wurden jeweils Diskussionsgruppen gebildet. So wurde diese Konferenz nicht nur zum Ideenmarkt, sondern zu einem Ort ernsthafter gegenseitiger Weiterbildung. Im Anschluss an diese erfolgreiche Vorkonferenz wird in den nächsten Monaten der Versuch unternommen werden, eine ECME Europa zu bilden. Die nordischen Länder werden dazu ihren hohen Vernetzungsgrad nutzen, so dass eine erste Konferenz – geplant im Jahre 2003 – von Dänemark aus organisiert wird und zu der dann die angrenzenden Länder eingeladen sein werden.

Soundworlds to discover: Unter diesem Thema wird in zwei Jahren der nächste ISME-Kongress in Teneriffa stattfinden. Man wird sich an diesem Kongress vermehrt um die Teilnahme von Studierenden kümmern wollen, eventuell Credits für den Besuch der Konferenz vorschlagen. Es ist zu hoffen, dass die in Bergen vermittelten Ideen dort weiter wachsen, dass in den soundworlds, den zu entdeckenden Klangwelten, weiterhin eine Körperlichkeit berücksichtigt wird und dass der dringend gebotene Fokus auf zeitgenössische Musik musikpädagogisch gedeiht.

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