Der kleine Richard saust auf einem Mondstrahl davon, hinaus aus seinem Zimmer, hinein ins Weltall. Zusammen mit der Stimme, die sich Eingebung nennt, erlebt er eine fantastische Reise. Aber das, was Richard erlebt, ist nicht nur die Reise durch das Universum; was er eigentlich erlebt, ist Musik: Neue Kammermusik für Kinder. Charles Curtis hat diese Verschmelzung von Abenteuergeschichte und Konzert komponiert – im Auftrag von KinderKinder e.V.
Der Verein KinderKinder veranstaltet seit 1987 in Hamburg Festivals, zu denen bis zu zwanzigtausend Besucher kommen. Das „KinderFest”, das seit vergangenem Jahr „KinderKinder – Das Festival“ heißt, zeigt acht Wochen lang Kindertheater, Kinderkonzerte und vieles drumherum. Oder: vieles mittendrin. Denn der Verein ist schon immer besonders neugierig auf die Zwischenwelten gewesen, auf die möglichen Verknüpfungspunkte von Musik, Literatur und Theater.
Dass es nicht so sein muss, hat das Festival immer wieder in Gastspielen aus dem Ausland gezeigt, die von Kindern und Erwachsenen begeistert aufgenommmen wurden. Schließlich hat es KinderKinder gewagt, eigene Kinderproduktionen für das Festival zu verwirklichen. So wurde 1999 „Richards Reise” produziert, zusammen mit dem Norddeutschen Rundfunk. Den Kompositions- und Textauftrag hatte KinderKinder dem damaligen Solocellisten des NDR-Sinfonieorches-ters Charles Curtis erteilt. Das Konzert ist nach der Uraufführung auch auf CD bei der Deutschen Grammophon erschienen.
„Kammerpop”, so hat der Komponist sein Werk selbst eingestuft – Musik für ein recht spezielles Ensemble: Marimba, Vibraphon, Harfe, Klavier, E-Bass, Schlagzeug, Live-Elektronik und eine Sprecherin. Terry Riley urteilte über „Richards Reise“ in höheren Tönen: „Charles Curtis’ Werk ist ein neuer Klang in der Geschichte der Raumfahrt-Geschichten, eine Erzählung, die vor lauter Originalität und Spaß fast zu platzen scheint.“ Das ist so, weil die Produktion groß sein durfte. Weil die Ideen dazu nicht permanent durch das Gebot erdrückt wurden, billig sein zu müssen.
„Erwachsene können täglich aus einem breit gefächerten Kulturangebot wählen – Kinder haben es nicht so gut”, sagt Stephan von Löwis. Allzu oft gebe es für sie nur das Vorabendprogramm im Fernsehen. „Aber ihre Sinne brauchen komplexere Genüsse, um sich zu entwickeln. Ohren und Augen müssen Muskeln kriegen, sich an Ungewohntem und Ungewöhnlichem ausprobieren. So wird der Blick auf die Welt reicher.“
Der Erfolg und die Reaktionen auf das Stück geben dem Produzenten Recht, nicht nur bei „Richards Reise“. Schon vorher wurden Robert Metcalfs „Tiere wie ich und du“ und Thomas Agergaards „Schneekönigin“ produziert. „Richards Reise“ soll aller Voraussicht nach beim Hamburger Musikfest gezeigt werden und auch ein Gastspiel in Bremen haben. Und wer auch immer sonst Interesse daran hat, sein Publikum die Welt zwischen Theater, Erzählung und Musik betreten zu lassen, kann „Richards Reise“ bei sich aufführen lassen.
Kontakt: KinderKinder e.V., Holsteinischer Kamp 104, 22081 Hamburg, Tel. 040/29 99 11 37, Fax -38; kinderkinder.de