Kindermusik ist in den Medien unterrepräsentiert, und wenn sie doch vorkommt, dann mit den Stars, die jeder kennt. Rolf Zuckowski, Fredrik Vahle, Detlev Jöcker (siehe das Porträt S. 16) und einige wenige mehr. Stars, die das neue deutsche Kinderlied in den 70er-Jahren geboren haben und sich darum bemühen, das Ansehen der gesamten Kindermusikszene zu stärken.
Kindermusik ist in den Medien unterrepräsentiert, und wenn sie doch vorkommt, dann mit den Stars, die jeder kennt. Rolf Zuckowski, Fredrik Vahle, Detlev Jöcker (siehe das Porträt S. 16) und einige wenige mehr. Stars, die das neue deutsche Kinderlied in den 70er-Jahren geboren haben und sich darum bemühen, das Ansehen der gesamten Kindermusikszene zu stärken.Ein erster konzentrierter Ausgangspunkt für dieses Bestreben war der Kinderliedkongress des Vereins KinderKinder im Jahr 1998. Der Kongress findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt: vom 8. bis 11. November in den Räumen der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg, die für den Kongress mit KinderKinder zusammenarbeitet.Für die Kindermusikszene war der erste Kongress ein einschneidendes Ereignis. Fast drei Jahrzehnte war das neue deutsche Kinderlied alt, trotzdem hatte es bis dahin noch nie einen zentralen Austausch unter den Musikern gegeben. Ein großes gemeinsames Forum existierte nicht. Zwei der bekanntesten Liedermacher dieser Szene in Deutschland, Rolf Zuckowski und Fredrik Vahle, waren sich bis dahin noch nicht ein einziges Mal begegnet – Beleg dafür, dass ein solcher Kongress allein aus Netzwerk-Gesichtspunkten überfällig gewesen ist. Ein Netzwerk, das nicht nur Liedermacher, sondern auch Journalisten und Verleger, Pädagogen und Promoter verbindet.
Warum ist ein Austausch in so einem Netzwerk wichtig? „Es gibt eine vielfältige Kinderliedermacherszene in Deutschland. Kinderliedermacher kommen aus sehr unterschiedlichen weltanschaulichen und musikalischen Richtungen, verfolgen jedoch zum Teil sehr ähnliche pädagogische Intentionen“, schreibt Fredrik Vahle, gedanklicher Vater des Kongresses. Diese Liedermacher sollten sich über ihre künstlerische und pädagogische Arbeit austauschen. Denn das ausgerechnet diese elementare Form der Musik ein Randdasein fristet – und was die pädagogisch und kulturell wertvolle Musik angeht: nach wie vor fristet – widerspricht der zentralen Rolle dieser Musik.
Pädagogen beklagen zunehmend, wie sehr das Singen bei Kindern vernachlässigt wird. Gleichwohl wird das Kinderlied immer populärer. Kinderliedermacher erreichen ein immer größeres Publikum. Trotz solcher Erfolge und trotz der anspuchsvollen Arbeit steht Kindermusik noch immer am Ende der literarischen und musikalischen Prestigeskala. Unberechtigterweise, denn es muss gefragt werden, „ob diese Form der Literatur und der Musik, durch die die meisten Menschen Literatur und Musik überhaupt erst kennen lernen, weiterhin so stiefmütterlich behandelt werden soll“, klagte Vahle im Vorlauf des ersten Kongresses, wo doch schon Enzensberger erkannt habe, dass das Kinderlied die „prima poesis“ eines jeden Menschen sei.
Der erste Kinderliedkongress hat eine Grundlage dafür geschaffen, dass diese „prima poesis“ in der Öffentlichkeit ihren Stellenwert bekommt. 150 Personen aus den verschiedensten Bereichen, die alle mit Kindern und für Kinder arbeiten, haben sich in Hamburg getroffen.
Bis heute ist es nicht nur bei dem Austausch geblieben. Der Kongress hat wesentliche Ziele erreicht: Eine Genossenschaft, die qualifizierte Rechtsberatungen in Urheberfragen für Kinderliedermacher geben soll, ist im Aufbau, Kindermusiker und Kindermusikerinnen haben sich auf der Website www.kindermusik.de zusammengeschlossen – ausschlaggebender Impuls dafür war der Kongress. In mehreren Städten sind danach KinderliedFeste veranstaltet worden, unter anderem in Berlin, Marburg, Dortmund, Kiel und Nürnberg.
KinderKinder ist auch der Veranstalter des zweiten Kinderliedkongresses. Der Verein ist ein Zusammenschluss von Schauspielern, Theatermachern, Musikern, Pädagogen und Journalis-ten, die sich für die Förderung von Kinderkultur einsetzen.
Der erste Kongress hat diese Förderung weit vorangetrieben, auch der zweite wird es tun. Wieder wird es Workshops und Diskussionen geben, außerdem zahlreiche Kinderkonzerte in ganz Hamburg und eine abschließende Gala mit Kindermusik für Erwachsene. Die Workshops werden sich um künstlerische Fragen aller Art kümmern, auch um die Arbeit mit den Medien, berufsständische Probleme und Rechtsfragen. Da beim ersten Kongress Vertreter aus den neuen Bundesländern kaum präsent waren, erhofft sich der Veranstalter nun neue Impulse aus diesen Regionen.
Kontakt: KinderKinder e.V., Holsteinischer Kamp 104, 22081 Hamburg,
Tel. 040/29 99 11 37, Fax -38; kinderkinder.de