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Ein Museum wird zum Klingen gebracht

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Horch! – ein Bericht von der Bundesbegegnung „Schulen musizieren“ in Zwickau
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Neue Impulse für die kreative Auseinandersetzung mit Neuer Musik in der Schule gingen von der diesjährigen Bundesbegegnung „Schulen musizieren“ in Zwickau aus, auf der erstmals ein Kompositionswettbewerb durchgeführt wurde.

Ermöglicht wurde der Wettbewerb durch die „Pro Musica Viva – Maria Strecker-Daelen Stiftung“, die Preisgelder in einer Höhe von insgesamt 6.000 Euro zur Verfügung stellte. Unter dem Motto „Horch! – ein Museum wird zum Klingen gebracht“ waren alle teilnehmenden Ensembles der Bundesbegegnung eingeladen, sich kreativ mit dem Namen Horch, dem Thema Auto und der Stadt Zwickau als einem der traditionsreichsten Standorte des Automobilbaus in Deutschland auseinanderzusetzen. Aus den Einsendungen wurden sechs zur Aufführung ausgewählt.

Der erste Preis ging an das Salonorchester des Hans-Thoma-Gymnasiums Lörrach. Die Komposition „HORCHester – rhapsAUDI“, die die Firmengeschichte von Horch musikalisch darstellt, macht Gebrauch von für die Neue Musik typischen Kompositionstechniken wie Aleatorik und Collage und erzeugt oft mit einfachen musikalischen Mitteln eine sehr wirkungsvolle und zeitgemäße Klanglichkeit. Beeindruckt zeigte sich die Jury auch vom Niveau der Aufführung, bei der Schüler aus allen Jahrgangsstufen mitwirkten.Die Percussion-AG „body & drum“ der Thomas-Mann-Schule Lübeck erhielt den zweiten Preis für eine perfekt choreographierte und mitreißende Performance, die sowohl klanglich als auch szenisch an Aufführungen der englischen Gruppe „Stomp“ erinnert. Als Klangerzeuger finden ausschließlich Gegenstände Verwendung, die in Tankstellen anzutreffen sind wie Ölfässer, Kanister, Besen und Schraubenschlüssel. Durch die Wahl des Instrumenta­riums fügte sich die Performance gut in den Aufführungsort ein – die historische Tankstelle des August Horch Museums. Interpretatorisch überzeugte die Aufführung durch rhythmische Exaktheit und hohe Intensität.

Das Schulorchester des Hindenburg-Gymnasiums Trier erhielt für die Aufführung der Komposition „Horch, Gedanken über das Auto“ den 3. Preis. Das Stück von Stefan Kröger, einem Schüler der 12. Klasse, vollzieht die Geschichte der Firma Horch musikalisch nach. Wenngleich die programmatische Idee nicht immer im Detail nachvollziehbar ist, so ist doch eine Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Tonsprache zu erkennen. Unkonventionelle Spielweisen werden ebenso eingebunden wie geräuschhafte Klänge, ausnotierte und improvisatorische Passagen wechseln einander ab. Die Jury würdigte auch den Sachverhalt, dass das Stück von einem Schüler weitestgehend allein komponiert und einstudiert worden war. Auch das Schulorchester „Capella Corviniensis“ des Gymnasiums Corvinianum Northeim vollzieht in seiner Komposition die Firmengeschichte Horchs nach, allerdings werden hier die Bezüge in erster Linie szenisch hergestellt. Das Stück zitiert in der Art eines Potpourris Stilelemente aus Klassik und Jazz und ist in einer eher traditionellen Tonsprache gehalten. Die Aufführung war unterhaltsam und von hoher musikalischer Qualität.

Die Entscheidung der Jury, deren Vorsitz der Direktor der Dresdner Musikhochschule Stefan Gies innehatte, und der unter anderem auch die renommierten Komponisten Dieter Schnebel und Wilfried Krätzschmar angehörten, fiel angesichts der Heterogenität der Beiträge nicht leicht. Kompositionen von vier Gymnasien, einer Grundschule und einer Förderschule mussten verglichen werden, ausnotierte Stücke konkurrierten mit improvisatorischen Konzepten und Schülerkompositionen standen Stücken gegenüber, die maßgeblich von Musiklehrern gestaltet worden waren. Insgesamt war die Formulierung in den Wettbewerbsanforderungen, die Stücke sollten „in einer zeitgemäßen Tonsprache verfasst sein“ offensichtlich recht unterschiedlich aufgefasst worden. Das führte zu einem abwechslungsreichen Programm, entsprach aber nicht unbedingt der Wettbewerbsidee, Kompositionen Neuer Musik zu fördern. Zwar griffen die meisten Beiträge einzelne Aspekte zeitgenössischer Kompositionstechniken auf, eine zeitgemäße Klanglichkeit wurde jedoch nur in den wenigsten Fällen erreicht.

Gemeinsam war jedoch allen Beiträgen eine hohe kreative Eigenleistung und der Spaß am Musizieren. Einen persönlichen Gewinn konnten sicherlich alle Teilnehmer verbuchen, sowohl durch die Beschäftigung mit zeitgenössischen musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten und dem Wettbewerbsthema als auch durch den Dialog mit anderen Ensembles, die für die gleiche Aufgabe ganz unterschiedliche Lösungen gefunden hatten. Es bleibt zu hoffen, dass der Wettbewerb nach diesem erfolgreichen Start eine Fortsetzung erfahren wird, wobei aus den Erfahrungen des ersten Durchlaufs durchaus einige Lehren gezogen werden können. So sollten die Wettbewerbsbedingungen etwas konkreter formuliert werden, insbesondere der Begriff „zeitgemäße Tonsprache“ lässt einen zu großen Interpretationsspielraum. Auch sollte eine ausgewogenere Beteiligung der Schularten angeregt werden. Nur so kann deutlich gemacht werden, dass eine qualitätvolle kreative Auseinandersetzung mit Neuer Musik in allen Jahrgangsstufen und Schularten möglich ist.

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