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Konsum-Feuer
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„Populäre Musik in den 90er-Jahren ist weniger Ware als Werbung,“ schrieb der Mediensoziologe Axel Schmidt. Dass seine Beurteilung nicht von der Hand zu weisen ist, zeigt die Realität des Mediengeschäftes. MTV und VIVA als „die“ Sendestationen der neuen Jugend- und Massenmusik waren nicht erfolgreich, weil sie nach altem Spiel populäre Musik verkauften, sondern weil sie populäre Musik an die Werbewirtschaft gekoppelt haben. Es wäre daher kaum verfehlt, Popkultur als das zentrale Zeichensystem der global agierenden Musikwirtschaft im Verbund mit einer auf Marken orientierten Entertainmentwirtschaft (von Coca-Cola bis Nike, von FDP bis SPD, vom Taschentuch bis zum Kondom) zu sehen. Das Anrüchige, welches Popmusik gegen den Muff des Herz-Liebe-Schmerz-Schlagers einmal auch verdampfte, hat sich weitgehend verflüchtigt oder geht den Weg in die Subkultur – darin gar nicht so verschieden von den Neue-Musik-Szenen.

„Populäre Musik in den 90er-Jahren ist weniger Ware als Werbung,“ schrieb der Mediensoziologe Axel Schmidt. Dass seine Beurteilung nicht von der Hand zu weisen ist, zeigt die Realität des Mediengeschäftes. MTV und VIVA als „die“ Sendestationen der neuen Jugend- und Massenmusik waren nicht erfolgreich, weil sie nach altem Spiel populäre Musik verkauften, sondern weil sie populäre Musik an die Werbewirtschaft gekoppelt haben. Es wäre daher kaum verfehlt, Popkultur als das zentrale Zeichensystem der global agierenden Musikwirtschaft im Verbund mit einer auf Marken orientierten Entertainmentwirtschaft (von Coca-Cola bis Nike, von FDP bis SPD, vom Taschentuch bis zum Kondom) zu sehen. Das Anrüchige, welches Popmusik gegen den Muff des Herz-Liebe-Schmerz-Schlagers einmal auch verdampfte, hat sich weitgehend verflüchtigt oder geht den Weg in die Subkultur – darin gar nicht so verschieden von den Neue-Musik-Szenen.Doch was schlimmer wiegt, die Musik und ihre Industrie will gerne über diesen Paradigmenwechsel hinwegtäuschen. „Infantile Aufsässigkeitsinszenierungen verschleiern die Eingebundenheit der Jugendmedien in ökonomische Strukturzwänge, und die musikalische Message setzt auf Konsum und Hipness statt auf Kritik,“ meinte Axel Schmidt. Eigentlich eine traurige Bilanz, auch wenn man weiß, dass sie im Einzelfall daneben liegt. Weder ist die Jugend im Allgemeinen so jungvertrottelt, noch ist alles die Schuld des Medienparks. Denn wer betreibt den Medienpark? Doch nicht die pubertierenden Zöglinge, sondern die Erwachsenen, die sich an der Emanzipation des Gemeinwesens immer mehr desinteressieren und zugleich mit der menschlichen Kälte, die sie produzieren, das fadenscheinige Lagerfeuer des Konsums anfeuern.

Popkultur ist zwar der Hauptdiskurs der Jugend, aber behandelt wird er nur selten. Popkultur ist heute vor allem eines: „Kult“ und damit ausdrücklich ein Diskurs ohne Diskursivität. So ist die gegenwärtige Popkultur nichts anderes als der perfekte Schleiertanz der New Economy. Die geldwerte Rechnung bezahlen momentan die Plattenkonzerne, die an Problemen des Urheberrechts laborieren, die emotionale Rechnung bezahlen wir und die Jugendlichen, deren Ich-Bildung gründlich versaut wird. Hauptsache cool – Maske auf und weg.

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