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Denkt in Jahrhunderten: Festival- Initiatorin Christine Fischer.  Foto: Astrid Karger
Denkt in Jahrhunderten: Festival- Initiatorin Christine Fischer. Foto: Astrid Karger
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Das Neue in die Mitte der Gesellschaft holen - Die Region Stuttgart versucht sich an der „Zukunftsmusik“

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Klanginstallation, Musik- und Video-performance, musikalisches Sportstück: In Stuttgart und Umgebung gibt es Anfang Oktober die „Zukunftsmusik“. Schauplatz des Festivals für zeitgenössische Musik sind zwölf Städte der Region. Veranstaltet wird die ursprünglich als einmalige Ausgabe gedachte „Zukunftsmusik“ von der Institution Musik der Jahrhunderte und der KulturRegion Stuttgart. Ines Stricker hat im Vorfeld mit Christine Fischer, der Intendantin von Musik der Jahrhunderte, gesprochen.

neue musikzeitung: Frau Fischer, im Oktober läuft die „Zukunftsmusik“ in zwölf Städten der Region. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Christine Fischer: Wir hatten schon lange vor, in der Region Stuttgart ein Festival zu machen, also die Aktivitäten, die seit Beginn 2008 im Zusammenhang mit dem Netzwerk Neue Musik laufen, zu bündeln. Am Anfang waren das lauter einzelne Projekte, die für die einzelnen Städte entstanden sind; aber es war evident, dass man, um die Zeitgenössische Musik ins Zentrum der Gesellschaft zu holen, Events kreieren muss. Wir haben ja das Netzwerk Süd (Teil des bundesweiten Netzwerks Neue Musik, Anm. d. Red.) in der ganzen Region Stuttgart angesiedelt, weil wir die Städte als Finanzierungspartner brauchten. Denn wir konnten von der Kulturstiftung des Bundes nur unterstützt werden, wenn wir eine entsprechende Kofinanzierung erreichen. Und von diesen Kommunen kam dann auch die Idee für das Festival und der Wunsch, dass in die Projekte aktiv Menschen mit einbezogen werden, die in der jeweiligen Stadt leben.

nmz: Was ist das Motto der „Zukunftsmusik“?

Fischer: Es geht um den Begriff der Innovation, um gesellschaftliche Erneuerung, um auch durch Globalisierung entstehende nachhaltige Veränderungen von Gesellschaft, um die Notwendigkeit, sich auch als Individuum einen eigenen Stand verschaffen zu müssen. Und dieser Themenkomplex war auch die Voraussetzung für die Ausschreibung an die Komponisten.

nmz: Welche Künstler haben Sie für die „Zukunftsmusik“ eingeladen?

Fischer: Uns hat besonders die junge Generation interessiert, weil sie in eine Welt der größeren Unsicherheit hineingeboren ist. Das, was wir als Sicherheitssystem wahrgenommen haben, gibt es nicht mehr: die Sicherheit eines Ausbildungsplatzes, die Sicherheit, sich hinterher im Beruf verwirklichen zu können. Man muss mobil sein, man muss flexibel sein. Daraus entsteht auch das Thema des Festivals Zukunftsmusik. Zukunftsmusik ist ja doppeldeutig, im Sinne von „unbekannt“, aber natürlich auch im Hinblick auf „Innovation“.

nmz: Es gibt eine Art musikalische Demonstration, in anderen Projekten spielen Nicht-Profis mit, es gibt sogar ein Konzert in einer Justizvollzugsanstalt. Was hat das noch mit Neuer Musik zu tun?

Fischer: Der künstlerische Kopf jedes Projekts ist immer ein Komponist, in jeder Stadt entsteht eine neue Komposition. Die Projekte sind zwar sehr oft interdisziplinär, es geht oft in den Bereich der elektronischen Musik und es gibt auch Videos. Aber wir sind in der Mitte von zeitgenössischem Komponieren, also in der Mitte von aktueller Kreativität. Die Schwierigkeit, die die Komponisten immer wieder an Grenzen bringt, ist, dass sie mit einem Material arbeiten, das sie so noch nicht kennen. Das lernt man in keiner Ausbildung. Jedes einzelne Projekt ist für uns ein Versuch mit offenem Ausgang. Ich denke zum Beispiel an Waiblingen, wo ein riesengroßer musikalischer Sternmarsch auf den Marktplatz hin organisiert wird. Beteiligt sind 450 Musiker, und zwar von den Guggenmusikern bis hin zum städtischen Sinfonieorchester, von Jugendgruppen bis zu einem türkischen Saz-Ensemble. Dabei ergeben sich ganz unterschiedliche Energien und Klangfarben. Wie klingt das? Das haben wir vorher noch nie ausprobiert.

nmz: Wie sieht die Finanzierung des Festivals aus?

Fischer: Es gilt auch hier das Finanzierungsmodell, dass die Mittel der Kommunen vom Netzwerk Süd über die Kulturstiftung des Bundes verdoppelt werden können. Die Städte selbst stehen finanziell gerade mit dem Rücken zur Wand, daher geht es nicht ohne Sponsoren.

nmz: Wird der ersten „Zukunftsmusik“ eine zweite folgen?

Fischer: Ich spiele schon mit dem Gedanken an eine Fortsetzung. Wenn man etwas anfängt und erhält so viele kreative und originelle Ideen von Künstlern und eine solche Begeisterung aus der Bevölkerung, dann kann man nicht mehr zurück. An diesem Format werden wir auf jeden Fall weiterarbeiten, vielleicht nicht unbedingt in Form eines Festivals.

Infos

Das Festival Zukunftsmusik läuft von Freitag, den 1. bis Sonntag, den 10. Oktober 2010. Nähere Informationen zum Programm, den Künstlern und den Veranstaltungsorten gibt es unter: http://zukunftsmusik-das-festival.de.

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