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Die letzte Ehre für Wolfgang Wagner – Bayreuth nimmt Abschied vom dienstältesten Theaterintendanten der Welt

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Ein letztes Mal ist Wolfgang Wagner im Festspielhaus zugegen - wenn auch nur auf einem überdimensionierten Foto, das über der Bühne hängt. Über 1000 Gäste kamen auf den Grünen Hügel, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), um dem Enkel Richard Wagners die letzte Ehre zu erweisen. Wolfgang Wagner starb am 21. März im Alter als dienstältester Theaterintendant der Welt im Alter von 90 Jahren.

Über ein halbes Jahrhundert hatte er die Leitung der
Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth inne. Nun hieß es Abschied
nehmen, von einem Mann, der den Festspielen in Bayreuth im
vergangenen Jahrhundert seinen Stempel aufgedrückt hatte.

«Es war ein langes Abschied nehmen über Tage und Wochen», sagte Joachim Thiery, Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig stellvertretend für die vielen Freunde Wolfgang Wagners. Seine Tochter Katharina habe ihn aufopfernd gepflegt. Als er am 21. März «friedlich eingeschlafen» sei, sei auch Katharina mit dabei gewesen. Thiery blickte in seiner Trauerrede noch einmal weit zurück in die Vergangenheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei ihm ein «Menschen verbindender Neuanfang der Festspiele gelungen.»

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sparte in
seiner Trauerrede nicht mit Superlativen. «Bayern, Deutschland und die Welt hat eine der facettenreichsten Persönlichkeiten verloren.» Der letzte «Theaterprinzipal» sei gegangen, sagte der bayerische Regierungschef. Es sei Wagners Verdienst, dass Bayreuth in der ganzen Welt bekannt sei. «Wir verneigen uns ein letztes Mal», sagte Seehofer.

Während Wagner für viele ein Weltbürger war, wurde er in Bayreuth einfach der «Herr Wolfgang», genannt, sagte Oberbürgermeister Michael Hohl (CSU) in seiner Trauerrede. Am 30. August 1919 wurde Wagner in Bayreuth geboren, in seiner Heimatstadt starb er auch. Diese Verbundenheit Wagners mit seiner Heimatstadt war nicht nur im Festspielhaus sondern auch vor den Türen spürbar. Viele trugen sich in das im Festspielhaus ausliegende Kondolenzbuch ein. Trotz des nasskalten Wetters kamen mehrere hundert Schaulustige, um die
Trauerfeier vor den Toren des Festspielhauses zu verfolgen und so
Abschied von Wolfgang Wagner zu nehmen.

Im Eingangsbereich des Festspielhauses lagen Kränze von
Wagner-Freunden aus Spanien und den Vereinigen Staaten. Währen der knapp zweistündigen sehr würdigen Trauerfeier, die bis auf eine Ausnahme mit der Musik von Richard Wagner umrahmt wurde, gab es auf Wunsch der Bayreuther Festspiele für Redner und Künstler keinen Applaus. Der Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker, Christian Thielemann, sprach wohl vielen aus der Seele: «Es ist unsere Pflicht sein künstlerisches Erbe zu bewahren.»
 

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