Das junge Netzwerk brauchte auch ein Kommunikationsmedium und so entstand fast gleichzeitig mit dem jugendbewegten Musikverband die Zeitschrift im Zeitungsformat „Musikalische Jugend“ als Vorläufer der neuen musikzeitung.
Dieses Jahr blickt die Jeunesses Musicales auf ihr 70-jähriges Bestehen zurück und die nmz hat ihren 70. Jahrgang erreicht. So lag die Idee nahe, eine von Redaktion und Verband gemeinsam konzipierte Ausgabe der nmz zu gestalten. Unterschiedliche Artikel in fast allen unseren Rubriken zeigen, dass dabei keine Festschrift entstanden ist, sondern dass die Impulse der Gründerjahre heute noch wirksam sind. Auf den beiden folgenden Seiten stellen wir exemplarisch für die damalige Gründergeneration einige der Macher der ersten Stunde vor, vereint entweder durch ihr Engagement für die JMD, die nmz oder für beide: Eckart Rohlfs, Bernhard Bosse, Fritz Büchtger, Klaus Hashagen, Klaus Bernbacher und Josef Anton Riedl.
Klaus Bernbacher
0421 – immer wenn die Vorwahl Bremens auf dem Display des nmz-Redaktionstelefons aufleuchtet, legt man Stift und Tastatur beiseite und nimmt sich Zeit. Klaus Bernbachers Anrufe sind ausführlich, meistens monologisch und sehr bildend. Als Musik-
journalist einer jüngeren Generation kann man stets Neues und einem sträflicherweise Unbekanntes über die kultur- und musikpolitische Geschichte Deutschlands erfahren, angefangen beim Élysée-Vertrag und dessen kulturpolitisch-musikalischen Implikationen – undenkbar ohne Klaus Bernbachers Mitwirkung –, über die Verhandlungen des Musik-Managers mit dem Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg über die Junge Oper Weikersheim und vor allem über die geplante Musikakademie im lieblichen Taubertal bis hin zur Konstitutionsgeschichte des Deutschen Musikrats und der Jeunesses Musicales. Es bleibt selten nur bei Worten: Am Ende eines Telefonates mit Klaus Bernbacher steht ein neuer Text, eine neue redaktionelle Idee oder die Verabredung zu einem noch ausführlicheren Interview.
Wer mehr wissen will, findet in dem Interview „Kämpfer für Grundrechte und Konzertsaal“, das nmz-Gründer Eckart Rohlfs mit dem zeitlebens umtriebigen Dirigenten, Radiomann und Kulturpolitiker Klaus Bernbacher zu dessen achtzigstem Geburtstag führte, weitere Informationen. Der Text war auch die Leseempfehlung der nmz-Redaktion anlässlich des 90. Geburtstags von Klaus Bernbacher am 25. Januar 2021.
Klaus Bernbacher ist der Sohn eines Geigers als Kammermusiker am Opernhaus Hannover. Er kam dadurch früh mit der Musik durch Klavierunterricht und Konzertbesuche in Verbindung. Er erlebte prägend die großen Dirigenten seiner Jugendzeit wie Furtwängler, Karajan, Knappertsbusch, Krauss und Richard Strauss bei Proben und Vorstellungen.
Bernbacher studierte Musik an der Musikhochschule Hannover und leitete als Dirigent mit der Nordwestdeutschen Philharmonie und den Bremer Philharmonikern in rund 40 Jahren rund 600 Rundfunkproduktionen sowie Konzerte. Der Aufbau der Jeunesses Musicales seit 1951 in Deutschland und die Schaffung und Entwicklung des Musikzentrums Schloss Weikersheim gehörten zu den Aufgaben, an denen Bernbacher schon während des Studiums mitwirkte.
Er selbst legte als Vorsitzender von 1963 bis 1983 mit dem Aufbau der Internationalen Sommerkurse, die seit 1956 von der Musikalischen Jugend Deutschlands quasi als ein drittes Semester für Musikstudierende in Weikersheim organisiert wurden, den Grundstein für die Kursarbeit der Jeunesses wie man sie heute kennt. Bernbacher und Klaus Hashagen gründeten 1958 in Hannover ein Studio für Neue Musik, aus dem später die Tage der Neuen Musik Hannover (1958 bis 1998) in Verbindung mit dem NDR, der Musikhochschule Hannover, der Staatsoper Hannover und Radio Bremen hervorgingen. 1962 wurde er Dirigent bei Radio Bremen und um 1969 Radio-Bremen-Abteilungsleiter, wo er den Blick stets auf die Förderung der Neuen Musik lenkte.
Wer weiter zurück will, bis zu den Anfängen der Jeunesses und der nmz – damals noch „Musikalische Jugend“ – ist herzlich ins Verlagsarchiv nach Regensburg eingeladen: Auch im Print wird er oder sie zum Thema „Bernbacher“ fündig werden.
Bernhard Bosse
1951, gerade mal sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, hatte die im Entstehen begriffene deutsche Sektion der Jeunesses Musicales mit ihrer ersten, unter anderem von Josef Anton Riedl kuratierten internationalen Festwoche im Sommer 1951 in München bundesweite Ausstrahlung. Auch ins nah gelegene Regensburg gelangte damals dieses Konzertprogramm, genauer in die Hände des Verlegers Bernhard Bosse. Das offensichtlich von jungen Menschen gemachte Programm sprach ihn an: Internationalität, Einsatz für zeitgenössische Musik, junge Interpreten spielen für junge Menschen, neue Ausbildungsziele für musikstudentische Ausbildung waren die Stichworte. An diesem Aufbruch wollte der Erbe des der Tradition verhafteten Bosse Verlags teilhaben und so nahm er Kontakt zum Münchener Jeunesses-Generalsekretär auf, zu Eckart Rohlfs. Man traf sich am Verlagssitz in der Regensburger Glockengasse und war sich bald einig: Die Jeunesses braucht eine Zeitschrift.
Zusammen mit Eckart Rohlfs gründete der Verleger Bernhard Bosse 1952 die Zeitung „Musikalische Jugend“, ab 1969 wurde daraus die „Neue Musikzeitung“. Für die Verbreitung der Ideen der Jeunesses Musicales in der noch jungen Bundesrepublik und West-Berlin war die neue Zeitschrift in Zeitungsformat von großer Bedeutung.
Seit 1957 gehörte der Bosse Verlag zur Bärenreiter-Gruppe, Bernhard Bosse blieb für weitere 30 Jahre Verlagsleiter. Mit verlegerischem Mut und Gespür für die Themen der Zeit griffen Bernhard Bosse und der Bosse Verlag in den folgenden Jahren Themen wie das Neue Geistliche Lied oder auch die musikalische Früherziehung auf.
1961 hatte die Akademie Tutzing unter der Führung des Studentenpfarrers Günter Hegele einen deutschlandweiten Kompositionswettbewerb ausgeschrieben. Verleger Bernhard Bosse nutzte die Stunde und bot sich als Verleger an: Das Lied, das den ersten Platz bei diesem Wettbewerb gemacht hatte, hieß „Danke, für diesen guten Morgen“. Dieses Lied des evangelischen Theologen und Kirchenmusikers Martin Gotthard Schneider wurde so erfolgreich, dass es bereits drei Jahre später in 26 Sprachen übersetzt worden war. In der Folge von „Danke“ sind zahllose Lieder entstanden, alleine im Bosse-Verlag zwischen 500 und 600.
Ein weiterer Verlagserfolg war die musikalische Früherziehung. Diethard Wucher, von 1969 bis 1990 Präsident und Geschäftsführer des Verbands deutscher Musikschulen (VdM), entwickelte 1968 den VdM-Modellversuch „Musikalische Früherziehung“ mit dem Ziel, Kinder zu fördern und im Besonderen auf den späteren Instrumentalunterricht vorzubereiten. Auch hier war Eckart Rohlfs der Kontaktmann zwischen Verband und Verlag.
In den 60er-Jahren übernahm Bernhard Bosse selbst die Chefredaktion mit Sitz in der Münchner Bürogemeinschaft in der Hirschgartenallee, in der sich unter anderem Jeunesses Musicales, „Jugend musiziert“ und Tonkünstlerverband für viele Jahre zusammenfanden. In dieser Zeit entwickelten Bosse und Rohlfs die Idee des Musikalmanach. Die Umsetzung zusammen mit dem Deutschen Musikrat (DMR) als Herausgeber dauerte allerdings noch beinahe zwei Jahrzehnte. Als Verleger und Herausgeber zeichnete Bosse für zahlreiche Publikationsreihen verantwortlich, etwa für die „Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts“. Weiterführende Texte zu Bernhard Bosse und dem Bosse Verlag finden Sie unter www.nmz.de
Fritz Büchtger
Fritz Büchtger, am 14. Februar 1903 in München geboren, wuchs in einer Wohnung in der Schellingstraße 54 in Schwabing auf, die er bis zu seinem Umzug 1976 ins Augustinum beibehielt. Sein Studio in der Schellingstraße war über viele Jahre eine Institution des Münchner Musiklebens. Als Büchtger 1923 sein Kompositionsstudium an der Akademie für Tonkunst in München begann, hatte man dort, wie er es mit eigenen Worten sagte, „noch keine Kenntnis von dem neuen Stil genommen“. Das ließ ihn aber nicht resignieren, sondern im Gegenteil aktiv werden: 1927 gründete er die „Vereinigung für zeitgenössische Musik“.
In den Jahren 1929 bis 1931 veranstaltete er vier große „Festwochen“, für die er wichtige Institutionen gewinnen konnte wie das Bayerische Staatstheater, die Münchener Kammerspiele, den Konzertverein, die Konzertgesellschaft für Chorgesang, den Münchner Domchor und den Rundfunk.
1940 wurde der gläubige Christ und Anthroposoph, der 1928 bereits Chorleiter der „Christengemeinschaft“ geworden war, zum Wehrdienst eingezogen und kehrte erst 1945 nach München zurück. Neben der Wiederaufnahme der eigenen kompositorischen Tätigkeit übernahm er 1948 ehrenamtlich die Leitung des 1946 gegründeten „Studio für neue Musik“ im Verband Münchner Tonkünstler. Während seiner Ägide organisierte Büchtger zehn Musikfeste und etwa 700 Einzelkonzerte, die rund 2.800 Werke zeitgenössischer Musik präsentierten. Es geschah beinahe zwangsläufig, dass der unermüdliche Promoter des Neuen 1952 zum Präsidenten der „Musikalischen Jugend Deutschlands“ (MJD) berufen wurde. 1963 wurde Klaus Bernbacher als Nachfolger von Fritz Büchtger zum Bundesvorsitzenden der MJD gewählt. Der Verleger Berhard Bosse übernahm im neuen Jeunesses-Vorstand das Amt des Schatzmeisters – Der Bau des „Hauses der Musik“, war das gemeinsame Ziel. Gemeint war das heutige Logierhaus in der Musikakademie Weikersheim, doch im übertragenen Sinne bauten die Persönlichkeiten damals maßgeblich am großen Projekt Musikleben in Deutschland.
Büchtger übte weitere Ehrenämter aus: 1956 wurde Büchtger Vorsitzender des Verbandes deutscher Oratorien- und Kammerchöre, 1955 Vizepräsident und 1960 Präsident des Verbandes Deutscher Musikerzieher und konzertierender Künstler. Mit Wilhelm Gebhardt zusammen gründete und leitete er die Münchener Jugendmusikschule, bis sie ins städtische Konservatorium übernommen wurde. Dem Leben eines städtischen Angestellten zog der unruhige Geist aber das freie Leben als Komponist, Organisator und Kulturpolitiker vor.
Klaus Hashagen
Die ersten elf Jahre seines Lebens verbrachte der am 31. August 1924 geborene Klaus Hashagen auf Java, Indonesien. Sein Vater war ein aus Bremen stammender Schifffahrtskaufmann, seine Mutter unterrichtete ihn ab 1930 im Klavierspiel. Großen Einfluss auf seine spätere kompositorische Entwicklung hatte das Erlebnis der Gamelan-Musik.
Das deutsche Musikleben hat jedenfalls stark davon profitiert, dass Klaus Hashagen 1935 mit seinen Eltern nach Thüringen zog. Dort konnte er bei der Pianistin Else Ackermann seine Klavierausbildung fortsetzen. Er erlernte weitere Instrumente, spielte in einer inoffiziellen Jazz-Combo mit und machte erste Experimente als Radio-Bastler. 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Verwundungen im Krieg verhinderten eine Laufbahn als Pianist. Nach dem Krieg begann Hashagen 1945 am Försterling-Konservatorium in Bad Salzuflen eine Ausbildung in Musiktheorie und Chorleitung bei Gustav Adolf Ravenschlag. 1946 wechselte er an die neu eröffnete Nordwestdeutsche Musikakademie Detmold und absolvierte dort ein Studium als Tonmeister.
Nach ersten Praktika beim Westdeutschen Rundfunk Köln war Klaus Hashagen 1951–66 als Tonmeister, Redakteur und Komponist für Hörfunkmusik beim Norddeutschen Rundfunk in Hannover angestellt. Er gründete – auf Anregung des Komponisten Friedrich Leinert und in Zusammenarbeit mit Klaus Bernbacher – ein Studio für Neue Musik, aus dessen Offenen Konzerten im Funkhaus ab 1958 die Tage für Neue Musik Hannover hervorgingen.
Von 1966 bis 1989 war Klaus Hashagen als Musikabteilungsleiter beim Bayerischen Rundfunk / Studio Franken in Nürnberg. 1968 gründete er das ars nova ensemble nürnberg (Leitung: Werner Heider) und rief die ars-nova-Tage ins Leben. Elektronische Musik und Kunst förderte er durch audiovisuelle Konzerte, Video- und Klanginstallationen in der Meistersingerhalle, der Kunsthalle und in Nürnberger Kirchen. Seit den 1950er-Jahren war Hashagen in zahlreichen kulturellen Gremien aktiv, unter anderem als Leiter der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler beim Deutschen Musikrat, als Vorstandsmitglied des Deutschen Musikwettbewerbs in Bonn und des Bayerischen Musikrats, als Vorsitzender des Kulturbeirats der Stadt Nürnberg und als Mitglied im Arbeitsausschuss, später auch im Vorstand der Internationalen Orgelwoche Nürnberg. Gemeinsam mit Klaus Bernbacher, Bernhard Bosse, Fritz Büchtger, Eckart Rohlfs und Josef Anton Riedl baute er die deutsche Sektion der Jeunesses Musicales auf und leitete deren Internationale Sommerkurse im Schloss Weikersheim. Dass die Jeunesses Neue Musik immer unterstützt und gefördert hat, ist vor allem seinem Einfluss zu verdanken. Bei der neuen musikzeitung war er 30 Jahre Rezensent für neue Partituren und führte die Kolumne „Neue Musik – registriert“ weiter, die Josef Anton Riedl begründet hatte. (Quelle: u.a. Wikipedia)
Josef Anton Riedl
Josef Anton Riedl, geboren in München, studierte bei Hermann Scherchen und wurde von Carl Orff gefördert. Zu Beginn der 1950er-Jahre nahm er aus Interesse für die Musique concrète Kontakt mit Pierre Schaeffer auf und komponierte erste Werke mit konkreten, später mit elektronischen Klängen. 1951 gründete er noch als Musikstudent zusammen mit Reiner Bredemeyer die Gruppe München der Jeunesses Musicales, für deren Veranstaltungen er jahrzehntelang verantwortlich war.
Zu einer seiner ersten Aktionen gehörte auch ein öffentliches Werbekonzert (nur) für die Münchner Jugend im Festsaal an der Sophienstraße. Mit dabei – damals noch ehrenamtlich – das kurz zuvor von jungen Musikern gegründete Münchener Kammerorchester als eines der ersten korporativen Mitglieder der Jeunesses Musicales Deutschland unter Christoph Stepp mit dem Cellisten Walter Reichardt als Solist.
1955 wurde Riedl Vorstandsmitglied der bundesweiten Jeunesses Musicales Deutschland, damals unter dem Vorsitz des Komponisten Fritz Büchtger. Die Eindrücke und Anregungen, die Josef Anton Riedl beim Stage International im Festival d’Aix 1951 u u erfahren hatte, setzte er im Veranstaltungsangebot für die Jeunesses-Musicales-Gruppe München bereits in der Saison 1951/52 um. Höhepunkt wurde im Sommer 1952 der Stage-International der Gruppe München (20. bis 28. September 1952). In deren Ehrenkomitée befanden sich unter anderen der Schweizer René Dovaz, damals Präsident der FIJM, die Komponisten Rolf Liebermann (Schweiz), Luigi Dallapiccola (Italien), Olivier Messiaen (Frankreich), Wolfgang Fortner, K.A. Hartmann, der Dirigent Igor Markevitch (Schweiz), Paul Vilar, der Direktor des Theâtre Populaire de Paris und andere. Erhalten blieb das Markenzeichen „Jeunesses Musicales“ noch lange bei den von ihm verantworteten Konzertreihen „Neue Musik München“, „Klangaktionen“ sowie bei der von Karl Amadeus Hartmann gegründeten Konzertreihe „musica viva“. Für die neue musikzeitung war Riedl lange Jahre Berichterstatter von den Donaueschinger Musiktagen. In der von ihm begründeten nmz-Rubrik „Neue Musik – registriert” stellte Riedl neue Kompositionen in einer übersichtlichen Systematik tabellarisch vor. Unter dem Titel „Neue Partituren” existiert diese Rubrik bis heute.
Als seine Schwerpunkte kristallisierten sich bald Neue Musik, Filmmusik, elektroakustische Musik, experimentelle Klangaktionen und außereuropäische Musik heraus. 1959 initiierte er die Gründung des Siemens-Studios für Elektronische Musik in München, dessen künstlerischer Leiter er wurde. Von 1960 bis 2009 leitete Riedl die „KlangAktionen“ München (Konzerte, Ausstellungen, Projekte für Kinder, Laien, Körperbehinderte), 1974 bis 1982 leitete er das Kulturforum der Stadt Bonn. Von 1998 bis 2010 war er programmierend und organisierend für die musica viva München tätig. Riedls kompositorische Arbeit umfasst Musik für Konzert, Film und Theater, Klanginstallationen sowie den Einsatz von Multimedia und Lautpoesie. Riedl arbeitete mit Filmemachern (Edgar Reitz, Alexander Kluge, Vlado Kristl, Peider A. Defilla), Theaterregisseuren (Fritz Kortner, Franz Xaver Kroetz), Malern (Otto Hajek), Schriftstellern (Michael Lentz), Architekten (Paolo Nestler, Werner Ruhnau) und Instrumentenbauern (Erwin Stache) zusammen. Internationale Gastspiele führten ihn zu Festivals in viele europäische Länder, nach Nordamerika und Asien.
Unter Verwendung des Lebenslaufs von J.A. Riedl in „Klang in Aktion”, ConBrio Verlag)
Ein Porträt von Josef Anton Riedl auf www.nmzmedia.de
Eckart Rohlfs
Betritt man ein Büro von Eckhart Rohlfs – egal ob heute in seinem Haus in Gräfelfing oder in früheren Münchener Tagen in der Hirschgartenallee, der Obermenzinger oder der Trimburgstraße –, dann prägte sich das Bild vom Redakteur und Manager, der – scheinbar verschwindend zwischen Türmen von Manuskripten, weltweiten Wettbewerbsankündigungen, Büchern und natürlich nmzetten – über Jahrzehnte Herz und Gründerkopf einiger bemerkenswerter Musik-Institutionen war. Es gelang ihm stets, aus diesen Stapeln zielgenau das richtige, gerade benötigte Blatt Papier zu ziehen und es einem in die Hand zu drücken. Doch Rohlfs war weit davon entfernt, ein aus der Zeit gefallener Archivarius zu sein – stets war seine EDV auf dem neuesten Stand und war Garant für sein effektives Wirken in der Szene. Für uns jüngere nmz-Redakteure war Rohlfs das personifizierte kulturpolitische Gedächtnis der nmz: Wenn auf Redaktionskonferenzen engagiert diskutiert, neue Ideen gesponnen, Themen kreiert und Standpunkte vertreten wurden, dann geschah es oft, dass Rohlfs, nachdem sich die Wogen etwas geglättet hatten, leise aber bestimmt sagte: „Ach übrigens, im Jahr 1978 gab es doch damals bereits diese Initiative des Städtetags …“ und es beschlich den Jüngeren das Gefühl, dass alles schon mal da gewesen war und man sich die Geschichte nicht progressiv, sondern als Kreislauf vorstellen muss. Praktisch hieß das für uns, aus der Geschichte zu lernen. Nicht zufällig ist Rohlfs der Erfinder der Kolumne „Vor 100 Jahren – vor fünfzig Jahren“. Jetzt ist das Stichwort „Erfinder“ gefallen. Was hat er nicht alles erfunden beziehungsweise mitgegründet: die deutsche Sektion der JMD, die nmz, Jugend musiziert, den Musikalmanach.
Einen informativen und dabei sehr persönlichen Rückblick auf das Leben und Wirken von Eckart Rohlfs verschafft ein Auszug aus einer Rede von Barbara Haack anlässlich des 90. Geburtstags unseres Gründers im Kammermusiksaal des Münchener Gasteig im Januar 2020: „‚Und unser 90 waren wir in Genf‘: Der Satz klingt etwas verstaubt. Aber er genießt in der Redaktion der nmz so etwas wie Kult-Status. Es ist die Überschrift zum Leitartikel in der ersten Ausgabe der Zeitung im Jahr 1952, und er berichtet über den siebten Weltkongress der Jeunesses Musicales in Genf. Der Artikel zeigt sehr schön, wie eng diese beiden Institutionen, für die ich heute hier stehe und Dir, lieber Eckart, zu Deinem runden Geburtstag gratulieren darf – schon in ihren Anfängen miteinander verbunden waren – und es bis heute sind: Die Jeunesses Musicales und die neue musikzeitung.
(...) Beide, Jeunesses und nmz, haben eine wichtige Rolle in Deinem Leben gespielt. Umgekehrt stimmt der Satz genauso: Du warst – über Jahrzehnte – eine zentrale Figur in beiden Institutionen. Als Generalsekretär der Jeunesses bis 1971: In diese Zeit fielen unter anderem die Gründung eines der Herzstücke des Verbands, die Arbeitsgemeinschaft Jugendorchester und die Verwandlung einer Stätte für Sommerkurse in eine ganzjährige Akademie. Später warst du dann interessierter Begleiter und nicht zuletzt historisches Gedächtnis der Jeunesses.
Und noch bis vor etwa einem Jahr warst Du Teil der nmz-Redaktion – mit immer neuen Ideen – oft jugendlicher als wir – und ein „kritischer Freund“, der gerne auch seinen Finger in Wunden legte. Aber bevor Du dies alles warst, mussten diese Institutionen erst einmal gegründet werden. Und dabei ist Deine Rolle nicht hoch genug zu schätzen. (…)
Solche hartnäckigen Visionäre wie Dich brauchen wir heute genauso dringend wie vor 70 Jahren. Dein Engagement, Deine Überzeugung, Deine „Nimmermüdigkeit“ können als Vorbild dienen. Du hast dazu beigetragen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Für all das sagen wir: Danke!“