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Riesenorchester mit unglaublicher Präzision: das Jugendorchester Venezuela in der Dresdner Frauenkirche. Foto: JMD
Riesenorchester mit unglaublicher Präzision: das Jugendorchester Venezuela in der Dresdner Frauenkirche. Foto: JMD
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Die Zukunft der klassischen Musik

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Das Jugendorchester Venezuelas auf Einladung der Jeunesses Musicales auf Deutschlandtournee
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„The Power of Music“ – unter diesem Motto hat die Jeunesses Musicales die Junge Philharmonie Venezuela zu einer Deutschland-Tournee eingeladen. Auch diesmal werden die 220 Musiker mit ihrer mitreißenden Spielfreude und atemberaubenden Präzision erneut Begeisterungsstürme auslösen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: die Überschrift entstammt einem Zitat von Sir Simon Rattle, dem Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, aus einer Pressekonferenz im Juli des vergangenen Jahres in Caracas. Folgerichtig hat er auch die Schirmherrschaft dieser Tour mit sechs Konzerten in Deutschland übernommen. Aber was fasziniert Dirigenten wie Claudio Abbado, Herbert Blomstedt, Zubin Metha, Sir Simon Rattle, Helmuth Rilling, Guiseppe Sinopoli und selbst Placido Domingo so sehr, dass sie immer wieder gerne mit den jungen Menschen in Venezuela arbeiten?

Als Jose Antonio Abreu vor genau 30 Jahren, auch aus Unzufriedenheit über die sozialen Verhältnisse in seinem Land, beschloss, eine musikalische Organisation für Kinder und Jugendliche zu gründen, ahnte niemand, dass er damit begonnen hatte die Musikgeschichte seines Landes neu zu schreiben. Abreu setzte da an, wo die Seele des Menschen berührt wird: in der Musik. Doch mindestens in gleichem Maß ging es von Anfang an auch darum, durch das Gemeinschaftserlebnis des miteinander Musizierens für diese Kinder, die oft aus ärmsten Verhältnissen stammen und buchstäblich von der Straße geholt werden, eine völlig neue Perspektive für eine sinnvolle, selbstverantwortliche Gestaltung ihres Lebens zu entwickeln. So wundert es auch nicht, dass diese mit 240.000 Kindern und Jugendlichen (das sind zehn Prozent der Gesamtbevölkerung Venezuelas!) und 15.000 Musiklehrern größte nichtstaatliche Organisation des Landes auch in die Zuständigkeit des Sozialministeriums fällt und nicht etwa in den Kulturbereich! Fast 80 Prozent der Bevölkerung Venezuelas lebt unterhalb der Armutsgrenze. Aber nicht nur die vielen jungen Musiker, sondern vor allem auch die Förderer des Orchestersystems haben verstanden, dass Musik ein idealer Schlüssel zur Bildung sein kann. Im Zusammenspiel lernen die Kinder, aufeinander zu hören und einander zu respektieren. Der Sinn der Arbeit ist die Integration der Kinder und Jugendlichen in ein Orchester und damit in ein soziales Gefüge. „Es ist nicht unser oberstes Ziel, spätere Berufsmusiker heranzuziehen, es ist unser Ziel diese Kinder zu retten!“, sagt Xavier Moreno von der „Fesnojiv“. Durch die 57 Kinder- und 125 Jugendorchester ist das lateinamerikanische Land mittlerweile regelrecht mit klassischer Musik infiziert. Eine weltweit einmalige Erfolgsgeschichte, die auch mit der Verleihung des Alternativen Friedensnobelpreises gewürdigt wurde.

Nach triumphalen Auftritten in den Jahren 2000 und 2002 lädt die Jeunesses Musicales Deutschland das nationale Jugendorchester Venezuelas bereits zum dritten Mal ein. Unter der Leitung des erst 24-jährigen Dirigenten Gustavo Dudamel, übrigens Gewinner des Gustav Mahler Dirigenten-Wettbewerbs 2004, wartet auf das Publikum auch diesmal südamerikanische Leidenschaft in Verbindung mit einer unglaublichen Präzision des „Riesenorchesters“ mit 220 (!) jugendlichen Musikerinnen und Musikern. Auf dem Programm stehen unter anderem Prokofieffs 5. Sinfonie, Beethovens Siebte, die Orgel-Sinfonie von Saint-Saëns und natürlich Werke lateinamerikanischer Komponisten.

„Von diesen jungen Musikern aus Venezuela geht eine ,Power of Music‘ aus, der sich niemand entziehen kann. Ein Verdienst unserer Jeunesses-Freunde aus Südamerika ist auch der beispielhafte Beitrag für das gemeinsame Ziel des ‚youth empowerment’s‘, also junge Menschen durch ihren Umgang mit Musik auch stark für das Leben zu machen,“ freut sich Hans-Herwig Geyer, Bundesvorsitzender der JMD und Mitglied im International Board der Jeunesses. Die Jeunesses Musicales Deutschland präsentiert die Junge Philharmonie Venezuela in diesem Jahr gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung. Nicht nur von der musikalischen Faszination überzeugt, sondern auch von der dadurch ausgehenden Kraft für positive gesellschaftliche Entwicklungen – The Power of Music –, geht es eben nicht nur darum mitreißende Konzerte zu erleben, sondern möglichst viele Gelegenheiten für Begegnungen mit deutschen Kindern und Jugendlichen zu schaffen. Besonders während des viertägigen Aufenthaltes beim Beethovenfest in Bonn, unter anderem mit der Begegnung Bonner Schüler und dem Besuch des Beethoven-Hauses, aber auch an allen anderen Stationen der Tournee sind umfangreiche Begleitveranstaltungen vorbereitet.

Im Rahmen von Symposien und Kongressen besteht für unsere heimische Musik-Szene die Chance, dieses einmalige „Sistema“ nicht nur verstehen zu lernen, sondern sich davon auch inspirieren zu lassen. Denn während hierzulande Musikpädagogen nach neuen Wegen suchen, haben die Venezulaner gezeigt, welche Kräfte gerade Enthusiasmus und Spontaneität entfalten können.

Konzerttermine

23.9. Bonn „Beethovenfest 2005”, Beethovenhalle
24.9. Hamburg „Kongress Kinder zum Olymp”
25.9. Münster, Stadttheater
26.9. Essen, Philharmonie
27.9. Bremen, Die Glocke
29.9. Berlin, Philharmonie

Venezuelean Brass Ensemble am Samstag, 24.9., in Hamburg im Rahmen des Kongresses „Kinder zum Olymp“

www.JeunessesMusicales.de

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