Gäbe es für die Schulmusik eine ebensolche Messlatte, dann wäre Sachsen zumindest im Jahr 1999 ein erster Platz sicher gewesen. Matthias Rößler (CDU), Staatsminister für Kultus, rief 1999 als „Jahr der Schulmusik“ aus. Die Initialzündung für diese Idee bekam er 1998 während des Abschlusskonzertes der Schulmusikbegegnung Baden-Württemberg – Sachsen im Leipziger Gewandhaus. Nach drei Jahren des Schulsports entdeckte der sportbegeisterte Minister sein Herz für die Schulmusik und setzte das darauf folgende Jahr flugs unter dieses Motto. Und in Sachsen sollte er gute Voraussetzungen für die Realisierung des Jahres der Schulmusik finden. In Bautzen, Dresden, Leipzig, Markkleeberg und Zwickau lernen Schüler an sechs Gymnasien mit vertiefter musischer Ausbildung. Zu ihnen gehören auch die Kreuzschule in Dresden und die Thomasschule in Leipzig. Das Rudolf-Hildebrand-Gymnasium in Markkleeberg und das Carl-Maria-von-Weber-Gymnasium in Dresden können auf eine lange Tradition zurückblicken, waren sie doch zu „DDR-Zeiten“ schon Spezialschulen für Musik, an denen die heute vielerorts fehlenden Musiklehrer auf ihr Studium vorbereitet wurden. Von den 33 sächsischen Gymnasien mit musischem Profil bieten zehn einen Leistungskurs Musik an. Hier war das Potenzial für das „Jahr der Schulmusik“ zu finden.
12.600 Mark pro Schuljahr ist ein Hamburger Schüler der Hansestadt im Norden der Republik wert. Bayern gibt immerhin noch 9.200 Mark pro Jahr für einen Hoffnungsträger des Freistaates aus. In den neuen Bundesländern steht Thüringen mit 8.300 Mark an der Spitze. Den absoluten Schlussstrich bildet der sächsische Freistaat. Mit 7.000 Mark pro Schüler ist er nicht all zu freigebig gegen seine sechs- bis achtzehnjährigen Landeskinder. Doch dass die Sachsen es verstehen, aus wenig viel zu machen, beweist der bundesweit dritte Platz in der Unterrichtsversorgung. Gäbe es für die Schulmusik eine ebensolche Messlatte, dann wäre Sachsen zumindest im Jahr 1999 ein erster Platz sicher gewesen. Matthias Rößler (CDU), Staatsminister für Kultus, rief 1999 als „Jahr der Schulmusik“ aus. Die Initialzündung für diese Idee bekam er 1998 während des Abschlusskonzertes der Schulmusikbegegnung Baden-Württemberg – Sachsen im Leipziger Gewandhaus. Nach drei Jahren des Schulsports entdeckte der sportbegeisterte Minister sein Herz für die Schulmusik und setzte das darauf folgende Jahr flugs unter dieses Motto. Und in Sachsen sollte er gute Voraussetzungen für die Realisierung des Jahres der Schulmusik finden. In Bautzen, Dresden, Leipzig, Markkleeberg und Zwickau lernen Schüler an sechs Gymnasien mit vertiefter musischer Ausbildung. Zu ihnen gehören auch die Kreuzschule in Dresden und die Thomasschule in Leipzig. Das Rudolf-Hildebrand-Gymnasium in Markkleeberg und das Carl-Maria-von-Weber-Gymnasium in Dresden können auf eine lange Tradition zurückblicken, waren sie doch zu „DDR-Zeiten“ schon Spezialschulen für Musik, an denen die heute vielerorts fehlenden Musiklehrer auf ihr Studium vorbereitet wurden. Von den 33 sächsischen Gymnasien mit musischem Profil bieten zehn einen Leistungskurs Musik an. Hier war das Potenzial für das „Jahr der Schulmusik“ zu finden. Zahlreiche Veranstaltungen und Treffen wurden 1999 vom Regionalschulamt in Leipzig, engagierten Lehrern und Vertretern des Kultusministeriums organisiert: Treffen von Chören der Gymnasien in Riesa und der Mittelschulen in Kamenz, Open-Air-Konzerte der verschiedensten Musikensembles im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele, Schulmusikfeste der Grund- und Förderschulen in Coswig, der Wettbewerb sächsischer Schulbands „Soundcheck“ oder der Tag der sächsischen Schuljugendbläser in Klingenthal. Ein besonderes Ereignis war im Juni das Chor- und Orchesterprojekt „Dreiklang“. So wurde bereits im Jahr 1996 in Zittau, der Stadt im Dreiländereck, ein Eurochor gegründet. Jugendliche Sänger und Musikanten aus polnischen, tschechischen und sächsischen Grund- und Mittelschulen begegneten einander, um im Eurochor und Euroorchester gemeinsam zu musizieren. Auch künftig sollen im Rotationsprinzip Probelager stattfinden, mit darauf folgenden Konzerten im gesamten Dreiländereck. Doch auch die guten Kontakte zu Baden-Württemberg wurden im Jahr der Schulmusik gepflegt. Die „Begegnung der Schulmusik Baden-Württemberg – Sachsen“, die 1999 bereits zum neunten Mal stattfand, wurde Anfang Oktober in Friedrichshafen ausgetragen. Für fünf sächsische Chöre und eine Schülerband waren die Tage am Bodensee eine Bestätigung und Bereicherung.Eine ganz andere Farbe, nämlich zwei Wettbewerbe, bereicherten das Jahr der Schulmusik. „Kreativ – Kontraste – Impressionen“ forderte junge Liedermacher an sächsischen Schulen auf, ihre Liedkompositionen einzureichen. Eine zwölfjährige Schülerin aus Nossen gewann unter den achtzehn Teilnehmern den ersten Preis, der mit 1000 Mark dotiert war. Der Instrumentenwettbewerb „Vom Klangbaustein zum Keyboard“ wollte über das Jahr der Schulmusik hinaus das Fach Musik weiter profilieren. Praktisches und aktives Musizieren sollte verstärkt befördert werden. Hier waren geistreiche, musisch kreative Musikvorhaben der einzelnen Schulen gefragt. Aufgrund der eingereichten Ideen und Projekte wurden und werden Musikinstrumente und -medien im Wert von 400.000 Mark bereitgestellt. Eine Jury traf die Auswahl unter Schulen aller Schularten. So konnte dem Lichtwer-Gymnasium Wurzen ein Cembalo überreicht werden, Schülerbands wurden mit Instrumenten ausgestattet und sogar die Restaurierung einer Schulorgel wurde realisiert. Auch das neugegründete Bornaer Schulorchester wurde mit Instrumenten ausgestattet. Es steht übrigens in gemeinsamer Trägerschaft des Bornaer Gymnasiums und der Kreismusik- und Kunstschule „Ottmar Gerster“ Leipzig-Land. Dieses Blasorchester ist ein lautstarkes Beispiel dafür, dass Schulmusik und Musikschule nicht immer getrennte Wege gehen müssen und sich gegenseitig ergänzen können.
Doch nicht nur Schüler sollten vom Jahr der Schulmusik profitieren. Die Sächsische Akademie für Lehrerfortbildung veranstaltete im November für Musiklehrer ein Symposium „Schulmusik in Sachsen“, auf dem Referenten aus Freiburg, München und Dresden zu Gast waren. Über Lernforschung und ihre Anwendung sowie Perspektiven des Musikunterrichts wurde diskutiert. Auch die Weltmusik war ein Thema.
Soweit die guten Nachrichten. Und jetzt der Wermutstropfen: Ausgerechnet Leipzig, die Stadt die sich als Musikstadt weltweit brüstet, hat im Jahr der Schulmusik die Stelle der verantwortlichen Organisatorin für Schülerkonzerte abgebaut. Die Personalfrage im Leipziger Rathaus stand zur Debatte, Stellen mussten abgebaut werden, auch das Kulturamt hatte eine zu opfern. Ohne langes Nachdenken, wie konnte es anders sein, übertrug man die Verantwortung für die Schülerkonzerte der hiesigen Musikschule „Johann Sebastian Bach“. Der Mitarbeiterin des Rathauses, die jährlich etwa 170 Schülerkonzerte organisiert, wurde eine freiwerdende Stelle in der Musikschule zugewiesen. Die reiche Orchesterlandschaft in Leipzig ermöglicht außerordentliche Konzerte für Schüler. So ist es keine Seltenheit, dass sie im Gewandhaus durch den engagierten Gewandhauskapellmeister Herbert Blomstedt persönlich eine musikalische Unterrichtsstunde erhalten. Die Qualität der Leipziger Schülerkonzerte sind bundesweit einzigartig und die Musikschule könnte sich Lorbeeren verdienen, wenn sie sich auf Etatkürzungen nicht einlässt.
Mit dem Jahr 2000 ist der Alltag im sächsischen Schulwesen wieder eingezogen. In punkto Musikunterricht ist dessen Stellenwert mit anderen Bundesländern vergleichbar und liegt sogar darunter. In den Klassen eins bis vier wird eine Wochenstunde zu 80 Prozent von fachfremden Lehrern unterrichtet, denen allerdings die Möglichkeit der Weiterbildung für das Fach Musik eingeräumt wird. Von der fünften bis zur siebten Klasse besuchen die Schüler zwei Stunden pro Woche den Musikunterricht und in den vier musischen Stunden, die im Gymnasium erteilt werden, haben Kunst und Darstellendes Spiel oft den Vorrang. Ein funktionierendes System von Fachberatern für das Fach Musik muss erst aufgebaut werden. Der Landeselternrat hat 1998 anlässlich einer Umfrage die traurige Feststellung gemacht, dass sogar 30 Prozent der Eltern die Fächer Musik und Kunst zugunsten anderer Fächer streichen würden. Es ist zu hoffen, dass das Jahr der Schulmusik dieser Tendenz entgegenwirken und beweisen konnte, welch wichtige Rolle Schule auch als Kulturträger spielt. Vor allem in Kleinstädten können Schulchöre und Schülerensembles der oft geringschätzigen öffentlichen Meinung gegenüber dem Schulwesen entgegenwirken.
Der Mord an der Lehrerin in einem Meißner Gymnasium(!) scheint sogar im Kultusministerium etwas bewegt zu haben. Auf einer Landtagssitzung Anfang Februar äußerte sich Kultusminister Rößler, der bisher eher als Abwickler des sächsischen Schulwesens bekannt war, sich aber jüngst zum verständnisvollen Bildungsfreund wandelte, gegen einen weiteren Abbau der Lehrerstellen parallel zum Rückgang der Schülerzahlen. In den Reihen seiner eigenen Partei fand er dafür freilich wenig Verständnis. Äußerte doch sogar Ministerpräsident Biedenkopf, Sachsen sei ein armes Land und könne keine Mittel, die für den Aufbau des Landes dringend notwendig seien, für Personal ausgeben. Mit einer Kürzung im Bildungswesen zieht er sich so möglicherweise selbst den Boden unter den Füßen weg. So kurzsichtig darf nicht entschieden werden. Lieber sollte man die Chance nutzen, welche sich auftut, wenn in den Jahren 2007 bis 2010 nur noch ein Drittel der heutigen Schülerzahl an sächsische Schulen zu verzeichnen ist. Der eigentlich fatale Rückgang der Geburtenzahlen könnte eine Reform im Bildungswesen vorantreiben. Bei der geplanten Schließung von 180 sächsischen Schulen, die in greifbare Nähe gerückt ist, sollte ein Anfang gemacht werden und auf Kündigungen oder Teilzeitlösungen verzichtet werden. Die Lehrer-Schüler-Relation kann so schrittweise ins Lot gebracht werden. Denn zum weiteren Aufbau eines Landes sind kreative, entscheidungsfreudige Menschen die Hauptvoraussetzung.