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Fundgrube

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Haydn-Klaviertrios bei Peters
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Neuausgabe der drei Klaviertrios, Hob. XV: 15–17 (mit Flöte) von Joseph Haydn durch Klaus Burmeister, Peters Nr. 8907 linie.gif (77 Byte) Man könnte sich fragen, ob diese neueste (1998) Ausgabe der Klaviertrios von Haydn unbedingt nötig war. Gibt es doch schon seit langem die Veröffentlichungen bei Breitkopf sowie bei Henle. Vor dem Hintergrund der Unmenge an lohnender und noch unveröffentlichter Flötenliteratur wünscht man sich mehr kundige Herausgeber und Verlage, die dieses musikalische Erbe wenigstens teilweise zugänglich machen würden. Aber Verlage und Veranstalter setzen weiterhin auf große Namen und vernachlässigen – wohl aus merkantilen Gründen – den größten Teil unseres so wertvollen musikliterarischen Erbes. Aber zurück zu den Haydn-Trios: Als wir früher diese Werke spielten, waren wir froh, das Notenmaterial überhaupt zu bekommen – und das war damals die Ausgabe von Breitkopf. Halbwegs gut ausgebildete Musikanten machten sich dann den Text zurecht – egal wie die Ausgabe auch aussah. (Es sei denn, sie war zu haarsträubend.) Ich bin auch sicher, dass die meisten Konzerte und Einspielungen nach der alten Breitkopf-Ausgabe gemacht wurden. Durch Musikforschung und durch das Spielen auf historischen Instrumenten hat sich im Laufe der Jahre unser Musikverständnis jedoch so gewandelt, dass man heute einen Notentext wünscht, der dem Originalbild möglichst nahe kommt und somit das kompositorische Geschehen auch zusätzlich noch mit den Augen nachvollzogen werden kann. Somit wurde unser Bewusstsein durch möglichst genaue und originale Textnotierung, Artikulation, Phrasierung, Verzierung und Dynamik in den Neuausgaben der Verlage weiter geschärft. Einem Herausgeber kommt hier eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe zu. Er muss bei seiner Tätigkeit als Herausgeber (Nicht als Bearbeiter!) soweit wie möglich hinter dem Werk zurücktreten und darf auf keinen Fall eigenmächtig in die Vorlage eingreifen. Er muss immer bestrebt sein, ein möglichst genaues Bild der jeweiligen Vorlage zu vermitteln (eventuell mit Revisionsbericht). Wer die oft sehr unklare Quellenlage in den Archiven kennt, weiß um diese mühevolle Arbeit. Klaus Burmeis-ter hat nun in seiner Neuausgabe alle diese Dinge hervorragend gelöst. Es ist eine Ausgabe entstanden, die man mit Freude und Respekt in die Hand nimmt und nach der man gerne spielt. Nachwort und Revisionsbericht sind für den wissenschaftlich Interessierten eine echte Fundgrube und geben die heute gewünschte Hintergrundinformation. Wie gewohnt ist auch der Peters-Druck tadellos. So bleibt nur zu hoffen, dass diese hübschen Klaviertrios mit Flöte von Joseph Haydn noch öfter als bisher in den Musikprogrammen erscheinen mögen. Rein technisch gesehen gehören diese Trios nicht zum Schwersten und sind somit auch für fortgeschrittene Schüler realisierbar. Musikalisch sind sie jedoch anspruchsvolle Werke und äußerst lohnende und empfehlenswerte Kammermusikliteratur.

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