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Große Buchumfrage 1997

Untertitel
Wissenschaft und Forschung
Publikationsdatum
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Christofer Schweisthal: Die Eichstätter Hofkapelle bis zu ihrer Auflösung 1802. Ein Beitrag zur Geschichte der Hofmusik an süddeutschen Residenzen, Schneider Tutzing 1997, 331 Seiten.Ein Vorbild an Gründlichkeit und Genauigkeit für die – Gott sei Dank – immer zahlreicher werdenden regionalgeschichtlichen Forscher im Bereich der Musikgeschichte. Dr. Hans-Bruno Ernst, Direktor des Landesmusikakademie Walther Dürr/Andreas Krause (Hrsg.): Schubert Handbuch, Bärenreiter Kassel, Metzler Stuttgart 1997, 684 Seiten, 128 Mark. Aus Ergebnissen der Wissenschaft und einer leserbezogenen Didaktik wurde ein Handbuch, das Praktiker wirklich brauchen können: Musikpädagogen, Interpreten, Journalisten, auch und gerade ambitionierte Laien. Dr. Hans-Bruno Ernst Vorzügliche Werkübersicht, vorzüglicher Problemkatalog, vorzügliche Autoren. Dr. Peter Gülke, Dirigent Christoph Wolff (Hrsg.): Die Welt der Bach-Kantaten. Band II. Johann Sebastian Bachs weltliche Kantaten, Metzler Stuttgart, Bärenreiter Kassel 1997, 240 Seiten Wer übersichtliche und zugleich tiefgründige Informationen zu diesem etwas weniger geläufigen Thema sucht, findet hier Hilfen für Aufführung und Musikbetrachtung mit neueren wissenschaftlichen aufführungspraktischen Erfahrungen. Dr. Hans-Bruno Ernst Charles Rosen: The Romantic Generation, Harvard University Press 1995, 723 Seiten, ca. 90 Mark. Keine Geschichte der romantischen Musik, aber wohl das wichtigste Buch zum Thema seit Alfred Einsteins „Romantik in der Musik“. Konzentriert einerseits auf romantische „Leitmotive“ (Klang, Fragment, Natur), andererseits auf die Generation Chopin-Liszt-Mendelssohn-Schumann. Rosen ist ein glänzender Analytiker, der den Notentext wirklich zum Sprechen bringt, ein glänzender Stilist und nicht zuletzt ein sehr sensibler Pianist, wie die beigelegte CD demonstriert. Er hat außerdem den Mut zur Subjektivität, den nur große Souveränität verleiht. Prof. Dr. Ludwig Finscher, Heidelberg Franz W. Beidler: Cosima Wagner-Liszt. Der Weg zum Wagner-Mythos, Pendragon Bielefeld 1997, 428 Seiten. Eine echte Trouvaille: die Fragment gebliebene, große Cosima-Biographie von ihrem ältesten Enkel Franz W. Beidler, Sohn Isolde Wagners, des ersten gemeinsamen Kindes Cosima und Richard Wagners. Ungemein kenntnisreich, gut geschrieben (Beidler war langjähriger Sekretär des schweizerischen Schriftstellerverban- u des und selbst eine nicht unbeträchtliche literarische Begabung, Linksintelektueller und gut mit Thomas Mann bekannt). Darüberhinaus enthält der Band weitere ausgewählte Schriften Beidlers sowie den Briefwechsel mit Thomas Mann. Das Nachwort Borchmeyers, fast schon eine eigene Studie, rückt die Geschichte der Familie Wagner und der Bayreuther Festspiele in eine doppelte historische Optik. Für mich die bedeutendste Neuerscheinung zur Wagner-Kulturgeschichte und -Biographik der vergangenen Jahre. Aktuell v.a. durch ihren sozialgeschichtlichen Ansatz. Ein Muß für alle, die sich für Richard Wagner und die Folgen interessieren! Dr. Sven Friedrich, Direktor des Richard-Wagner-Museums Bayreuth Irina Kaminiarz: Richard Strauss Briefe aus dem Archiv des Allgemeinen Deutschen Musikvereins (1888–1909). Schriftenreihe der Hochschule für Musik „Franz Liszt“, Bd. 1, Böhlau-Verlag 1995. Ein nicht zuletzt durch präzise und umfangreiche Kommentare der an der Weimarer Musikhochschule forschenden und lehrenden Autorin wertvoller und mit Reproduktionen von Konzertprogrammen wie einigen Faksimiles ebenso sprechender wie ansprechender Band, der nicht nur die große Rolle des schon damals erfolgreich agierenden und lavierenden Strauss im ADMV zeigt, sondern auch einiges von historischem Ton und Farbe der Phrase der „Moderne“ beziehungsweise des „fin de siècle“ vorstellt – eine würdige und vielversprechende Eröffnung der neuen Hochschulreihe. Prof. Dr. Hanns-Werner Heister, Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden Peter V. Zima (Hrsg.): Literatur intermedial. Musik – Malerei – Photographie – Film, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1995, 309 Seiten, Abb., Notenbeispiele. Ein facetten- und aufschlußreicher Sammelband, in den drei Teilen Wort und Ton, Wort und Bild sowie Wort, Bild und Ton liefern die Autoren viel Material und Gedanken zu den Querverbindungen zwischen den Künsten – besonders interessant in unserem Zusammenhang der exemplarisch durch die Zeiten vorgehende Beitrag über Literatur-Vertonungen (Ulrich Müller), die Theorie- und Stoffzusammenstellung über Einflüsse von Musik auf Literatur sowie Analogien zwischen beiden (Albert Gier), schließlich die weitgespannte, glänzende Zusammenschau beziehungsweise Analyse/Synthese von „Oper als Gesamtkunstwerk“ (Gerhard Scheit). Prof. Dr. Hanns-Werner Heister Marco Bischof: Biophotonen – das Licht in unseren Zellen, Zweitausendeins Frankurt/Main 1995. Eine Herausforderung an Post-Modernisten. hespos, Komponist Orberto Cotroneo: Die verlorene Partitur, Insel Verlag Frankfurt/Main 1997, 256 Seiten, 39,80 Mark. Wer davon träumt, endlich die ganz große, alle anderen noch übertreffende 33. Klaviersonate von Beethoven auf dem Dachboden eines österreichischen Wirtshauses oder einer Kirche zu entdecken, wer gerne in Nachlässen thüringerischer Kantoren nach dem 3. Band eines dann immer noch wohltemperierten Klaviers gräbt, den fasziniert der Fund von Roberto Cotroneo eines unbekannten Finales der „Vierten Ballade“ von Chopin. Das Buch ist gleichzeitig ein hinreißender Überblick über Virtuosentum, über Größe und Verzagtheit der Pianisten. Ein Flügel ist eben doch das Instrument, in welchem die ganze Fülle der Musik verborgen ist. Prof. Dr. Reinhard Kreile, GEMA Wolfgang Gratzer: Nähe und Distanz, 2 Bd., Wolke Verlag Hofheim 1996/97, ca. 650 Seiten, 58 Mark. Doppelanalysen seitens Komponist und Musikwissenschaftler von ausgewählten Werken der gegenwärtigen Musik. Rolf Riehm, Komponist Eberhard Klemm: Spuren der Avantgarde, Edition MusikTexte. Klemm war einer der wichtigsten Musikwissenschaftler der DDR, der es allerdings wegen seiner kritischen Einstellung gegen den Staat ziemlich schwer hatte. Seine Aufsätze über die Musik unseres Jahrhunderts sind nicht nur hochbedeutend, sondern auch voller überraschender Gesichtspunkte. Prof. Dieter Schnebel

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