Berlin - Der scheidende Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender, hält die Berliner Opernlandschaft für schlecht strukturiert, zu teuer und publikumsfremd. Im Deutschlandfunk sagte Holender am Sonntag, In Berlin werde eine «Ware» hergestellt, ohne dass es dafür die nötigen «Abnehmer» gebe. Es sei «katastrophal», wenn die Staatsoper Unter den Linden eine Auslastung unter 60 Prozent vorweise: «Der Apparat ist enorm, es ist teuer, und es wird von den Leuten nicht angenommen. Das ist die Wahrheit.»
Holender plädierte für eine Generalintendanz für alle drei Berliner Häuser: «mit großen Reduzierungen im Orchester- und Chorbereich». Man müsse nicht in Berlin an einem Abend eine Oper mit großem Chor aufführen und dafür zwei Chöre aufrecht erhalten. Die großen Opern sollten in der Deutschen Oper gespielt werden, die kleinen in der Staatsoper Unter den Linden. Es sei geradezu lächerlich, dass in Berlin drei «Rosenkavaliere» aufgeführt würden.
Auch die Festspiele in Salzburg und Bayreuth ließ Holender nicht ungeschoren. In Salzburg sei inzwischen alles, was vor und nach der Aufführung geschehe, wichtiger als die Vorstellung selbst. Wenn das Gesellschaftsleben aber wichtiger sei als das Stück, sei dies «das Ende».